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Die Zuversicht geht mit – Zwei Pilgerführer erzählen
Eichstätt – „Sich auf einen Weg zu begeben, ist typisch für diejenigen, die sich auf die Suche nach dem Sinn des Lebens machen. Eine Fußwallfahrt trägt sehr dazu bei, den Wert der Stille, der Anstrengung und der Konzentration auf das Wesentliche wiederzuentdecken“. Es ist kein Geringerer als Papst Franziskus, der da in seiner Verkündigungsbulle zum Heiligen Jahr über den Sinn des Pilgerns nachdenkt und hofft, dass 2025 wieder viele alte und auch neue Wege beschritten werden. Verlassen kann er sich dabei auf die zahlreichen Frauen und Männer, die Jahr für Jahr Fußwallfahren organisieren, anführen, begleiten.
„Pilger der Hoffnung“ lautet das Motto des Heiligen Jahrs, und „einen Funken Hoffnung hat doch jeder“, meint Cornelia Dürgner. Obwohl sie erst 30 Jahre alt ist, ist sie heuer schon im neunten Jahr hintereinander als Wallfahrtsleiterin im Einsatz. Von ihrem Heimatort Illschwang (Dekanat Kastl) geht es am Samstag vor dem Dreifaltigkeitsfest zu Fuß nach Gößweinstein, 60 Kilometer an nur einem Tag. Schon als Achtjährige absolvierte sie erstmals ein Teilstück. 2016 übernahm sie dann das Pilgerführer-Amt von ihrem Vater. Schon früh engagierte sie sich auch in ihrer Gemeinde, war Ministrantin und absolvierte ein christliches Orientierungsjahr im damals frisch eröffneten you-Haus des Bistums Eichstätt. Dort fasste die gelernte Werkzeugmechanikerin auch den Entschluss, Religionspädagogik zu studieren und Gemeindereferentin zu werden. Heute lebt sie in Stuttgart, aber an ihren Wallfahrtsverpflichtungen in der Oberpfälzer Heimat hält sie fest, „das lass‘ ich mir nicht nehmen“.
Von Zeit zu Zeit ermuntert die Pilgerführerin die Gruppe dazu, dass jeder, ganz für sich, einige Minuten in Stille geht. Sie selbst fängt, „wenn der Fuß mal anfängt zu ziehen“, zu beten an, das lenke die Gedanken in eine andere Richtung. Was ihre Mitpilgernden unterwegs im Stillen beschäftigt, vermag Dürgner nicht zu sagen, aber sie meint, „dass manche schon bewusst mitgehen, weil sie an etwas zu tragen haben, das sie ablegen möchten, um wieder gestärkt in den Alltag zurückzukehren“. Seit einiger Zeit steht vor dem Start der Wallfahrt eine „Anliegen-Box“ in der Illschwanger Pfarrkirche. Diese Zettel nimmt Dürgner mit auf den Weg und lässt sie in die Fürbitten einfließen.
Das Motto der Illschwanger Wallfahrt in die Fränkische Schweiz orientiert sich am jeweiligen Gößweinsteiner Wallfahrtsmotto, das heuer naturgemäß „Pilger der Hoffnung“ lautet. Ein gutes Motto, findet Dürgner, „gerade in dieser Zeit. Ohne Hoffnung, wie soll man da weiterleben können?“ Auch das Logo zum Heiligen Jahr gefällt ihr, weil es symbolisiere: „Man ist gemeinsam unterwegs und man geht in dieselbe Richtung“. Eine Richtung, ein Ziel, das letztlich alle Menschen verbinde: Der Wunsch nach Friede, Zusammenhalt, Liebe.

Übers Leben nachdenken
Aus der Pfarrgemeinde Wappersdorf-Mühlhausen, wo ebenfalls jedes Jahr eine Fußwallfahrt nach Gößweinstein startet, kommt Richard Bögerl. Aber den 60-Jährigen Bauingenieur zieht es seit 42 Jahren an einen anderen Ort, nach Altötting. Seit 2005 ist er Vorbeter, seit 2011 Pilgerführer der Beilngrieser Gruppe, einem der vier Wallfahrerzüge der großen Oberpfälzer Fußwallfahrt, die jedes Jahr kurz nach Christi Himmelfahrt beginnt. Im Freundeskreis war Bögerl einst auf die Wallfahrt aufmerksam geworden. Eigentlich hatte er mit der Günchinger Gruppe ziehen wollen, aber weil ausgerechnet am Abmarsch-Freitag noch eine Prüfung fürs Fachabitur anstand, meldete er sich für die einen Tag später startende Beilngrieser Gruppe an und blieb dabei. Bei der jüngsten Wallfahrt 2024 zählte der Zug 320 Teilnehmende.
Alle vier Gruppen haben sich, nicht zuletzt aus versicherungstechnischen Gründen, zum „Verein Oberpfälzer Fußwallfahrer e. V.“ zusammengeschlossen. Auf dessen Homepage heißt es, mit Verweis auf das Heilige Jahr: „Gemeinsam sind wir Pilger der Hoffnung!“ Was für Bögerl eigentlich unter Wallfahrern eine Selbstverständlichkeit ist, denn „wenn jemand keine Hoffnung hätte, würde er sich nicht auf den Weg machen“. Als Pilgerleiter betet Bögerl mit seiner Gruppe nicht nur den Rosenkranz, sondern er trägt auch meditative Texte vor, die sich die Pilger, jeder für sich, durch den Kopf gehen lassen können. An der Stille, die in solchen Phasen einkehrt, merkt er, „dass die Leute diese Ruhe auch brauchen, um über ihre Lebenssituation nachzudenken“. Die Hoffnung marschiere dabei mit, bekräftigt er - „immer“. Für viele sei eine Wallfahrt Ausdruck des Dankes, dass sich eine Situation zum Guten gewandt hat. Aber das Leben bleibe ja nicht stehen, es kämen neue Herausforderungen, es brauche neue Hoffnung. Die Gespräche innerhalb der Wallfahrergemeinschaft zeigten einem, dass man nicht allein ist mit seinem Schicksal, dass auch andere ihr Päckchen zu tragen haben und dennoch nicht verzagen, sondern auf Gott vertrauen.
In Rom war Bögerl bereits im vorletzten Jahr mit einer Reisegruppe seiner Pfarrei. Weil seine Frau damals verhindert war, haben die beiden für kommenden Herbst eine weitere Romfahrt ins Auge gefasst. Dass es im Heiligen Jahr eventuell sehr voll sein wird in der Stadt, „das muss man halt in Kauf nehmen“, meint der langjährige Pilgerführer gelassen.
Gabi Gess für [inne]halten – Die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt
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