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27.11.2020

Erfahrung gesammelt, Perspektive gefunden: Freiwilliges Soziales Jahr mit Menschen mit Behinderung

Mercedes Jermolajew (links) und Felicitas Löhlein

Mercedes Jermolajew (links) und Felicitas Löhlein haben im Freiwilligen Sozialen Jahr im Caritas-Zentrum St. Vinzenz wertvolle Erfahrungen gesammelt. Foto: Peter Esser/Caritas

Ingolstadt – Gleich vier junge Menschen haben gleichzeitig ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) im Caritas-Zentrum St. Vinzenz Ingolstadt absolviert und im Herbst abgeschlossen. Sie haben ganz unterschiedliche Lebensläufe und -perspektiven. Was sie eint, ist der Wunsch, sich für und mit Menschen mit Behinderung zu engagieren. Das machen beispielsweise die 18-jährige Mercedes Jermolajew aus Karlshuld und die 19-jährige Ingolstädterin Felicitas Löhlein deutlich.

Schwerer Start

Mercedes Jermolajew hatte einen schweren Start ins Berufsleben. Sie brach die Fachoberschule ab und war arbeitslos. Ihre Mutter, die selbst einmal in St.Vinzenz tätig war, empfahl ihr, dort ein FSJ zu machen: „Hier passt du gut rein.“ Damit sollte sie recht behalten. Mit viel Freude hat ihre Tochter drei- bis sechsjährige Kinder in der Heilpädagogischen Tagesstätte und in der Schulvorbereitenden Einrichtung betreut. Die Karlshulderin hat mit ihnen gespielt, Windeln gewechselt, ist mit ihnen auf die Toilette gegangen und hat den Kleinen beim Essen geholfen.

„Am Schönsten ist es, wenn man die Fortschritte sieht: Dass die Kinder mit der Zeit schneller puzzeln können oder gelernt haben, mit der Gabel zu essen“, beschreibt die junge Frau ihre Motivation. Um mit ihnen zu kommunizieren, bediente sich Mercedes teilweise der Gebärdensprache. Wie für andere hat auch für sie die Corona-Krise vorübergehend negative Impulse gehabt: nicht nur, weil die Einrichtung im Frühjahr für einige Monate geschlossen war. Auch die Verständigung wurde schwerer. „Schade war, dass die Kinder uns wegen des Mundschutzes nicht mehr lächeln sahen“, erklärt sie. Und da Eltern weniger oft kamen, „habe ich das Gespräch mit ihnen auch vermisst“.

Doch am wichtigsten ist für Mercedes, nun ein berufliches Ziel vor Augen zu haben: „Ich möchte eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin machen.“ Um die Voraussetzungen dafür zu erfüllen, wird sie zunächst noch ein halbes Jahr Bundesfreiwilligendienst sowie ein weiteres halbes Jahr Praktikum in St. Vinzenz absolvieren. Die junge Frau ist kein Einzelfall: „Über die Hälfte der FSJler bei uns geht in einen sozialen Beruf und einige landen direkt hier“, erklärt Sabine Gröschler vom Sozialdienst in St. Vinzenz, die Mercedes Jermolajew und Felicitas Löhlein betreut.

Felicitas Löhlein geht jedoch einen anderen Weg. Sie studiert bereits Germanistik und Philosophie in Augsburg. „Nach dem Abitur wollte ich aber erst einmal ins praktische Leben einsteigen“, erzählt sie. Und da ihre Brüder bereits ein FSJ gemacht hatten, lag für sie dies auch nahe. „Und ich hatte das Gefühl, dass ich nicht wirklich wusste, wie ich mit Menschen mit Behinderung umgehen soll und wollte deshalb mal in diesem Bereich arbeiten und Erfahrungen sammeln“, begründet sie, warum sie ins Caritas-Zentrum St. Vinzenz kam. Dort hat sie viel mit fünf- bis siebenjährigen Kindern gespielt, aber auch einige organisatorische Dinge, etwa zur Besorgung des Essens und Unterstützung der Gruppenleiterin, übernommen.

Am meisten freute es Felicitas, „wenn ich mit den Kindern viel Spaß hatte, Quatsch machte, sie kitzeln konnte und sie lachten“. Doch vor allem am Anfang waren auch viel Geduld und Durchhaltevermögen nötig. Zum Beispiel, wenn die Kinder sie auf die Probe stellten: „Ein Kind hat sich mal eine halbe Stunde auf den Boden gelegt, anstatt mit mir aufs Klo zu gehen. Da konnte ich nur dabei stehen und es immer wieder auffordern, mitzukommen“, schildert sie die pädagogische Herausforderung. „So etwas lernt man nicht auf dem Gymnasium. Und solche Erfahrungen sind sicherlich auch gut, wenn man mal eine eigene Familie haben will.“ Den Kontakt mit Menschen mit Behinderung will die Ingolstädterin auch in Zukunft pflegen: ehrenamtlich, zum Beispiel in der Offenen Behindertenarbeit.

Wertvolle Teammitglieder

Sabine Gröschler ist immer wieder überrascht, „wie schnell junge Leute im FSJ hier in einer Gruppe ankommen, wie wenig Berührungsängste sie zeigen“. Und auch, wie wertvolle Teammitglieder sie nach Bekunden ihrer Kolleginnen und Kollegen für die Einrichtung sind: „Die bringen hier frischen Wind rein“, freut sich Sabine Gröschler.

Quelle: Caritas

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