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04.05.2006

„Die einen kommen festlich gekleidet, die anderen in Turnschuhen“ - Rund 5000 Jugendliche werden in diesem Jahr gefirmt

Eichstätt. (pde) – Die Kiste steckt voller bunter Dinge: Ein Turnschuh, eine Kordel, ein Elektrostecker, ein Würfel mit lauter Sechsern. „Das ist der Jesuswürfel“, erläutert Dr. Franz Hausmann, Leiter des Referats für Gemeindekatechese. „Dass auf jeder Seite eine sechs ist, bedeutet: Mit Jesus kann ich nur gewinnen.“ Der Turnschuh könnte für „einen Weg gehen“ stehen, die farbige Kordel ist ein Symbol für Gemeinschaft. Der Stecker bedeutet „Kontakt halten“ oder „Energie weiterleiten“.

Die Kiste benutzt Hausmann für die Firmvorbereitung mit Jugendlichen. Rund 5000 Jugendliche aus der Diözese Eichstätt empfangen das Sakrament in diesem Jahr. „Bei der Firmung ist der einzelne als Person gefragt“, betont Hausmann. „Die jungen Leute treffen eine eigene Entscheidung.“ Die Jugendlichen bestätigen bei der Firmung, was die Eltern durch die Taufe festgelegt haben: Die Zugehörigkeit zur katholischen Kirche. „Es ist eine Stärkung auf dem Weg zum Christsein.“ Rund ein Zehntel der Jugendlichen entscheiden sich pro Jahr gegen das Sakrament. „Es gibt auch welche, die sagen: Ich war seit meiner Erstkommunion nicht mehr in der Kirche, für mich wäre es verlogen“.

Gefirmt werden in der Regel Buben und Mädchen, die die sechste Klasse besuchen. Doch es gibt zunehmend Pfarreien, die auf ein höheres Firmalter drängen. In Nürnberg-Langwasser etwa wird das Sakrament erst ab 14 Jahren gespendet, in der Pfarrei Winkelhaid in Burgthann bei Nürnberg wird erst gefirmt, wenn genügend Kandidaten zusammen sind. Die sind dann in der Regel zwischen zwölf und 20 Jahre alt. Kleidervorschriften sind übrigens passé: „Die einen kommen festlich gekleidet, die anderen in Turnschuhen“, erzählt Hausmann.

Dem Fest geht eine umfangreiche Vorbereitung voraus. Sie findet in Schule und Pfarrgemeinde statt. Manche Pfarreien bieten „Crash-Kurse“ an. Dann wird an zwei bis drei Samstagen besprochen, worum es bei der Firmung geht. In den meisten Fällen jedoch gibt es Gruppenstunden, die von Ehrenamtlichen geleitet werden – hier sind Mütter und Väter gefragt. Nicht immer finden sich genügend Betreuer, denn der Umgang mit Jugendlichen ist nicht immer einfach. „Es ist relativ schwierig, junge Leute aus der Reserve zu locken“, gibt Hausmann zu. Er erinnert sich an einen Fall, bei dem der Leiter zwei Gruppenstunden lang auf eine Mauer des Schweigens gestoßen ist. „Beim dritten Mal verfrachtete er die Jugendlichen in einen Kleinbus und fuhr mit ihnen zum Walderlebniszentrum.“ Die gemeinsamen Aktionen – Graben überwinden, auf dem Seil balancieren, im Schlamm stecken – lösten die Blockade. „Ab diesem Zeitpunkt waren die Jugendlichen gesprächig.“

Um Jugendliche aus der Reserve zu locken, hat Hausmann bei Firmvorbereitungskursen seine Kiste mit dem Turnschuh und dem Elektrostecker dabei. „Man muss Methoden entwickeln, um die Kinder zum Sprechen zu bringen.“ Zum Thema Turnschuh fallen den jungen Leuten auch Dinge wie „trainieren“, „in einer Mannschaft mitspielen“ oder „Gott geht mit mir“ ein – lauter Anknüpfungspunkte für Gespräche.

Bei den Gruppenstunden sei es wichtig, nicht mit vorgefertigten Plänen zu kommen, so Hausmann. „Die Firmlinge wollen als gleichberechtigte Partner gesehen werden. Sie wollen aufmerksam begleitet werden.“ Manchmal starten die Gruppen gemeinsame Projekte. Sie produzieren eine Firmzeitung, drehen einen Videofilm, gestalten einen Gottesdienst, arbeiten beim Hilfsprojekt „Die Tafel“ mit oder besuchen Senioren. „Junge Leute brauchen Anerkennung“, betont der Leiter des Referats Gemeindekatechese. „Sie wollen, dass ihre Talente und Fähigkeiten geschätzt werden.“ So sei es beispielsweise bei der Gestaltung eines Gottesdienstes wichtig, dass Texte, Lieder und Themen vorkommen, die dem Lebensgefühl der Jugendlichen entsprechen. Wenn man offen sei für die Ideen der Firmlinge, sei es gar nicht so schwierig, eine Gruppe zu leiten. „Es sollte auch eine gewisse Gelassenheit da sein.“ Es sei zum Beispiel vollkommen in Ordnung, die Nachmittage mit Spielen zu verbringen.

Eine wichtige Rolle bei dem Sakrament spielt der Firmpate. „Er ist eine große Stütze in der Pubertät“, erläutert Hausmann. Ideal sei ein „erwachsener Freund“, der auch für Fragen zur Verfügung steht, die man sich zuhause nicht zu stellen traut. „Er ist ein Ansprechpartner über die Eltern hinaus.“ Hier hätte Hausmann den Wunsch, die Firmpaten stärker zu begleiten und die Chance zu nutzen, auch Erwachsene wieder in ihrem Glauben zu stärken. „Man müsste vermitteln, welche Stütze der Glaube im Alltag sein kann.“ Hier könnte sich der Referatsleiter Glaubensstammtische in lockerer Atmosphäre vorstellen.

Für die Gestaltung des Tages rät Hausmann, gemeinsam mit dem Firmkind zu überlegen, wie man das Fest zu einem persönlichen Erlebnis werden lassen kann. Die Gäste könnten zum Beispiel ein „Motivationsblatt“ mit Wünschen überreichen. Sie könnten Fotos von ihrer eigenen Firmung mitbringen, man könnte gemeinsam Spiele machen. Ein Grundsatz hat sich bewährt: „Wichtig ist es, den Tag ruhig anzugehen und den Abend ruhig ausklingen zu lassen.“

 

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