Vom Papier in die Praxis
„Evangelii Gaudium“ und „Laudato si“ inspirierten weitere Dokumente, wie zum Beispiel „Schöpfungsverantwortung als kirchlicher Auftrag – Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen (Erz-)Diözesen“, 2018 von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) veröffentlicht. In gleichen Jahr veröffentlichte der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) den Text „Geliehen ist der Stern, auf dem wir leben“. Die Texte der DBK und EKD ermutigen die Gemeinden und kirchlichen Einrichtungen ausdrücklich, sich selbst ehrgeizige Ziele für nachhaltige Veränderungsprozesse zu setzten.
Einige kirchliche Einrichtungen machen sich in diesem Zusammenhang auf den Weg der Gemeinwohl-Ökonomie. Laut Oliver Koch, Sprecher der Arbeitsgruppe Kirche der GWÖ-Deutschland, haben bereits elf katholische und dreizehn evangelische Organisationen eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Dazu gehören mehrere Einrichtungen der Diakonie, das Katholisches Bildungswerk Traunstein sowie die Caritasverbände Gütersloh, Köln, Paderborn und Ruhr-Mitte. „Tatsächlich sehen wir insbesondere bei der katholischen Kirche ein großes Interesse an der Gemeinwohl-Bilanzierung von Einrichtungen der Caritas“, sagt Koch.
Im Erzbistum Freiburg setzen sich Kirchengemeinden im Projekt der „Werkstatt Ökonomie Heidelberg“ mit dem Ansatz der Gemeinwohl-Ökonomie auseinander. Die Werkstatt vernetzt die Akteure und Akteurinnen, um bisherige Projekte und Erfahrungen aus der Kirche und der GWÖ-Bewegung zusammenzuführen und weiterzuentwickeln.
Das Bistum Passau arbeitet an der Weiterentwicklung seiner „Leitlinien für Ökologie, Gemeinwohl-Ökonomie und weltweite Entwicklungszusammenhänge“. Die geltende Fassung von 2020 schreibt unter dem Stichwort „Nachhaltiges Wirtschaften“ vor: „Beginnend mit Energie, Lebensmitteln und Büromaterialien gilt es, in diözesanen Einrichtungen und Kirchengemeinden die Beschaffung an ökologischen und sozialen Kriterien sowie an Langlebigkeit und Qualität auszurichten.“ Im Bistum Eichstätt ist „Nachhaltigkeit/Solidarischer Lebensstil“ ein Schwerpunkt des Strategieprozesses. Das Bischöfliche Ordinariat verpflichtet sich in seiner Umweltpolitik „dauerhaft umweltgerecht und sozialverträglich zu handeln sowie nachhaltiges Wirtschaften zu fördern“. Durch Umsetzung solcher Leitlinien bewegen sich kirchliche Einrichtungen in Richtung Gemeinwohl-Ökonomie, auch wenn sie noch nicht entsprechend zertifiziert sind. „Mit einer Gemeinwohl-Bilanz können kirchliche Einrichtungen zeigen, für welche Werte sie stehen und so ihre Glaubwürdigkeit erhöhen“, sagt Oliver Koch.