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23.11.2021

Caritas-Frauenhaus Ingolstadt kämpft gegen häusliche Gewalt

Die Leiterin des Caritas-Frauenhauses Ingolstadt, Andrea Schlicht, macht anlässlich des Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt an Frauen auf mehrere Maßnahmen aufmerksam, welche die Einrichtung zum Wohl Betroffener verwirklicht. Foto: Caritas-Frauenhaus Ingolstadt

Ingolstadt – „Es ist weiterhin erschütternd, dass Frauen mit ihren Kindern massiver Gewalt an einem Ort ausgesetzt sind, an dem sich Menschen normalerweise geborgen fühlen. Das betrifft Frauen jeden Alters und aller Schichten und Nationalitäten. Und es ist besorgniserregend, dass häusliche Gewalt nach wie vor in der Gesellschaft tabuisiert wird.“ Mit diesen Worten hat die Leiterin des Caritas-Frauenhauses Ingolstadt, Andrea Schlicht, auf die Bedeutung des Internationalen Tages zur Beseitigung der Gewalt an Frauen am 25. November aufmerksam gemacht.

Am Freitag, 26. November, ab 13.30 Uhr wird das Frauenhaus gemeinsam mit anderen Organisationen an einer geplanten Kundgebung „Orange day“ auf dem Ingolstädter Rathausplatz teilnehmen. „Orange ist die Farbe gegen Gewalt an Frauen“, erklärt Schlicht. Um betroffenen Frauen und Kindern noch besser helfen zu können, hat das Frauenhaus Ingolstadt mehrere Maßnahmen gestartet: von einer Erhöhung der Plätze und Erweiterung des Programms „Frauenhaus Plus“ über die Teilnahme an einer neuen Online-Plattform bis zur Beteiligung am bundesweiten Projekt „Digitale Gewalt“.

Mehr Plätze und aufsuchende Beratung

Um auch Frauen mit vielen Kindern und Frauen mit älteren Söhnen im Ingolstädter Frauenhaus Schutz bieten zu können, wird Andrea Schlicht zufolge die Platzanzahl der Einrichtung von bisher zwölf auf 15 erhöht. Dafür sollen drei weitere Plätze in einem benachbarten Neubau entstehen. Bis dieser fertig ist, hat das Frauenhaus vorübergehend eine Wohnung angemietet, in der zwei Frauen mit vielen Kindern Unterkunft finden können. „Diese Wohnung ist auch derzeit belegt“, macht die Frauenhausleiterin den vorhandenen Bedarf deutlich.

Um Frauen zu helfen, die aus dem Frauenhaus in eine eigene Wohnung ziehen, leistet die Einrichtung seit zwei Jahren eine zusätzliche ambulante aufsuchende Beratung. Dieses Projekt „Frauenhaus PLUS“ wurde vor kurzem um weitere zwei Jahre verlängert und das Stundenkontingent der zuständigen Mitarbeiterin von zehn auf 15 Stunden erhöht. „Das Angebot hat in den ersten zwei Jahren nahezu jede Frau in dieser neuen Lebensphase in Anspruch genommen. Es hat sich gezeigt, dass diese Nachbetreuung je nach Bedarf von wenigen Wochen bis zu mehreren Monaten nötig ist“, informiert die Frauenhausleiterin. Den Großteil der Kosten für diese Initiative zahlt die Caritasstiftung Eichstätt. Zudem hat das Ingolstädter Frauenhaus laut Andrea Schlicht zum zweiten Mal in Folge den humanitären Preis von den Freimaurern Ingolstadt in Höhe von 10.000 Euro für dieses Projekt erhalten.

Chancen und Gefahren online

Seit kurzem ist die Einrichtung an einer bayernweiten Onlineberatungs-Plattform beteiligt. „Da unter häuslicher Gewalt leidende Frauen nicht selten von ihren Männern kontrolliert werden, wenn sie telefonisch Hilfe suchen, ist es sehr wichtig, dass sie sich auch per E-Mail oder Chat an das Frauenhaus wenden können“, erklärt Andrea Schlicht die Bedeutung des neuen Angebotes. Betroffene Frauen finden das neue Modul hierfür im Internet unter www.caritas-frauenhaus.de und können sich ab sofort einen Termin buchen.

Zudem nimmt das Ingolstädter Frauenhaus als eines von vier Frauenhäusern bundesweit am Modellprojekt „Digitale Gewalt“ von der Frauenhauskoordinierung e.V. Berlin teil. Das vom Bundesministerium für Familien, Senioren, Frauen und Jugend geförderte Projekt  hat zum Ziel, ein Schutzkonzept gegen digitale Gewalt in Frauenhäusern zu entwickeln. Die Erscheinungsformen von digitaler Gewalt sind laut Andrea Schlicht vielfältig. Dabei geht es zum Beispiel um Gewaltformen wie Cyber-Stalking und -Mobbing oder darum, dass Männer ohne Einverständnis von Frauen Intimbilder und -videos von diesen auf Social-Media-Plattformen verbreiten. „In unseren Beratungen ist das ein ständiges und zunehmendes Thema“, sagt Schlicht. In dem Modellprojekt „Digitale Gewalt“ lernen die Beteiligten, wie sie angemessen auf solche neuen Gewaltformen reagieren können. Es ist schon etwas Besonderes, bei diesem Projekt dabei sein zu dürfen“, berichtet Caritas-Frauenhausleiterin.

Nach der Statistik des Ingolstädter Frauenhauses wurden dort bisher in diesem Jahr 45 Frauen mit 49 Kindern aufgenommen. Zudem fanden 135 telefonische und zehn ambulante Beratungen für betroffene Frauen, Angehörige, aber auch für Arbeitskolleginnen, Kliniken und Ämter statt. 27 Frauen sind bisher heuer im Programm „Frauenhaus Plus“ beraten worden.

Quelle: Caritas

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