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15.10.2024

Gemeinwohl im Blick: Umweltforum befasst sich mit Studie zur Agrarpolitik

Ein Bauer mit dem Traktor auf dem Feld.

„Bäuerinnen und Bauern verdienen mehr Anerkennung“: DBK-Expertenpapier fordert eine „gemeinwohlorientierte Landnutzungswende“. Foto: Andreas Schneidt/pde

Eichstätt. (pde) – Die Studie „Ernährungssicherheit, Klimaschutz und Biodiversität: Ethische Perspektiven für die globale Landnutzung“ steht im Mittelpunkt des diesjährigen Umweltforums „Mit Gott im grünen Bereich“ der Diözese Eichstätt. Drei Mitverfassende stellen den Expertentext am Dienstag, 22. Oktober, von 19 Uhr bis 21 Uhr bei einer Online-Veranstaltung mit Bischof Gregor Maria Hanke vor und beantworten Fragen.

Die Studie der Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) wird seit ihrer Veröffentlichung am 11. September kontrovers diskutiert. Mit der Bildungsveranstaltung will das Referat Schöpfung und Klimaschutz der Diözese zur Versachlichung der Diskussion beitragen. Referierende sind Professor Johannes Wallacher, Vorsitzender der Sachverständigengruppe und Präsident der Hochschule für Philosophie München, Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorstand des Forschungsinstituts für biologischen Landbau (FiBL Deutschland) und des Misereor-Beirats, sowie Nicole Podlinski, Bundesvorsitzende der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) und Vorsitzende des Internationalen Ländlichen Entwicklungsdienstes (ILD). Bischof Hanke wird ein Grußwort sprechen, Nachhaltigkeitsreferentin Lisa Amon die Gesprächsrunde moderieren.

Die Teilnahme an der Online-Veranstaltung ist kostenlos. Anmeldung beim Referat Schöpfung und Klimaschutz, E-Mail: umwelt(at)bistum-eichstaett(dot)de. Nach der Anmeldung erhalten die Teilnehmenden die Zugangsdaten zur Videokonferenz.

„Gemeinwohlorientierte Landnutzungswende“ gefordert

Die von der DBK herausgegebene Studie knüpft an die Grundlagen der christlichen Sozialethik und an die Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus an. Die Sachverständigen plädieren in dem rund 60 Seiten umfassenden Text für eine „gemeinwohlorientierte Landnutzungswende“. Sie erläutern, wie ein verengtes Verständnis von Effizienz zu einer problematischen Förderpolitik in der Landwirtschaft beigetragen habe, die teuer, sozial unausgewogen und nicht zukunftsfähig sei. Erforderlich sei eine konsens- und lösungsorientierte Zusammenarbeit von Politik, Landwirtschaft und Gesellschaft, um die lebensnotwendige Fruchtbarkeit und Funktionsfähigkeit von Böden zu erhalten und zu steigern. „Das Land und der Boden müssen die angemessene Ernährung einer wachsenden Weltbevölkerung sichern, sie müssen in weit stärkerem Ausmaß als bisher Kohlenstoff speichern und so zum Klimaschutz beitragen – und sie müssen die derzeit massiv rückläufige Biodiversität erhalten“, erklärt Professor Johannes Wallacher. Während immer mehr Land benötig werde, nehme die agrarisch nutzbare Fläche weltweit ab. Durch extreme Wetterereignisse, Flächenversiegelung und nicht nachhaltige Konsum- und Produktionsweisen seien fruchtbare Böden weltweit in ihrer Funktionsfähigkeit bedroht. In dieser schwierigen Situation müssten Landwirte in Europa und weltweit in die Lage versetzt werden, das ihnen anvertraute Land „gemeinwohleffizient“ zu nutzen: „Bäuerinnen und Bauern verdienen mehr Anerkennung – auch in finanzieller Hinsicht –, wenn sie beispielsweise die Wasser- und Kohlenstoff-Speicherfähigkeit des Bodens steigern und die Biodiversität schützen“, schreiben die Experten.

Die Studie skizziert ethische Leitlinien für die Landnutzungswende und fordert eine gemeinwohlorientierte Ordnungspolitik, die nicht nachhaltige Subventionen beendet und unter anderem sogenannte „ökosystemare Dienstleistungen“ angemessen honoriert. Auch der soziale Ausgleich, die Beachtung der kulturellen Dimension und der Kampf gegen populistische Vereinnahmungen und Verfälschungen werden in der Studie als wichtige Bausteine einer zukunftsfähigen Landnutzungsstrategie identifiziert. Die Kirche sehen die Experten in dreifacher Verantwortung, diesen gesellschaftlichen Dialog und Wandel voranzubringen: als „Dialogermöglicherin“, als „Anwältin des Gemeinwohls“ sowie Stimme und Fürsprecherin marginalisierter und überhörter Gruppierungen. Um diese Funktion glaubwürdig zu erfüllen, sei es unverzichtbar, dass sie innerhalb des eigenen Verantwortungsbereichs Vorbildfunktion wahrnehme. Dazu sei es wichtig, das eigene Kirchenland nach dem Kriterium der Gemeinwohlorientierung zu bewirtschaften beziehungsweise zu verpachten, die Bedeutung von Schöpfungsverantwortung in kirchlichen Bildungseinrichtungen zu vermitteln oder sich bei der Lebensmittelbeschaffung in allen kirchlichen Einrichtungen an den Empfehlungen der „Planetary Health Diet“ zu orientieren. Der „Planetary Health Diet“ ist ein wissenschaftlich fundierter Speiseplan, der gleichermaßen die Gesundheit des Menschen wie die des Planeten schützt.

Die interdisziplinäre Sachverständigengruppe Weltwirtschaft und Sozialethik wurde 1989 von der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz eingesetzt, um Institutionen der katholischen Kirche in Fragen der weltwirtschaftlichen Entwicklung zu beraten. Die aktuelle Studie zur Agrarpolitik ist abrufbar auf der Homepage der Deutschen Bischofskonferenz: www.dbk.de.

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