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13.10.2005

„Eine Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe“ - Seit 50 Jahren bestehen zwischen Eichstätt und Poona enge Kontakte – Delegation reist zum Jubiläum nach Indien

Eichstätt. (pde) – Seit 50 Jahren besteht die Partnerschaft zwischen den beiden Diözesen Eichstätt und Poona. Sie wurde offiziell am 6. November 1955 durch die beiden Bischöfe Joseph Schröffer und Andrew D`Souza begründet. Eichstätt war damals die erste Diözese in Deutschland, die eine Partnerschaft mit einer Diözese der auch heute noch oft so bezeichneten „Entwicklungsländer“ startete. Was als „Patenschaft“ begann, entwickelte sich im Laufe der Jahrzehnte zu einem partnerschaftlichen Dialog.

Die Diözesen sind neun Flugstunden voneinander entfernt – eine Delegation aus Eichstätt mit dem neuen Augsburger und vormaligen Eichstätter Bischof Walter Mixa an der Spitze nimmt das Jubiläum zum Anlass für einen Besuch in Indien. Im August war im Vorfeld des Weltjugendtags bereits eine 15-köpfige Besuchergruppe aus Poona in Eichstätt zu Gast. Die Gäste aus Deutschland bekommen im November tiefe Einblicke in den indischen Alltag, der oft von Armut geprägt ist. Auf dem Programm stehen der Besuch eines Slum-Projektes, Begegnungen mit ehemaligen Studenten an Schulen in kirchlicher Trägerschaft, Treffen in Pfarreien, die Besichtigung eines Aids-Krankenhauses. Gemeinsam wird ein Festgottesdienst und eine Messe zum 25-jährigen Weihejubiläum von Benjamin Pereira gefeiert. Pereira ist sein 1998 im Bistum Eichstätt tätig: Zunächst war er Kaplan in Mitteleschenbach, Nürnberg, Deining und Gaimersheim. Seit 2004 ist er Kaplan in Lenting und Hepberg.

Auch in Eichstätt wird die 50-jährige Partnerschaft zwischen den beiden Diözesen gewürdigt. Nach der Rückkehr der Delegation steht am 20. November um 9 Uhr ein Festgottesdienst im Dom auf dem Programm. Er wird von Diözesanadministrator Dompropst Johann Limbacher und Bischof Valerian D’ Souza aus Poona zelebriert. Im Anschluss an den Gottesdienst findet um 11 Uhr im Pfarrheim St. Marien ein Festakt mit einem Rückblick auf 50 Jahre Partnerschaft und einer kleinen Ausstellung statt. Zu der Festveranstaltung sind auch missionarische Gruppen und engagierte Mitarbeiter der Eine-Welt-Arbeit aus dem gesamten Bistum eingeladen.

Wichtig ist beiden Beteiligten, dass von einer „Partnerschaft auf gleicher Augenhöhe“ gesprochen wird. Die Zeiten, als Eichstätter Bürger für Kinder aus Indien Patenschaften übernommen haben, sind vorbei. „Wir haben aus den Erfahrungen der Vergangenheit gelernt und die Hilfsaktionen weiterentwickelt“, betont Weltkirche-Referent Gerhard Rott. In den 50er Jahren war es durchaus üblich, dass indische „Heidenkinder“ mit einer „gütigen Spende“ aus Deutschland bedacht und anschließend etwa auf den Namen „Ottmar“ getauft wurden. Unvorstellbar ist heute auch die Aktion „Poona-Panther“, die 1967 von der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) initiiert wurde: Mit dem Kauf eines Loses nahm man an der Verlosung eines Panthers teil, der, wie es hieß, in den „Dschungelwäldern von Poona“ geschossen wurde. Als Fell inklusive Kopf sollte er seinem künftigen Besitzer als Bettvorleger dienen. Der Erlös der Aktion kam dem Bau eines Wohnheimes für Jugendliche in der Partnerdiözese zu Gute.

Heute ist es vor allem dem Engagement der Sternsinger zu verdanken, dass in Poona viele Projekte in Angriff genommen werden konnten. Jedes Jahr ziehen die Buben und Mädchen von Haus zu Haus, um für Poona und andere Hilfsprojekte in der ganzen Welt zu sammeln. Zwischen 300.000 und 400.000 Euro fließen so Jahr für Jahr nach Indien. Es wurden Hilfsprojekte für Straßenkinder gegründet, ein Behindertenheim gebaut, Schulhäuser für Kinder aller Religionen eingerichtet. Dank der Unterstützung aus der Diözese Eichstätt gibt es Jugendheime, Krankenhäuser, Kirchen und Pfarrhäuser als Orte der Spiritualität und Begegnung. Im Gegenzug arbeiten Priester aus Poona in der Eichstätter Seelsorge mit – wie das Beispiel von Kaplan Pereira zeigt. Kommunikation erfolgt nicht nur zwischen den Bischöfen und den diözesanen Beauftragten für Weltkirche. In den zurückliegenden 50 Jahren sind vielfältige Beziehungen auch auf der Ebene von Pfarreien, Gruppen und Verbänden entstanden. „Die Diözesen tragen bis heute im partnerschaftlichen Dialog füreinander Verantwortung“, betonen beide Seiten.

Das Bistum Poona war 1955 etwa so groß wie Bayern und die Schweiz zusammen. 1987 wurde der nördliche Teil zur eigenständigen Diözese Nashik. Im Juli 2005 wurden einige südliche Dekanate zur Diözese Sindhudurg. Bei einer Gesamtbevölkerung von rund 24 Millionen auf dem Gebiet der Diözese gibt es etwa 85.000 Katholiken. 80 Prozent der Einwohner sind Hindus. Durch die Arbeit der Priester und Schwestern, vor allem an den katholischen Schulen und im Dienst an den Armen, hat die katholische Kirche einen guten Ruf. Besonders engagiert sich das Bistum in der Bildungsarbeit. Nachwuchssorgen gibt es weder bei den Geistlichen noch bei den zahlreichen Niederlassungen von Frauenorden.

Als „Zeichen der persönlichen Verbundenheit“ mit dem Partnerschaftsbistum gibt es ab November einen „Poona-Jubiläums-Tee“. Das Referat Weltkirche hat zusammen mit dem Sachausschuss Mission-Entwicklung-Friede des Diözesanrats 3.000 Päckchen des Tees aufgelegt. Er wird in allen Gemeinden zum Verkauf angeboten. Mit dem Verkauf des Tees ist ein Gesundheits- und Bildungsprogramm für die Tee-Plantagenarbeiter in Nordindien verbunden. Ferner fördert die Aktion die Arbeit auf dem Land durch die Produktion der handgeschöpften Verpackung in Dörfern. Schließlich kommt der Erlös einem Behindertenheim in Poona zugute.

 

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