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29.06.2015

„Eine der besten Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland“ - Tag der offenen Tür in Maria Ward

Verantwortliche aus Politik und Gesellschaft informierten sich bei Caritas-Asylberater Mathias Schmitt und der Kinderärztin Dr. Andreas Kraus über die Arbeit in der Einrichtung. pde-Foto: Peter Esser

Verantwortliche aus Politik und Gesellschaft informierten sich bei Caritas-Asylberater Mathias Schmitt und der Kinderärztin Dr. Andrea Kraus über die Arbeit in der Einrichtung. pde-Foto: Peter Esser

Im früheren Physiksaal von Maria Ward, wo derzeit normalerweise Asylbewerber Deutsch lernen, wurden am Tag der offenen Tür politischen und kirchlichen Entscheidungsträgern Auskünfte über die Situation von Flüchtlingen erteilt. pde-Foto: Peter Esser

Im früheren Physiksaal von Maria Ward, wo derzeit normalerweise Asylbewerber Deutsch lernen, wurden am Tag der offenen Tür politischen und kirchlichen Entscheidungsträgern Auskünfte über die Situation von Flüchtlingen erteilt. pde-Foto: Peter Esser

Aus der albanischen Familie Mustafa – hier zusammen mit Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger (rechts) – kommt mit der zwei Wochen alten Ajla derzeit die jüngste Bewohnerin der Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward. pde-Foto Peter Esser

Aus der albanischen Familie Mustafa – hier zusammen mit Eichstätts Oberbürgermeister Andreas Steppberger (rechts) – kommt mit der zwei Wochen alten Ajla derzeit die jüngste Bewohnerin der Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward. pde-Foto Peter Esser

Die Musikband „Passing Birds“ sorgte für Unterhaltung beim Begegnungsfest. pde-Foto: Peter Esser

Die Musikband „Passing Birds“ sorgte für Unterhaltung beim Begegnungsfest. pde-Foto: Peter Esser

Eichstätt. (pde) - „Es ist gut, dass die Leute die Chance bekommen, sich anzuschauen, wie wir hier leben“, meinte ein Asylbewerber aus Nigeria beim Tag der offenen Tür in der Erstaufnahmeeinrichtung Maria Ward in Eichstätt. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger kamen auf Einladung der Betreiberfirma Jonas Better Place und der Caritas am Sonntag, 28. Juni, in die Einrichtung, um sie näher ken-nenzulernen. Einheimische und Flüchtlinge begrüßten sich in der Regel mit einem freundlichen „Hello“, einige kamen auf Englisch auch intensiver miteinander ins Gespräch. Geboten waren viele Aktionen von Dosenwerfen bis Kinderschminken sowie Kaffee und gespendeten Kuchen. Musik gab es von der Band „Passing Birds“.

Der Regierungspräsident von Oberbayern, Christoph Hillenbrand, bezeichnete es als eine „tolle Idee, hier endlich ein Bürger- und Begegnungsfest zu feiern“. Aus seiner Sicht ist in Eichstätt „eine der besten Erstaufnahmeeinrichtungen in Deutschland“ entstanden. Asylbewerber profitierten hier von einem großen Gelände mit vielen Bewegungsmöglichkeiten, aber auch von einer guten Infrastruktur sowie vielen Ehrenamtlichen und Engagierten der Universität. „Wir schauen mit Staunen darauf, was hier innerhalb ganz kurzer Zeit aufgebaut worden ist. Das ging nur durch das ganz enge Zusammenspiel aller Stellen“, so Hillenbrand. Er dankte dem Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke, dass er das Gebäude weiterhin bis Ende 2017 für Asylbewerber zur Ver-fügung stellt.

„Gebot der Menschlichkeit“

Auch Ordinariatsrat Rainer Kastl erinnerte in einem Grußwort für das Bistum Eichstätt an das „atemberaubende Tempo“, mit dem im Herbst vergangenen Jahres die frühere Realschule in eine Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber umgewandelt wurde. Kastl dankte vor allem drei Gruppen: erstens der Eichstätter Bereitschaftspolizei für ihr Engagement zu Beginn, zweitens den „vielen Frauen und Männern in der Bevölkerung, die sich engagiert haben“ und drittens den Flüchtlingen, dass bisher an negativen Vorfällen „im Grunde nichts passiert ist“. Auch sei es bisher „zu keiner Zeit zu Fremdenfeindlichkeit gekommen“, würdigte der Ordinariatsrat. Angesichts der Schicksale, die viele Flüchtlinge erlebt haben – von Folterungen und Vergewaltigungen über Krieg bis hin zur Flucht über das offene Meer – „ist es ein Gebot der Menschlichkeit und der christlichen Nächstenliebe, denen zu helfen, die sich zu uns retten konnten“, so Kastl.

