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13.02.2017

„Der bedrohte Boden" – Podium in Eichstätt zum Expertentext der Deutschen Bischofskonferenz

Studientag

Beim Studientag „Der bedrohte Boden: Was zu tun ist!“ in Eichstätt begrüßte Bischof Gregor Maria Hanke OSB als Experten Mattias Kiefer, Sprecher der Umweltbeauftragten der deutschen Bistümer (links) und Ulrich Oskamp, Diözesanreferent der KLB Münster, der den „Loccumer Appell“ zur Verpachtung von Kirchenland vorstellte. Foto: Martin Wagner, KLB Bayern

Eichstätt - Der Expertentext der Deutschen Bischofskonferenz „Der bedrohte Boden: Was zu tun ist!“ ist ein wichtiger Anstoß für eine gesamtgesellschaftliche Debatte über die Zukunft von Landwirtschaft und Gesellschaft. Darüber kamen am Samstag im Priesterseminar in Eichstätt die Gäste aus mehreren Institutionen und Verbänden überein. Sie brachten bei einer gemeinsamen Veranstaltung vom Referat Schöpfung und Klimaschutz im Bistum Eichstätt und dem Bildungswerk der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) wichtige fachliche Beiträge zum Thema.
Schon bei der Begrüßung durch Bischof Gregor Maria Hanke wurde deutlich, welche Bedeutung das Expertenpapier für die Kirche hat: „Der Mensch ist ein Geschöpf des Bodens (Genesis). Adam ist der vom Ackerboden (‚Adamah‘) Genommene. Somit stellen Mensch und Boden aus biblischer Sicht eine Schicksalsgemeinschaft dar.“ Heute müsse Gottes Frage nach dem Sündenfall, „Adam, wo bist Du?“ vielleicht ergänzt werden zu: „Adamah (Boden) – wo bist Du?“ Die für diese Fragen entwickelte Schöpfungstheologie wolle dabei politisch sein, weil sie eine Deutung für das „gemeinsame Haus“ sein will.  

Die inhaltliche Vorstellung des Expertentextes der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) „Der bedrohte Boden“ übernahm Mattias Kiefer, Sprecher der Umweltbeauftragten der deutschen Bistümer und Umweltbeauftragter der Erzdiözese München und Freising. Zudem erklärte auf dem Podium Prof. Dr. Markus Vogt, Lehrstuhl für christliche Sozialethik der LMU München, als Mitautor des Textes den Hintergrund: „Die Gesamtbotschaft des Papiers ist, dass uns das Bewusstsein dafür abhanden gekommen ist, dass der Boden die Lebensgrundlage für alle ist. Hier muss sich etwas ändern.“
 
Passend zum Thema stellte Ulrich Oskamp, Diözesanreferent der KLB Münster, den „Loccumer Appell“ zur Verpachtung von Kirchenland vor. Das im September 2016 in der Evangelischen Akademie Loccum erstellte Papier fordert von den Kirchen Grundsätze zur nachhaltigen Gestaltung bei Verpachtungen, um die Bodenpolitik zu steuern. Bei der Verpachtung kirchlicher Flächen sollten vor allem auch soziale Fragen eine Rolle spielen, wie z.B. „Welcher Bauer am Ort kann mit dem Zuschlag der Pacht so unterstützt werden, dass der Betrieb erhalten werden kann?“
 
Podiumsdiskussion mit Gästen aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft

Aus Sicht der Landwirtschaft äußerte Walter Heidl, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), in weiten Teilen Zustimmung, hatte aber an einigen Punkten kritische Anfragen. Schwierig sei, dass das Papier ständig zwischen der Welt-, Europa- und deutschen Ebene springt. Das sorge für Missverständnisse. In der folgenden Diskussion ging es kontrovers etwa um die Nitratbelastung des Bodens und mögliche Ursachen. Heidl dazu: „Das Messverfahren, das in Deutschland angewandt wurde, ist nicht adäquat zu dem, das in den anderen europäischen Staaten angewandt wurde. Deshalb steht Deutschland im Vergleich mit den anderen so schlecht da. Der BBV verneint nicht, dass es in einzelnen Regionen Probleme gibt. Aber die pauschale Verurteilung der Landwirtschaft ist falsch.“ Unterstützt wurde Heidl dabei von Hubert Bittlmayer, Amtschef im Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten: „Die Politik und die Landwirte haben eine Verantwortung für das Wasser. Ich warne aber vor einer Scharz-Weiß-Malerei, die den komplexen Problemen nicht gerecht wird. Bayern will und wird sich der Verantwortung stellen.“
 
Josef Wetzstein, Vorsitzender der Landesvereinigung ökologischer Landbau Bayern, übernahm die kritische Position: „Natürlich haben wir ein Nitratproblem in Deutschland und natürlich ist der ökologische Landbau eine Alternative. Wir müssen auch die Verantwortung der Landwirtschaft offen ansprechen.“ Prof. Dr. Markus Vogt stellte dazu fest: „Die wissenschaftlichen Analysen sagen, dass es ein Nitratproblem gibt. Aber wir haben auch ein Problem in der Darstellung: Wir machen die Leistung der Landwirte zu sehr an der Produktion fest und übersehen die anderen wichtigen Leistungen, die sie erbringen, wie z.B. die Reinhaltung des Wassers.“ Dr. Martin Held, Mitinitiator der European Land & Soil Alliance e.V. und Koordinator im Gesprächskreis „Die Transformateure“ sah wie alle Gäste nicht nur die Landwirtschaft in der Verantwortung: „Die Bevölkerung muss den Umgang mit Boden wieder lernen, weil die meisten Menschen in Deutschland buchstäblich ‚bodenlos‘ leben – sie haben keinen Kontakt mehr zum Boden. Dies wäre auch eine Aufgabe für die Bauern, den anderen Menschen den Bezug zu Boden wieder zu vermitteln.“ Hier sah abschließend auch BBV-Präsident Walter Heidl einen wichtigen Aufgabenbereich und erläuterte die offene Haltung des Bauernverbands: „Der gute Bauer weiß, dass er den Boden nur von seinen Kindern geliehen hat – und nicht von den Eltern geerbt. Wichtig ist, dass wir fair miteinander umgehen. Die Grundhaltung muss sein: Schützen durch nachhaltiges Nützen!“
 
Zusammenfassend freuten sich Lisa Amon, Nachhaltigkeitsreferentin im Bistum Eichstätt und KLB-Landesgeschäftsführer Martin Wagner über die gelungene Veranstaltung. Das Thema werde im Verband ebenso wie im Nachhaltigkeitsreferat im Bistum Eichstätt und weiteren Gremien in diesem Jahr noch eine große Rolle spielen.

Quelle: Katholische Landvolkbewegung, Landesverband Bayern

 

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