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07.07.2006

Glaubenszeuge, nicht Allroundversorger sein - Bischof Reinelt beim Tag der pastoralen Dienste in Eichstätt

Eichstätt, 07.07.2006. (pde) – Mut zu einer Seelsorge des „qualitativ hochwertigen Brückenbauens“ hat der Dresdener Bischof Joachim Reinelt beim „Tag der pastoralen Dienste“ anlässlich des Willibaldsfestes in Eichstätt gefordert. Brücken bauen zu den vielen Menschen, die mit dem christlichen Glauben nicht mehr viel anfangen können, das sei die große Herausforderung der Kirche in Deutschland heute.

Es mache Sinn, Brücken auch dorthin zu bauen, wo man sich dem Evangelium versperrt. Kein Mensch werde die Todesfrage los, kein Mensch werde die Sinnfrage los: „Wir sollten niemanden aus unserem Brückenbauprojekt ausschließen, denn auch die oberflächlichen Fragesteller merken irgendwann, dass man von der Schale nicht satt wird, man braucht den Kern“. Es gebe Tausende von Menschen, die die Antworten des Evangeliums suchen. Denen müsse man deutlich machen: Kirche ist keine Organisation, die ständig fordert, sondern eine Gemeinschaft, in der man etwas geschenkt bekommt, betonte der Bischof in seinem Vortrag vor den Priestern und Diakonen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im pastoralen Dienst der Diözese Eichstätt.

Allerdings sei nicht die Menge der Aktionen entscheidend: „Ein Christ der leuchtet ist für andere am ehesten einleuchtend“. Gemeindeaktionen seien deswegen höchstens der Rahmen, in dem die eigentliche Leuchtkraft dann zum Tragen kommen könne. „Wenn aber ein Haus der Caritas zwar äußerlich als Krankenhaus, Pflegeheim oder ähnliches funktioniert, aber die Ausstrahlung der göttlichen Liebe fehlt, kann man getrost das Caritasschild abschrauben.“

Manche Bauunternehmer nehmen zu viele Bauaufträge an und bauen in der Folge Brücken mangelnder Qualität. Das könne für die Seelsorge im übertragenen Sinn ähnlich gelten, „wenn wir die Kontakte zu anderen Menschen nur eilig und halb machen“. Wenn der Seelsorger diese oder jene Familie besucht und eine andere nicht, wenn ein Bischof diesen oder jenen Festgottesdienst zelebriert und einen anderen nicht, wenn ein Pfarrer diese oder jene Beerdigung selber hält und eine andere nicht, wenn jemand an der Sitzung dieser Gruppe oder jenes Vereins teilnimmt und bei einer anderen nicht anwesend ist, dann entspreche das dem Vorbild Jesu, der ganz offensichtlich kein „Allroundversorger“ gewesen sei.

Kirche sei nicht ein Raum für Auftritte. „Wir müssen der Unsitte der Kettenredner bei den Grußworten entgegen treten.“ Der Hauptdarsteller in der Kirche sei nach wie vor der Heilige Geist. In erster Linie müsse möglichst vielen der Glaube bezeugt werden und nicht jeder Anspruch der Gemeinde abgesättigt werden. Auch aus der Erfahrung einer Kirche in der Minderheit, wie er es in den östlichen Bundesländern erlebe, gebe es keinen Anlass zum Pessimismus, sagte Bischof Reinelt. „Die Zeit der Kirche, in der sich zuviel in den eigenen Kreisen bewegte, aber viel zu wenig nach außen strahlte, ist vorbei. Das ist nicht Verlust, sondern Segen.“

 

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