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08.05.2002

Diözesanwallfahrt am 8. Juni - „Sehnsucht nach Stille“ als Motiv für die Klostergründung - Als Wunibald vor 1250 Jahren nach Heidenheim kam, kämpfte er gegen Vielehe und Totenbeschwörer

Eichstätt/Heidenheim. (pde) - Ein Kloster mit wechselhafter Geschichte ist das Ziel der Eichstätter Diözesanwallfahrt am 8. Juni: Es geht ins fränkische Heidenheim. Um 10.30 Uhr wird Bischof Walter Mixa den Pontifikalgottesdienst unter freiem Himmel zelebrieren. Zuvor geht es in einer Prozession zur katholischen Kirche, um 15.30 Uhr ist eine ökumenische Vesper geplant. Den Tag über wird es Führungen durch das Münster und die katholische Kirche geben. Die Wallfahrt steht unter dem Motto „In der Freude des Herrn. Glauben verändert leben.“ Heidenheim feiert in diesem Jahr ein Jubiläum: Vor 1250 Jahren wurde dort durch den Diözesanheiligen Wunibald das Kloster gegründet.

Ausgerechnet der Wein soll schuld gewesen sein an der Klostergründung. Zuvor nämlich lebte Wunibald in Mainz, doch die Trinkfreudigkeit und Lebenslust der dortigen Bevölkerung waren ihm ein Dorn im Auge. „Weil er fürchtete, es könnte der Überfluss an Wein die klösterliche Zucht zerstören“, wie es in einer historischen Quelle heißt, kehrte Wunibald der Römerstadt den Rücken und gründete ein eigenes Kloster. Als Standort suchte sich der Asket Heidenheim aus. Ausschlaggebend waren Wunibalds Hang zur Einsamkeit und seine Sehnsucht nach Stille. Der Hahnenkamm wird beschrieben als eine wald- und wasserreiche Gegend. Der Mönch und seine Mitstreiter machten sich gleich mit Feuereifer an die Arbeit - nicht nur das unwegsame Gelände musste gerodet werden. Auch das Vertrauen der Bevölkerung galt es zu erobern.

Zu tun gab es genug. Heidenheim war zwar schon christlich, aber der Alltag der Menschen war heidnisch geprägt. „Vielehen, Verwandtschaftsehen, Ehebruch und Konkubinat waren tief verwurzelt“, heißt es in den Aufzeichnungen der Nonne Hugeburc. „Besessene, Zauberer, Totenbeschwörer erwiesen sich als unversöhnliche Gegner.“ Dem unverdrossenen Angelsachsen schlugen „Hass und verwundete Leidenschaft“ entgegen. Die Gegenseite sei „zum Mord und zur Verbrennung“ entschlossen, heißt es in der Überlieferung. Doch der christliche Geist setzte sich mehr und mehr durch. Voller Respekt wird über Wunibald berichtet: „Gerade in dieser schwierigsten Situation erwiesen sich seine Klugheit und Geduld, seine kundige Hirtensorge als die stärksten Mächte. Die Gläubigen scharten sich um ihn als ihren begabten und gefeierten Lehrer.“

751/752 wurde das Kloster gegründet, zehn Jahre lang wirkte Wunibald als Seelsorger und Abt. Er starb am 18. Dezember 761 in Anwesenheit seines Bruders Willibald. Am nächsten Tag erfolgte die Beisetzung in der Kirche. Die Leitung des Klosters übernahm eine Frau - Walburga, die Schwester von Willibald und Wunibald. Bald darauf gründete Walburga ein Frauenstift. Frauen aus England, aber auch aus der einheimischen Bevölkerung traten in das Kloster ein. Neben der Leitung des Doppelklosters leistete Walburga caritative, missionarische und pädagogische Arbeit. „Die Äbtissin war erfüllt von mütterlicher Gesinnung gegenüber ihren Schwestern, liebevoll gegenüber Armen und Hilfsbedürftigen und von besonderer Anhänglichkeit zu ihrem verstorbenen Bruder Wunibald,“ so wird die spätere Bistumsheilige beschrieben. Walburga starb am 25. Februar 779. Sie wurde in Heidenheim bestattet, ihre Gebeine wurden 100 Jahre später jedoch nach Eichstätt umgebettet. Denn in Heidenheim, so schien es, wurde die Tote nur wenig beachtet. Bei Baumaßnahmen traten Arbeiter auf das Grab der später so berühmten Heiligen, ein Mauereinsturz wurde als Gottesurteil empfunden. Daraufhin wurden die Gebeine in feierlicher Form nach Eichstätt überführt.

Um 790 wurde das Benediktinerkloster Heidenheim aufgelöst und in ein Chorherrenstift umgewandelt. Ab 1160, inzwischen war wieder ein Benediktinerkloster entstanden, wurde nach einem großen Brand das romanische Münster erbaut. Bis heute ist ein großer Teil der Bausubstanz erhalten. Später wurde ein gotischer Kreuzgang hinzugefügt. Im Zuge der Reformation löste sich 1537 der Benediktinerkonvent auf, Heidenheim wurde evangelisch. Das Münster dient bis heute der evangelisch-lutherischen Gemeinde als Pfarrkirche. Die katholische Kirche St. Walburga wurde 1977 geweiht.

Die Wallfahrer erwartet am 8. Juni ein kulturhistorisches Juwel. In der Klosterkirche kann die Tumba, das Gruftdenkmal der Heiligen Walburga, besichtet werden. Das Wunibaldgrab erzählt von der der Herkunft des Heiligen. Kunstvoll gestaltet sind auch die Grabmäler der bedeutendsten Äbte und der Klosterverwalter.

 

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