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20.11.2008

„Der Gewinn ist nicht das alleinige Maß“ - Ingolstädter Arbeitnehmerorganisationen diskutierten Unternehmensethik

Ingolstadt (KAB). - Der Einladung zum sozialpolitischen Buß- und Bettag der Ingolstädter Arbeitnehmerorganisationen unter dem Motto „Unternehmensethik: der Gewinn ist nicht das alleinige Maß“ folgten rund 100 Teilnehmer, darunter zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter der Ingolstädter Parteien und Verbände. Unter Moderation von Birgit Harprath, Moderatorin und Redakteurin des Bayerischen Rundfunks, diskutierten dazu der Audi-Personalvorstand Dr. Werner Widuckel und der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Ingolstadt Dieter Seehofer mit Martin Becher, Geschäftsführer der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern und Hannes Kreller, Sozialexperte der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung Deutschlands.

Die von  den Ingolstädter Organisationsstellen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt der evangelisch-lutherischen Kirche (KDA), der Aktionsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen in der evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern (afa), der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) und der Arbeitnehmerpastoral im Bistum Eichstätt bereits im letzten Jahr geplante Veranstaltung stand unter den Vorzeichen der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise.

In einem Punkt waren sich die Teilnehmer des Streitgesprächs daher auch schnell einig. Die globalen Finanzmärkte und Wirtschaftsakteure benötigen strengere Aufsicht und Kontrolle. Ebenso müsse ein nachhaltiges Wirtschaften über kurzfristige Gewinnmaximierungsstrategien obsiegen. Über die Handlungsoptionen und die Mitverantwortung für eine sozial-gerechtere Unternehmensethik und den dazu nötigen Beitrag der einzelnen Akteure gab es allerdings unterschiedliche Auffassungen. AUDI-Personalvorstand Dr. Werner Widuckel betonte, die Ökonomisierung habe die gesamte Gesellschaft bis hin zu den sozialen Beziehungen durchdrungen. Eine Lösung der aktuellen Probleme sei daher auch nur in der Mitverantwortung aller Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Dies betreffe im Bezug auf die Implementierung von Nachhaltigkeit als Wirtschaftsziel insbesondere den Klima- und Umweltschutz. Sparkassen-Vorstandsvorsitzender Dieter Seehofer sah eine Hauptverantwortung in den Vorstandsetagen der Wirtschaft und der Banken. Ebenso müsse die Politik die entsprechenden Rahmensetzungen vollziehen. Dem konnten die kirchlichen Sozialexperten Martin Becher (KDA) und Hannes Kreller (KAB) durchaus zustimmen. Sie betonten jedoch insbesondere auch die Verantwortung der Wirtschaftseliten, der Medien und der politisch Verantwortlichen, eine am Gemeinwohl, am Menschen orientierte, sozial-gerechte Unternehmensethik zu befördern. Es könne nicht sein, so Hannes Kreller, dass die sogenannten Eliten den Karren in den Dreck fahren und es dann den Arbeitnehmern und ihren Familien überlassen, mit ihren Steuergeldern oder auch mit dem Verlust von Arbeitsplatz und Existenzsicherung dafür einzustehen. Kreller fragte auch an, wo denn die Hilfe für die Menschen sei, die jetzt von der Krise am meisten betroffen seien: „Über Nacht stellt man den Hauptschuldigen 500 Milliarden zur Stützung eines kranken Systems zur Verfügung. Aber wo sind die Pläne zur Absicherung der Leiharbeitnehmer und ihrer Familien oder jungen Menschen, die jetzt vor einem verschlossenen Arbeitsmarkt stehen?“ Martin Becher erklärte: „Aus der geplatzten Internetbörsenblase und der Asienkrise hatte man anscheinend nichts gelernt. Das muss diesmal anders sein.“ In ihren Schlußstatements betonten die Teilnehmer des Streitgesprächs übereinstimmend, dass sie die Talsohle der Krise für noch nicht erreicht halten. Eine Erholung würde noch zwei bis vier Jahre dauern.

Die Vertreter der Arbeitnehmerorganisationen zogen nach der Veranstaltung eine positive Bilanz. Der volle Saal im Gewerkschaftshaus beweise, so Thomas Thöne (KDA), dass man ein Thema getroffen habe, das den Menschen auf den Nägeln brenne. Wilfried Maxim (DGB), der die Teilnehmer und Gäste auch begrüßt und verabschiedet hatte, sagte, er freue sich besonders, dass der nunmehr zum 5. Mal gemeinsam veranstaltete sozialpolitische Buß- und Bettag mittlerweile ein feste Größe in der regionalen, politischen Diskussion sei. Ulrich Berber (KAB) betonte, es sei wichtig, dass nun mit regional bedeutsamen Wirtschaftsvertretern ein fruchtbarer Dialog begonnen habe, den
es fortzusetzen gelte.

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