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06.07.2008

„Gebt dem Glauben an Jesus Christus Euer Gesicht und Euer Herz!“ - Willibaldsfest und Stadtjubiläum in Eichstätt: Bischof Hanke warnt vor Verbannung religiöser Symbole aus dem öffentlichen Leben

Willibaldsfest: Reliquienauflegung

Eichstätt, 6.7.2008. (pde) – „Wer religiöse Symbole wie das Kreuz aus dem öffentlichen Leben unseres Landes verbannen will, muss wissen, dass er gegen die Wurzeln des Baumes vorgeht, an dessen Früchten er partizipiert“. Dies betonte der Bischof von Eichstätt Gregor Maria Hanke beim Pontifikalgottesdienst am Willibaldssonntag im Eichstätter Dom. Die Welt bleibe auf gelebten christlichen Glauben angewiesen, wenn Menschenwürde und Menschenrechte Bestand haben sollen. „Es kommt nicht von ungefähr, dass sich gerade in Ländern mit einer christlichen Glaubensgeschichte die Idee der Menschenwürde und Menschenrechte entwickelt hat und von dort in der Gemeinschaft der Völker Aufnahme finden konnte“.

Die Verbannung der Religion aus dem öffentlichen Leben würde nicht die Neutralität des Staates oder die Gleichstellung der Religionen fördern, sondern einen wachsenden Indifferentismus begünstigen, der zur Korrosion der Werte führt. „Eine Gesellschaft, die ihr Zusammenleben an Werten orientiert, kann auf religio, auf Rückbindung an Gott nicht verzichten, es sei denn man begnügt sich mit sogenannten Werten, die nicht mehr sind als augenblickliche Mehrheitsmeinungen.“ Religiöse Symbole, besonders das Kreuz, haben nach den Worten des Bischofs in der Öffentlichkeit eine hohe Bedeutung als Ausdruck dafür, „dass unsere Kultur weithin von den Früchten des Glaubens an Kreuz und Auferstehung Jesu geformt wurde. Jedes Kreuz hat Wegweiserfunktion“.

Synthese aus Glaube und Kultur
Mit dem Gottesdienst zum Fest des Eichstätter Diözesanpatrons St. Willibald wurde auch des Eichstätter Stadtjubiläums „1100 Jahre Markt-, Münz- Zoll- und Befestigungsrecht“ gedacht. Vor mehr als 1100 Jahren müsse es in der einst kleinen Klostersiedlung um Domkirche und Bischofskloster zu einem wirtschaftlichen und strukturellen Entwicklungsschub gekommen sein hin zu einem lebendigen und starken Gemeinwesen, sagte Bischof Hanke in seiner Predigt. „Wir haben Grund, für diese Entwicklung wie auch für die Geschichte der Stadt Eichstätt Gott Dank zu sagen“. In diesen Dank solle auch die Freude über die wunderbare Lage und die architektonische Schönheit dieser Stadt eingehen: „Ist doch die Architektur der Stadt der beste Botschafter ihrer Geschichte“. Vor allem aber gelte der Dank den Menschen, die in der Vergangenheit an diesem Ort lebten und wirkten: „Nur wer auf den Schultern früherer Generationen steht, kann weiter schauen als die Menschen vor ihm“.

Es sei ein schönes Zeichen, die Dankfeier im Rahmen der Jubiläumswochen der Stadt gerade am Willibaldssonntag zu begehen. Der Blick in die Anfänge der Stadtgeschichte Eichstätts führe in die Geschichte der christlichen Mission. „Unsere Stadt und ihr Weg durch die Jahrhunderte wären ohne den missionarischen Geist des Christentums nicht denkbar“. Historisch greifbar wird Eichstätt durch seinen ersten Bischof Willibald und sein Missionswerk in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts. „Willibald und die Geschichte unseres Ortes veranschaulichen, wie die christliche Mission darauf angelegt ist, eine Synthese aus Glaube und Kultur hervorzubringen: Der christliche Glaube gab und gibt unserer Heimat gleichsam eine Seele“.

„Raum für Hoffnung und Zukunft, die der Mensch sonst nirgendwo findet“
In seiner Predigt bat Bischof Hanke die Gläubigen, sich nicht paralysieren zu lassen vom Rückgang des Glaubens in der Gesellschaft. „Wir Christen dürfen darin den Ruf der Zeit erkennen, unseren Glauben in der Öffentlichkeit stärker ins Wort zu bringen und missionarisch zu sein“. Er verwies auf das vor wenigen Tagen von Papst Benedikt XVI. eröffnete Paulus-Jahr, das an die missionarische Dimension der Kirche erinnere. Was der Apostel Paulus im Großen wirkte, das habe der heilige Willibald in der Region des Bistums Eichstätt fortgeführt. Er habe das Feuer der Begegnung mit Christus in vielen Menschen entzündet. „Dieses Feuer soll weiter brennen, daher muss die Kirche von Eichstätt missionarisch bleiben“.

Die Kirche eröffne auch heute den „Raum für Hoffnung und Zukunft, die der Mensch in dieser Form sonst nirgendwo findet“. Die Kirche sei keine „Anstalt zur Verbesserung der Tugenden im gesellschaftlichen Miteinander“, kein „Anbieter einer Lebensphilosophie im Dienste einer guten Psychohygiene“ und verstehe sich erst recht nicht als „Erziehungsanstalt der Menschheit“. Die Kirche sei vielmehr der Ort, „an dem das Feuer der Beziehung und der Begegnung mit Jesus Christus, dem Auferstandenen, zu brennen hat“.

Die Gemeinden seines Bistums lud Bischof Hanke ein, neu darüber nachdenken, wie dem Auftrag Jesu und dem Erbe des Apostels Paulus und des Diözesanpatrons Willibald noch besser entsprochen werden könne. Dazu sollten die Gemeinden sich noch stärker als geistliche Gemeinschaften formieren, in denen man sich ausrichtet auf das gemeinsame Ziel des Glaubens durch Hören auf Gottes Wort und durch die Feier der Liturgie. Zugleich müssten sich die Gemeinden vor jeder Gettomentalität hüten: „Wie Gott in Christi Menschwerdung die Welt zunächst einmal ohne Wenn und Aber annahm, so hat der Christ auf die Welt und ihre Nöte zuzugehen“. Die Weitergabe des Glaubens bedürfe des Mediums der Begegnung, die Herz und Geist anrührt. „Gebt dem Glauben an Jesus Christus Euer Gesicht und Euer Herz!“, schloss der Bischof von Eichstätt seine Predigt.

An dem Festgottesdienst nahmen zahlreiche Pilger aus dem gesamten Bistum teil. Eigens nannte der Bischof in seiner Begrüßung eine Gruppe von Fußwallfahrern aus Jahrsdorf, die sich bereits um Mitternacht auf den Weg gemacht hatte. „Als Pilgergruppe der ganz besonderen Art“ hieß Bischof Hanke die Missionare aus dem Bistum Eichstätt willkommen, die zum Willibaldsfest einen Besuch in der Heimat ermöglichen konnten - unter ihnen der designierte Weihbischof der Diözese Sucre/Bolivien, der Eichstätter Diözesanpriester Adolf Bittschi. Mitgestaltet wurde der festliche Gottesdienst vom Eichstätter Domchor, der begleitet vom Domorchester unter anderem die Krönungsmesse von Wolfgang Amadeus Mozart sang. Nach der Messfeier ließen sich zahlreiche Gläubige die Willibaldsreliquie auflegen.

(pde-Foto: Marco Schneider)

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