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01.01.2013

„Der Weg des Glaubens und der Kirche hat Zukunft“: Silvesterpredigt von Bischof Gregor Maria Hanke

Eichstätt, 31.12.2012. (pde) – Der Rückgang christlicher Glaubenspraxis darf nach den Worten von Bischof Gregor Maria Hanke für überzeugte Christen kein Anlass sein, zu resignieren und sich aus der Verantwortung für die Gesellschaft zurückzuziehen. Die Gesellschaft brauche Christen mit „Sehschärfe für Fragen der Gegenwart und der Zukunftsgestaltung“, sagte der Bischof bei der Jahresschlussfeier an Silvester im Eichstätter Dom.

Mitsorge für die Schöpfung
In der Nachfolge Jesu seien nicht Mitläufer gefordert und auch keine Koalitionen mit der öffentlichen Meinung, sondern überzeugte und überzeugende Jünger. So könnten gläubige Menschen nicht schweigend abseits stehen, wenn es angesichts knapper werdender Ressourcen um die Suche nach einem neuen und gerechteren Lebensstil geht. Ein kleiner Beitrag hierzu wolle das Klimakonzept des Bistums Eichstätt zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes sein. „Mit diesen und ähnlichen Schritten machen wir keine Öko-Politik, sondern wir bekennen uns damit als Geschöpfe des großen Schöpfers, die sich zur Mitsorge für die Schöpfung verpflichtet wissen“. In seiner Ansprache kritisierte Bischof Hanke, dass Deutschland zu den großen Waffenexporteuren der Welt gehöre: „Wohlstand und Wirtschaftskraft darf nicht auf potentiellen Gräbern errichtet sein“. Weil christlicher Glaube auf den ganzen Menschen mit seinen Sehnsüchten und Hoffnungen ausgerichtet sei, gelte es ganz besonders auch für die Rechte und Freiräume der Familie einzutreten. Deshalb seien Christen gegen den Versuch staatlicher Gängelung, etwa bei der Erziehung der Kleinkinder.

Bedrängte und verfolgte Christen
Der Säkularisierungsschub in der Gesellschaft scheine einen Wetterumschwung hinsichtlich der Akzeptanz der Kirche und des öffentlich praktizierten Glaubens zu bewirken. An die Stelle des Glaubens trete in der Öffentlichkeit vermehrt eine Art „Vulgärrationalismus“, zu dessen Repertoire Angriffe gegen die Kirche gehören. Bei öffentlicher Schmähung ihres Glaubens könnten Christen oft nicht mehr auf Rechtsgunst zählen. „Da es uns Christen gut ansteht, im Geist des Evangeliums geduldig zu ertragen, wenn uns jemand auf die Wange schlägt, tragen wir implizit zur Deeskalation bei. Provokationen werden somit nicht zum öffentlichen Ärgernis und zum Anlass des Unfriedens.“ Bitter wäre es allerdings, wenn in Verwaltung und Justiz daraus der Rückschluss entstünde, dass denjenigen, die sich angesichts von Provokation ruhig verhalten, ein höheres Maß an Aggression zumutbar sei als jenen, die sich sogleich protestierend wehren und auf die Straße ziehen. Die Ablehnung, die Christen hierzulande immer wieder einmal im Kleinen erfahren, mache auch sensibler für das, was die in vielen Ländern der Erde bedrängten Christen durchstehen müssen. Das Christentum sei weltweit die am meisten verfolgte oder bedrängte Religion. Bischof Hanke verwies vor allem auf die Situation in Nordkorea, aber auch in vielen islamischen Ländern, in denen das Christentum benachteiligt oder gar bedroht sei. Als besonders bedrückende aktuelle Beispiele nannte er Ägypten und Syrien.

Entwicklungsperspektiven der Kirche
In seiner Jahresbilanz ging der Bischof auf die erwartete Entwicklung der christlichen Kirchen in Deutschland ein: Es sei damit zu rechnen, dass ab dem Jahr 2025 mehr als fünfzig Prozent der Bevölkerung keiner der beiden großen Kirchen mehr angehören werden. Zwar seien vielerorts im Bistum Eichstätt noch volkskirchliche Strukturen einigermaßen lebendig. Kirchenpatrozinien, Bruderschaftsfeste, die Fronleichnamsprozession erfreuten sich noch bemerkenswerter Teilnahme, bei Einweihungen seien Priester nach wie vor gefragt zur Spendung des Segens. Bei Vereins- und Dorffesten werde noch Wert gelegt auf einen religiösen Rahmen. Zugleich sei festzustellen: „Der Säkularisierungsprozess ist längst in unseren Pfarrgemeinden angekommen, selbst in unseren gut katholischen Dörfern und Familien.“  Trotz der gegenwärtigen Entwicklung sei er keineswegs pessimistisch, betonte Bischof Hanke in seiner Silvesteransprache. „Der Weg des Glaubens an Christus und der Weg der Kirche hat Zukunft.“ Der christliche Glaube sei keine Ideologie, um Massen zu bewegen, sondern messe dem Einzelnen eine zentrale Stellung zu. „Einige wenige Glaubende können bereits viel verändern.“  Der Blick in die Kirchengeschichte zeige: Immer wieder waren es Einzelgestalten, die dem Glaubensleben in oft schwierigen Phasen zur Erneuerung verhalfen.

Die Predigt im Wortlaut als Video

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