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11.08.2008

Gemeinwohl ist Summe der Rahmenbedingungen für menschenwürdiges Leben - Lehrertagung beschäftigte sich mit dem Verhältnis zwischen Staat und Religion

Lehrertagung

Die Referenten der Studientagung v.l.n.r. Professor Dr. Peter Eich, Dr. Bertram Blum, Professor Dr. Pedro Barcelo

Eichstätt/Beilngries. (pde) - Kirche und Staat sind auf ihrem Gebiet voneinander unabhängig und autonom. Als Voraussetzungen für die Erfüllung des Weltauftrags der Kirche gilt die Solidarität mit den Menschen und die Anerkennung der Eigengesetzlichkeit der irdischen Wirklichkeiten. Wie aktuell Geschichte sein kann, zeigte die 58. Studientagung für Lehrerinnen und Lehrer des Diözesanbildungswerkes in Schloss Hirschberg. 30 Lehrer aus sechs Diözesen beschäftigten sich mit dem Thema „Staat und Religion – Zu den historischen Wurzeln eines aktuellen Spannungsverhältnisses“. Referenten waren die Professoren Dr. Pedro Barcelo und Dr. Peter Eich, beide Althistoriker an der Universität Potsdam sowie Dr. Bertram Blum, der Direktor des Diözesanbildungswerkes Eichstätt.

Barcelo zeigte zunächst die Einheit von Staat und Kult in der Antike auf, sowohl im griechischen Stadtstaat („Polis“) wie im antiken Rom. Dabei war Politik nach seinen Ausführungen „Menschensache unter dem Dachverband der Götter“. Es handelte sich also nicht um einen Gottesstaat, wie ihn der Islam mit seinem theokratischen Weltbild kennt. Dort ergeben sich aus der göttlichen Offenbarung die Regeln des Staates. Deshalb gibt es im Islam keine Trennung von Religion und Staat. Die christlich-abendländische Tradition weist hier einen fundamentalen Unterschied auf, wie Barcelo nachwies. Ausgehend vom römischen Kaisertum des Augustus, in dem eine Zentralfigur für den Kult geschaffen wurde, zeigte er die Annäherung der Kaiser an die Götter auf. Diese Entwicklung kam mit Konstantin zum Bruch, der sich Christus als Schutzgott auswählte. Mit dem Auftauchen der Christen und ihrem monotheistischen Anspruch wurde das römische Kultsystem existentiell gefährdet und schließlich verdrängt. Damit wurde auch die Funktion des Kaisers verändert, denn Pontifex Maximus wurde nun ein anderer, der römische Bischof. Damit sind Religion und Staat zwei unterschiedliche Größen, auch wenn die Auseinandersetzung um die Vorherrschaft die Geschichte noch lange bewegte.

Professor Eich sprach über die Auswirkungen und Gefahren des religiösen Fundamentalismus, ein Phänomen in allen großen Religionen, das gerade in Krisenzeiten zu einem „Schließen der Reihen“, zur Abgrenzung und zur Angst vor Identitätsverlust führt. Und das mit großem Gewaltpotential, wie die Geschichte zeige. Als Ausweg nannte er den Dialog, dessen Voraussetzung aber das Wissen um die eigene Religion sei und die entsprechende Gesprächsfähigkeit.

Nach dem Gang durch die Geschichte mit ihren Entwicklungen ging Dr. Bertram Blum zum Abschluss der Tagung auf das Verhältnis von Kirche und Staat nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ein. Die Aussagen der dafür einschlägigen Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute nannte er zusammenfassend ein „Plädoyer für die Würde des Menschen“. Als Voraussetzungen für die Erfüllung des Weltauftrags nenne das Konzil die Solidarität mit den Menschen, die Identität von Dienst der Kirche und Dienst am Menschen, die Wahrnehmung der Zeichen der Zeit, die Sicht des Menschen als Ebenbild Gottes, die der Würde des Menschen zugrunde liegt, und die Anerkennung der „Eigengesetzlichkeit der irdischen Wirklichkeiten“. Auf dieser Basis seien Kirche und Staat auf ihrem Gebiet voneinander unabhängig und autonom. Es gehe um das Gemeinwohl als Summe der Rahmenbedingungen für menschenwürdiges Leben.

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