Thomas Echtler, Vorstandsmitglied des Diözesan-Caritasverbandes, dankte für die gute Zu-sammenarbeit der verschiedenen Gruppen in Maria Ward mit dem dortigen dreiköpfigen Caritas-Beratungsteam. Er informierte, dass die Caritas seit Oktober 2014 im ganzen Bistum Eichstätt viele neue Stellen geschaffen habe und er wisse, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter oft bis an ihre Grenzen gingen. Der Aufbau neuer Stellen sei eine große Herausforderung. Diese könne nur durch intensive Zusammenarbeit zuständiger Institutionen und mit finanzieller Unterstützung von staatlicher Seite bewältigt werden, so Echtler.

Mehrmals führten Mitarbeitende von Jonas Better Place und des Beratungsteams der Caritas-Kreisstelle Eichstätt Interessierte durch das Gebäude: von der Turnhalle über ein Musterzimmer für Asylbewerber bis zum Fitnessraum im Keller. 210 Asylbewerber werden nach Auskunft von Jonas Place Better Place-Verwaltungsleiter Tobias Geyer derzeit in 23 Zimmern der Erstauf-nahmeeinrichtung betreut. Zu Spitzenzeiten würden Zimmer mit bis zu 16 Bewohnerinnen und Bewohner belegt. „Wir haben aber auch Einzelunterbringungen von Kriegstraumatisierten, die zum Beispiel im Schlaf schreien“, erklärte Geyer. Im Arztzimmer erläuterte die Eichstätter Kin-derärztin Dr. Andrea Kraus unter anderem, wie wichtig es sei, vor Ort selbst Kontakt zu Flücht-lingen zu haben. „Einigen muss man zum Beispiel erklären, wie man einem Kind ein Fieberzäpf-chen gibt“, sagte sie.

Informationen bei Führungen und Ausstellungen

Caritas-Mitarbeiter Mathias Schmitt erklärte im Sprachschulraum – einem früheren Physik-Lehrsaal – wie anhand von Bildmaterial und anderer anschaulicher Methoden verschiedene Deutschkurse durchgeführt werden: für Analphabeten ebenso wie für Fortgeschrittene und in Kursen für Kinder, die während der Erstaufnahme noch nicht zur Schule gehen. Im Keller stellten er sowie seine Caritas-Kolleginnen Eva Dengler und Christine Pietsch die Fahrradwerkstatt vor: Hier können Flüchtlinge bei Studenten für eine Woche lang Fahrräder ausleihen und reparieren lassen. In den Caritas-Beratungsbüros konnten sich Interessierte unter anderem zwei neue Caritas-Broschüren mitnehmen: eine über Asylbewerber für Pfarrgemeinden, Ehrenamtliche und Helferkreise sowie das Heft „Willkommen in Eichstätt“ für Flüchtlinge  in verschiedenen Sprachen.

Im ganzen Haus waren an den Wänden Bilder von zwei Fotoprojekten zu sehen: zum einen 70 Werke des Eichstätter Fotografen Hubert P. Klotzeck über das Alltagsleben der Bewohnerinnen und Bewohner in dieser Flüchtlingsunterkunft. Sie zeigten zum Großteil Asylbewerber in ver-schiedensten Situationen: von Erwachsenen im Lehrsaal über Flüchtlinge in der Turnhalle bis hin zu malenden Kindern. Zum anderen konnten sich die Besucher 60 Bilder von zwölf Flüchtlingen aus der Einrichtung anschauen, die diese selbst in einem Foto-Workshop mit Klotzeck erstellt hatten. Im Speisesaal betreuten zudem Mitglieder von Amnesty International eine Ausstellung zum Thema Flucht unter dem Motto „Asyl ist Menschenrecht“ der Organisation Pro Asyl. In dieser wurde unter anderem darüber informiert, dass die weitaus meisten der über 50 Millionen Flüchtlinge weltweit Binnenflüchtlinge in ihrem eigenen Land oder den Nachbarstaaten sind.

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