„Die humanitäre Situation ist katastrophal“ - Kinder kommen traumatisiert zum Unterricht: Aktion „Schultafel“ unterstützt Mädchenschule in Jerusalem

Eichstätt. (pde) – Die Schule liegt im völkerrechtlichen Niemandsland, kaum jemand fühlt sich zuständig. Israelische Behörden überwachen die Bauvorschriften, die palästinensischen Ämter sind für Lehrpläne und Anerkennung von Schulabschlüssen zuständig. „Doch die humanitäre Situation ist katastrophal“, berichtet Reinhard Kürzinger, Leiter der Diözesan-Pilgerstelle Eichstätt und Vorsitzender des „Deutschen Vereins vom Heiligen Lande“ in der Diözese. Wie die rund 500 Mädchen zu ihrer Schule im Ostteil Jerusalems kommen, an wie vielen Straßensperren sie vorbei müssen, darum kümmert sich niemand. Kürzinger startet deswegen in der Diözese Eichstätt die „Aktion Schultafel“. Sie dient zunächst einmal dazu, dass an der Schmidt-Schule endlich Schultafeln angeschafft werden können. Die Aktion will Kürzinger aber auch als Zeichen der Solidarität mit Christen im Heiligen Land verstehen.

Rund 80 Prozent der Schülerinnen der Schmidt-Schule sind muslimische Mädchen, 20 Prozent sind Christen. Sie gilt als eine der besten Mädchenschulen der Region. „Über 90 Prozent der letztjährigen Absolventinnen haben ein Universitätsstudium im In- und Ausland aufgenommen“, berichtete ein Vertreter der Schule bei der jüngsten Generalversammlung des „Deutschen Vereins vom Heiligen Lande“. Der Verein ist Träger der Schule. Auch einen anderen Aspekt findet Kürzinger unterstützenswert: „Die Frauen kommen mit einem ganz anderen Selbstbewusstsein heim in die palästinensische Männerwelt.“

Bei der Generalversammlung berichteten Vertreter der Schule von traumatisierten Kindern, die nach einem Anschlag der Israelis in der Nachbarschaft völlig verstört zum Unterricht kamen. „Die Lehrer mussten deeskalierend eingreifen, die Stimmung war wie in einem Pulverfass.“ Die Mitglieder des „Deutschen Vereins vom Heiligen Lande“ entschieden daraufhin spontan, eine Spendenaktion zu starten. Ziel ist es, dass jede Diözese in Deutschland das Geld für eine Schultafel zur Verfügung stellt. „Wir sehen das als Zeichen der Solidarität mit dieser Schule“, so Kürzinger. „Es gibt noch immer Menschen, die diesem Chaos trotzen.“ Das wolle man honorieren.

Seit 150 Jahren schlagen Christen mit dem „Deutschen Verein vom Heiligen Lande“ eine Brücke in das Land der Bibel. Der Verein mit Sitz in Köln hat rund 12.600 fördernde Mitglieder, darunter auch viele aus der Diözese Eichstätt. Im Vordergrund der Arbeit steht das Bemühen um Verständigung und Versöhnung zwischen Völkern und Religionen. Der Verein organisiert Pilgerreisen, unterhält Pilgerherbergen und vermittelt Arbeitseinsätze in sozialen Einrichtungen.

Daran ist derzeit freilich nicht zu denken. Die Lage im Nahen Osten ist viel zu gefährlich, als dass jemand die Verantwortung für die Sicherheit der Menschen übernehmen könnte. „Unsere Anlagen sind geschützt durch einen Sicherheitsdienst und eigene Mitglieder, die patrouillieren“, schildert Kürzinger die Situation. Kein Wunder, dass die Zahl der Pilger während des Libanon-Krieges schlagartig zurückging.

Dennoch plant Kürzinger für das Jahr 2007 wieder eine Pilgerreise ins Heilige Land, sollte es die politische Situation zulassen. „Wir versuchen, die kirchlichen Häuser zu beleben.“ Durch den Pilgerverkehr würden auch Arbeitsplätze gesichert. Nur noch zwei Prozent der Bevölkerung im Heiligen Land sind Christen. „Der Exodus der Christen reißt nicht ab“, sagt Kürzinger. „Wir wollen aber nicht, dass christliche Stätten zu Museen verkommen.“

Die Bankverbindung für die Aktion „Schultafel“ lautet: Liga Bank, Deutscher Verein vom Heiligen Land, BLZ 75090300, Konto-Nummer 764 2415. Stichwort: Aktion Schultafel. Es werden auf Wunsch auch Spendenquittungen ausgestellt. Weitere Informationen zur Aktion gibt es beim Diözesan-Pilgerbüro Eichstätt, Marktplatz 4, Tel. (08421) 900-3900, Fax (08421) 900-3699, E-Mail: pilgerbuero@bistum-eichstaett.de.