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12.08.2002

Erfahrungen mit dem Bösen - 52. Studientagung des Diözesanbildungswerkes für Lehrer

Eichstätt/Beilngries. (pde) - Angeregt durch die schrecklichen Katastrophen des vergangenen Jahres am 11. September in New York und im April in Erfurt befasste sich die diesjährige Studientagung für Lehrer mit der uralten Menschheitsfrage „Ratlos vor dem Bösen? Grunderfahrungen mit Gott und den Menschen“. Bereits zum 52. Mal seit 1950 veranstaltetet das Diözesanbildungswerk Eichstätt die Tagung in Schloss Hirschberg. Dr. Bertram Blum als Tagungsleiter konnte als Tagungsleiter fast 50 Teilnehmer aus 7 süddeutschen Diözesen begrüßen. In seiner Einführung verwies er darauf, dass die Grunderfahrung des Menschen mit dem Phänomen des Bösen, ob im persönlichen Leben, in gesellschaftlichen Ereignissen oder in der Geschichte Fragen des Menschen an sich selbst, an seine Umwelt, aber auch an Gott aufwerfe, die ihn oft rat- und sprachlos machen. Deshalb gehe diese Studientagung die Themenstellung von verschiedenen Zugängen her an.

Zunächst führte Dr. Thomas Henke von der Medienzentrale Eichstätt unter dem Thema „Gesichter des Bösen“ mit Hilfe von Beispielen anschaulich in das Phänomen des Bösen und der Gewalt in den Medien ein. Dabei machte er deutlich: Nicht die Medien sind das Böse, sondern sie setzen das Phänomen des Bösen in Bilder und in die Lebenswelt des Menschen um und bringen es ästhetisch neu gestaltet zur Sprache. Henke zeigte auf, dass die Medien im Grunde nichts Neues, sondern alte mythische und christliche Motive aufgreifen.

Der nächste Tag stand dann ganz im Zeichen der theologischen Bearbeitung des Tagungsthemas. Der Eichstätter Alttestamentler Prof. Dr. Burkhard Zapff behandelte das Thema „Grunderfahrungen des Bösen im Alten Testament“. Das Buch Genesis zeigt die Destruktivität des Bösen, das keine rationale Begründung hat und auch keine personale Größe ist. Es bleibt im geheimnisvollen Bereich als unheimliche Macht, die von außen herantritt, aber erst zugelassen werden muss. Das Böse, so führte Zapff weiter aus, schafft typische Zerrüttungssituationen zwischen Mann und Frau, zwischen Bruder und Bruder, Sohn und Vater. Die biblischen Geschichten vom Fall des Menschen, von Kain und Abel und von Noach belegen dies. Das Böse kommt danach aus dem Tun und Lassen des Menschen und fällt auf den Täter zurück. Menschliche Ungleichheit ist dabei ein entscheidendes Konfliktmotiv. Das Alte Testament zeigt typische Situationen, wo das Gute zu tun und das Böse zu meiden ist. Als Hoffnungsbotschaft bezeichnete Professor Zapff, dass Gott den Menschen nicht im Bösen belassen will, sondern seine Heilsgeschichte in Gang setzt.

„Gottes Liebe und das Leid“, mit dieser uralten Menschheitsfrage befasste sich Prof. Dr. Wolfgang Beinert aus Regensburg. Bereits zu Anfang stellte er fest, dass Gott und das Böse unvereinbar sind. Er ging der Frage nach, was das Leid ist und woher es kommt und zeigte auf, dass in der Geistesgeschichte damit immer auch die Gottesfrage verbunden ist. Da Gott nicht als Teil dieser Welt zu denken ist, bleibt er immer nur unzugängliches Mysterium, bleibt auch das Leid letztlich ein Geheimnis. Die Heilige Schrift kennt alle Formen des Umgangs mit der Frage nach der Rechtfertigung Gottes, aber erst im Neuen Testament werde eine Auflösung versucht, so Beinert. Gott rechtfertigt sich, indem er sich selbst in das Leid der Welt begibt. Die tragende Antwort auf die Theodizeefrage, die in dieser Welt möglich ist, liegt in Leid und Tod Jesu Christi. Darin liege die Hoffnung, dass Leid nicht sinnlos ist.

In Zusammenhang mit dem beruflichen Umfeld der Teilnehmer brachte der Eichstätter Sozialpädagoge Prof. Dr. Hans-Ludwig Schmidt das Tagungsthema. Unter dem Titel „Aggressions- und Gewalterfahrungen junger Menschen“ stellte er zunächst klar, dass alle Orte des gesellschaftlichen Lebens Orte der Gewalt sein können, z.B. Ehe und Familie, Schule, Arbeitswelt oder Sport. Dabei isei nicht immer sofort Brachialgewalt, sondern oft versteckte Aggression, Mobbing oder Schikane die Form. Schmidt ging auf ein ganzes Ursachenbündel für Gewalt ein. So nannte er die Gesellschaft, die u.a. von Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit geprägt ist, die Persönlichkeit, die Familie mit ihrem Stress und ihren Konflikten, die Freizeit und schließlich die Schule z.B. mit ihrem Leistungsdruck und abnehmender Leistungsbereitschaft. Der Referent formulierte abschließend Lösungsansätze, um Gewalt zu überwinden, z.B. das familiäre Gespräch und den Erwerb von Erziehungskompetenz, die Stärkung der Persönlichkeit, die Verdeutlichung von Normen und schließlich die Fähigkeit zu Kommunikation und Dialog.

Zum Abschluss der Tagung behandelte die Eichstätter Kunsthistorikerin Dr. Claudia Grund das Thema „Abgründe – Gewalt und Böses im Spiegel der Kunst“. Sie zeigte in großer Anschaulichkeit anhand von Kunstwerken der verschiedenen Jahrhunderte die ganze Zerrissenheit, Bosheit und Gewalt in künstlerischen Darstellungen. Je nach Bezug zum Glauben des Künstlers waren in diesen Kunstwerken der Durchblick auf Hoffnung und Erlösung oder aber resignative Züge zu erkennen. Wie immer gehörte zur Studientagung auch der kulturelle Aspekt. So stand diesmal eine Exkursion nach Greding, Mindorf und Mettendorf auf dem Programm, wo der frühere Kreisheimatpfleger Ernst Wurdak aus Hilpoltstein den Teilnehmern die sehenswerten Kirchen zeigte.

 

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