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27.04.2015

Für „Sterben in Würde“: Caritas weist auf Herausforderungen und Initiativen hin

Eichstätt. (pde) – „Um schwerstkranken und sterbenden Menschen in ihrer Selbstbestimmung als Ausdruck der Würde zu unterstützen und andererseits ihre Ängste wahr- und ernst zu nehmen, sind auf Dauer finanzielle Ressourcen unabdingbar. Allein mit dem Ehrenamt ist diese Aufgabe und Herausforderung nicht zu bewältigen.“ Dies hat die für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt verantwortliche Abteilungsleiterin Hedwig Kenkel zum Abschluss der Woche für das Leben erklärt. Die ökumenische Aktionswoche vom 18. bis 25. April stand unter dem Motto „Sterben im Würde“. Nach Erfahrungen der Caritas fürchten sich Pflegebedürftige vor allem vor dem Verlust an Lebensqualität und noch mehr vor dem Verlust der Selbstkontrolle, der Abhängigkeit von anderen und auch vor Entscheidungen anderer. „Sie wünschen sich, am vertrauten Ort sterben zu können, Unerledigtes zu bereinigen und für geliebte Menschen keine Belastung zu sein. Unsere Pflegeeinrichtungen sehen daher eine wichtige Aufgabe darin, durch Klärung der Wünsche und Bedürfnisse diese ‚Letztverlässlichkeit‘ zu gewährleisten“, sagte Eva-Maria Schork, Referentin für Altenpflege des Caritasverbandes Eichstätt.

Kenkel und Schork verwiesen darauf, dass dafür in dem Eichstätter katholischen Sozialverband in den letzten Jahren zahlreiche Maßnahmen gestartet wurden, die von einem Arbeitskreis  „Palliativ Care und Hospizarbeit“ mit mehreren Vertretern aus Caritas-Seniorenheimen und –Sozialstationen koordiniert werden. Dazu zählten die Umsetzung einer Hospiz- und Palliativ-Konzeption sowie von entsprechenden Leitlinien als Grundlage zur Schmerz- und Symptomlinderung. Diese Leitlinien geben Handlungsanweisungen zum Beispiel für Probleme wie Rasselatmung, Schmerz, Atemnot, Übelkeit, Erbrechen oder zur Wundversorgung in der letzten Lebensphase. Um personell für die Herausforderungen gerüstet zu sein, hat der Caritasverband in den letzten Jahren aus dem stationären wie ambulanten Bereich über 100 Caritas-Pflegerinnen und -Pfleger zu Palliativ-Care Fachkräften weitergebildet, viele andere Mitarbeitende auf diesem Gebiet geschult sowie Seelsorgebeauftragte in allen 20 Seniorenheimen eingesetzt. In diesen werden zudem nach dem Wunsch von Verstorbenen und ihren Familien auch Rituale zum Abschiednehmen, etwa Aussegnungen, gepflegt und Angehörige in ihrer Trauer begleitet.

Austausch bei ethischen Fallbesprechungen

In besonderer Weise wird den Caritasverantwortlichen zufolge auch versucht, in den Einrichtungen des Bistums anhand von Patientenverfügungen und ethischen Fallbesprechungen der Würde und dem Willen der Bewohner zu entsprechen. Dafür tauschten sich in multiprofessionellen Teams immer wieder die Pflegekräfte und Hospizhelferinnen mit Ärzten und Mitarbeitern der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV) aus. Die Leiterin des Caritas-Seniorenheimes in Nürnberg-Altenfurt, Ilona Hauenstein, schildert ein Beispiel: „Wir hatten vor kurzem eine etwa 70-jährige Frau, die an der schweren Nervenerkrankung ALS litt. Durch eine frühzeitige Zusammenarbeit vieler Fachkräfte mit der Bewohnerin sowie ihren Angehörigen konnten wir recht schnell dazu anregen, dass wir ihr mit Schmerztherapie, angstlindernder Therapie und einfach durch regelmäßige Begleitung am Bett beistehen, aber sie nicht nochmals in eine Klinik eingeliefert wird.“ Ähnlich verlief es nach den Worten dieser Einrichtungsleiterin im Fall eines 80-jährigen Mannes, bei dem die Frage aufkam, ob sein Bein aufgrund einer Blutvergiftung amputiert werden sollte. Auch hier wurde keine medizinische Intensivbehandlung mehr durchgeführt, sondern schlicht eine schmerzlindernde und menschliche Begleitung am Lebensende – ganz nach einem in der Hospizarbeit geprägten Leitspruch „nicht dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben geben“.

Um schwerstkranken und sterbenden Menschen so gut wie möglich beizustehen, werden in den Caritaseinrichtungen auch mehrere kreative Initiativen unternommen. Sie reichen von musikalischer Begleitung mit einer Veehharfe über basale Stimulationen – also Anregungen von Körper- und Bewegungserfahrungen – sowie Aromatherapien zur Linderung von Krankheiten und für ein besseres Wohlbefinden bis hin zum Therapiehund, der speziell dafür geschult ist, demenzerkrankte sterbende Menschen in ihren Gefühlen zu erreichen.

Damit ein „Beistehen“ in diesem Sinne gelingen kann, investierte der Caritasverband für die Diözese Eichstätt 300.000 Euro aus seiner letzten Herbstsammlung in die Palliativarbeit der 20 Caritas-Seniorenheime im Bistum Eichstätt. Dadurch stehen nun jeder Einrichtung mehrere Stunden wöchentlich zur Verfügung, in denen Pflege- und Betreuungskräfte unabhängig von der Kostenerstattung der Kassen eine gute Palliativversorgung aufbauen können. Dazu gehört, dass ehrenamtliche Hospizhelfer die Arbeit der Pflegekräfte ergänzen und, so Hedwig Kenkel, „grundsätzlich viele Hände in einem Netzwerk für Beistand bis zum Lebensende und eine letzte Lebensphase möglichst ohne Schmerzen zusammenwirken“. Um ein Zeichen für menschenwürdiges Sterben zu setzen, hatten Vertreter aller Caritas-Seniorenheime und –Sozialstationen im vergangenen Herbst die„Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen in Deutschland“unterzeichnet. „In dem Projekt mit den Sammlungsgeldern setzen wir das, wofür wir stehen, nun konkret um“, erklärt die Caritas-Abteilungsleiterin.

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