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13.09.2013

Erziehungsberatung Ingolstadt bietet Programm für Jugendliche an der Schwelle zur Computersucht an

Diplom-Psychologin Katrin Wagner

Diplom-Psychologin Katrin Wagner bietet ab Herbst das familienorientierte Programm „ESCapade“ von Caritas und Diakonie an. Foto: Esser/Caritas

Eichstätt/Ingolstadt. (pde) – Was tun, wenn das eigene Kind zu viel am Computer sitzt oder zu lange am Smartphone hängt und es dadurch immer wieder zu Streit in der Familie kommt? Für solche Fälle bietet die von Caritas und Diakonie getragene Erziehungs- und Familienberatung Ingolstadt nun das familienorientierte Interventionsprogramm bei problematischer Computernutzung „ESCapade“ an, das im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums entwickelt wurde. Die Ingolstädter Einrichtung tut dies als erste der fünf Erziehungsberatungsstellen der Caritas im Bistum Eichstätt. Das Programm startet, sobald sich daran mindestens zwei Familien beteiligen. Für sie ist die Teilnahme kostenlos.

Mediennutzung zunehmend Konfliktthema in Familien

Auf „ESCapade“ hat sich die in der Erziehungsberatung tätige Diplom-Psychologin Katrin Wagner in einer dreitägigen Qualifizierung vorbereitet. Neben dem Programm selbst setzte sie sich dort unter anderem mit „Online-Games“ und der „Faszination von Internetangeboten für Jugendliche“ auseinander. „ESCapade“ richtet sich an „Jugendliche an der Schwelle zur Computersucht und deren Familien“, so die Caritas-Mitarbeiterin. Es soll geholfen werden, „wenn das Thema Computer- und Internetnutzung in der Familie zu einem großen Streitthema geworden ist und dadurch die familiären Beziehungen belastet sind sowie die Entwicklung des Jugendlichen gefährdet ist“, konkretisiert die Psychologin. Sie stellt in ihrer Beratungsarbeit fest, „dass Mediennutzung zunehmend zum Konflikt führt und Eltern verunsichert sind, wie sie damit bei ihrem Kind umgehen sollen“.

Am Anfang des Programms steht ein „Clearinggespräch“, das Katrin Wagner gemeinsam mit der ganzen Familie führt. Anschließend nehmen mehrere Eltern und Kinder an einem Familienseminartag teil. Dieser Tag ermöglicht nach den Worten von Katrin Wagner eine Selbsterfahrung und einen Austausch, die in einer Einzelberatung so nicht möglich wären. Er soll dazu dienen, dass die Familien sich wieder als „normal“ empfinden und den eigenen Leidensdruck nach dem falschen Eindruck „wir schaffen es als einzige nicht, mit uns stimmt etwas nicht“ abbauen. Wichtig ist laut der Erziehungsberaterin, dass die ganze Familie teilnimmt: „Denn die Probleme für die Jugendlichen bestehen nicht nur im Konsum an sich, sondern auch in den Reaktionen der Eltern auf den Konsum und den sich daraus entspinnenden Konflikten, in deren Verlauf Eltern meist hilflos verschiedenste Maßnahmen treffen, um den Konsum zu stoppen.“

Inhalt des Familienseminartages sind neben Wissensvermittlung realitätsnahe Spiele und Übungen. „Möglicherweise erkennen die Eltern dabei sogar, dass die Jugendlichen Risiken realistischer einschätzen, als ihnen selbst zuvor bewusst war“, erklärt die Psychologin die offene Herangehensweise. Nach dem Tag erstellen die Familien für alle Mitglieder realisierbare und nicht einseitige Regeln: zum Beispiel über die künftige tägliche Dauer der Computernutzung, aber auch den gegenseitig Vertrauen schaffenden Umgang damit. Wie dies gelingt und weiter verbessert werden kann, erörtern die Familien dann in drei weiteren Beratungsgesprächen innerhalb von sechs Wochen mit Katrin Wagner.

Soziale Netzwerke und Online-Games

Nach Information der Psychologin nutzen Mädchen vor allem soziale Netzwerke und Jungen „Online-Games“. Dies könne daran liegen, „dass Mädchen ihr Selbstbewusstsein verstärkt anhand der Bewertung von außen ausbilden – wozu soziale Netzwerke Gelegenheit geben. Bei Jungen wird dieses hingegen mehr durch Kompetenz und Erfolg in bestimmten Tätigkeiten erzeugt. Dafür sind wiederum Online-Games passend“, erklärt sie eine grundsätzliche Beobachtung, die freilich nicht in jedem Einzelfall zutreffe. Gefährden könnten beide Arten der Internetnutzung „vor allem dann, wenn zum Beispiel Erfolge nur noch in der virtuellen Welt errungen – und Freundschaften und Kontakte nur noch hier aufrechterhalten und gepflegt werden“. In sozialen Netzwerken bestehe zusätzlich die Gefahr des „Cyber-Mobbings“, bei Online-Spielen gebe es zum Teil finanzielle Risiken, „wenn mehr und mehr zugekauft werden muss, um steigende Anforderungen des Spiels zu bewältigen und hierfür echtes Geld ausgegeben werden muss“, informiert Katrin Wagner.

Kontakt für Auskünfte über und eine Anmeldung zu „ESCapade“: Erziehungs- und Familienberatung, Gabelsbergerstraße 46, 85057 Ingolstadt, Tel. (0841) 9935440, E-Mail: erziehungs-beratung(at)caritas-ingolstadt(dot)de . Genauere Informationen über das deutschlandweit angebotene Programm gibt es auch im Internet unter „www.escapade-projekt.de“.

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