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11.06.2004

Fachberatung bei häuslicher Gewalt leistet vielfältige Hilfe - Ingolstädter Caritasstelle beriet bereits 60 Opfer in über 100 Gesprächen

Eichstätt. (pde) - „Ich werde seit zehn Jahren geschlagen, zum letzten Mal vorgestern. Ich kann nicht mehr, ich bin am Ende meiner Kräfte.“ Solche und ähnliche Anrufe bekommt Christel Foth-Gutschera, Fachberaterin bei häuslicher Gewalt in der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt, nahezu täglich. Seit Errichtung ihrer Beratungsstelle im November vergangenen Jahres hat sie laut eigener Statistik rund 60 Opfer häuslicher Gewalt, fast alle Frauen, telefonisch wie persönlich in weit über 100 Gesprächen beraten - mit steigender Tendenz. „Viele Betroffene suchen erst einmal anonymen Kontakt. Sie stehen so sehr unter seelischem Druck, dass sie bereits am Telefon von den konkreten Misshandlungen ausführlicher berichten.“

Nach geduldigem Zuhören entwickelt die Caritasberaterin mit den Betroffenen einzelne Hilfeschritte: Das fängt bei der Notrufnummer der Polizei an und geht bis zu persönlichen Sicherheitsvorkehrungen wie die mögliche Flucht zu Nachbarn und Freunden. Bei akuter Gewalt, die mit einem Polizeieinsatz verbunden ist, kann der Täter sofort aus der Wohnung verwiesen werden, allerdings für höchstens sieben Tage. Diesen Zeitraum kann dann die betroffene Frau nutzen, um über die Rechtsantragsstelle des Amtsgerichts oder einen Rechtsanwalt eine längerfristige Wegweisung der gewaltausübenden Person sowie auch ein Kontakt- und Näherungsverbot an bestimmten Orten, an denen sich die Frau häufig aufhält, beim Gericht zu erwirken. So kann sie sich vor weiteren Übergriffen schützen und Grenzen setzen. Diese Möglichkeiten sind nach dem seit Januar 2002 bestehenden Gewaltschutzgesetz gegeben. Frauen, die sich durch diese Maßnahmen dennoch nicht genügend geschützt fühlen, entscheiden sich nach Erfahrung von Foth-Gutschera für das anonyme, geschützte Wohnen im Frauenhaus, in dem sie auch intensiv beraten werden.

Als wichtig sieht sie für die betroffenen Frauen vor allem, dass sie mit ihrer Hilfe den Mut bekommen, neue Wege zu gehen. Die psychosoziale Beratung sei unerlässlich, damit die Betroffenen überhaupt wieder eine Orientierung für ihr Leben bekommen. Foth-Gutschera gibt ihnen zudem praktische Tipps, etwa bei der Beantragung von Wohngeld und anderen finanziellen Hilfen sowie beim Umgang mit Behörden. Die Caritasberaterin macht darauf aufmerksam, dass die Gewalt, welche die Frauen erfahren haben, nicht nur körperlicher Art sei: „Sie haben zum Beispiel jahrlang Respektlosigkeit, Demütigungen, Beschimpfungen, maßlose Eifersucht und Eingesperrt sein erfahren müssen. Viele Frauen konnten auch nicht über ihr selbst verdientes Geld verfügen.“ Diese totale Abhängigkeit habe sie mutlos und handlungsunfähig gemacht. Häufig litten auch Angehörige wie Mütter, Kinder, Geschwister und Großeltern unter der miterlebten Gewalt und richteten sich an die Caritas-Beratungsstelle – um für das Opfer und sich selbst neue Wege zu finden. Vereinzelt kämen auch Männer, zum Beispiel erwachsene Söhne, die von ihren Vätern geschlagen werden. Das Gewaltschutzgesetz ist schließlich geschlechtsneutral formuliert.

Den Anteil an ausländischen Ratsuchenden weist die Statistik der Stelle ein halbes Jahr nach Beginn dieser Beratungsarbeit mit rund 20 Prozent als relativ gering aus. Häufig kämen hingegen Betroffene aus dem ländlichen Bereich auf die Beraterin zu, für „die ich oft erstmalige Ansprechpartnerin für ihr Problem bin“. Etwa die Hälfte aller Hilfe Suchenden wohne in der Stadt Ingolstadt. Zuständig ist Christel Foth-Gutschera aber für die ganze Region 10, also für Ingolstadt sowie auch die Landkreise Eichstätt, Neuburg-Schrobenhausen und Pfaffenhofen. Sie ist in der Caritas-Kreisstelle Ingolstadt, Jesuitenstraße 4, im 1. Stock, Zimmer 104 zu erreichen: von Montag bis Dienstag zwischen 9 und 15 Uhr, am Donnerstag zwischen 14 und 18.30 Uhr sowie am Freitag von 9 bis 12 Uhr. Ihre Telefonnummer: (0841) 309-196, Fax (0841) 309-199. Die Vertretung übernimmt das Frauenhaus Ingolstadt, das rund um die Uhr erreichbar ist, Tel. (0841) 77787.

 

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