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12.10.2005

Ethische Verfehlungen und Korruption angeprangert - Diözesanbildungswerk beschäftigte sich mit dem Propheten Micha

Eichstätt. (pde) – Die Zeichen seiner Zeit erkannt hatte der alttestamentliche Prophet Micha. Er prangerte im 8. Jahrhundert vor Christus die damaligen sozialen und ethischen Missstände an und wurde so zum Vorbild für Christen von heute. Eine Tagung des Diözesanbildungswerkes Eichstätt in Zusammenarbeit mit dem Eichstätter Gesprächskreis Christentum-Judentum beschäftigte sich mit dem Propheten. Referent war Burkard M. Zapff, Professor für Altes Testament an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Der eher unbekannte „kleine Prophet“ Micha lebte in einer Zeit, als die freien Bauern immer mehr in Abhängigkeit der Großgrundbesitzer gerieten. Micha war kein Berufsprophet, sondern finanziell unabhängig und konnte sich deshalb deutliche Worte erlauben. Dies alles spiegelt sich im Buch Micha ebenso wider wie die äußere Bedrohung durch die assyrische Großmacht, die das israelitische Nordreich bereits unterworfen hatte und auch das Südreich bedrohte.

Micha analysiert seine Gegenwart genau, kritisiert seine Zeitgenossen und kündigt in naher Zukunft anbrechendes Unheil als Strafe für ethische Verfehlungen an. So prangert er die Machenschaften der „Reichen“ an. Das waren damals die Großgrundbesitzer, die nach Missernten eigentlich die Pflicht hatten die verschuldeten Kleinbauern zu ernähren. Sie entzogen sich dieser Pflicht jedoch und machten die in Not Geratenen zu Sklaven. Micha wandte sich auch gegen ein korruptes Gerichtswesen, bei dem die Oberschicht mit bestochenen Zeugen arbeitete oder die Klage einfacher Leute gar nicht zuließ. Schließlich kritisierte er den Klerikalismus seiner Prophetenkollegen, die als „Hofpropheten“ der Mächtigen gut von ihrem Beruf lebten, nicht das Wohl des Volkes, sondern nur ihren eigenen Vorteil im Auge hatten.

Im Blick auf die Gegenwart erklärte Zapff, dass Micha die „Zeichen der Zeit“ erkannte und danach handelte - eine Aufgabe, die in der Kirche seit dem 2. Vatikanischen Konzil wieder stärker in den Blickpunkt gerückt sei. Notwendig seien immer wieder Gestalten wie Micha, die ihre Überzeugung leben und trotz Anfeindungen und Ablehnung prophetisch aufzeigen, wie Christsein aussehen müsste.

Im Verhältnis der Religionen kann es nach seiner Meinung nicht darum gehen, das Judentum zu missionieren oder antisemitischen Tendenzen nachzuhängen, sondern sich das Judentum als Wurzel des Christentums bewusst zu machen. Beim jüdisch-christlichen Dialog, so wie ihn sich auch der Eichstätter Gesprächskreis Christentum-Judentum seit 1996 vorgenommen hat, muss das Ziel sein, sich gegenseitig besser kennen zu lernen, um Vorurteile und Missverständnisse abzubauen. Dazu gehöre auch, ergänzte Dr. Bertram Blum vom Diözesanbildungswerk als Moderator der Tagung, dass man sich in der Bibelarbeit der Pfarreien verstärkt dem Alten Testament zuwendet und somit Gedanken und Anliegen wie die des Propheten Micha für heutiges Christsein fruchtbar macht.

 

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