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„Das gute Gefühl, Gutes zu tun“: Second-Hand-Laden der Caritas offen für alle
Herrieden – „Ich habe so viel gute Kleidung. Es wäre schade, diese in einen Container zu werfen. Deshalb werde ich sie hierherbringen“, meint Maria G. aus Aurach. Sie hat zum ersten Mal den Second-Hand-Laden im Boutique-Ambiente der Caritas-Kreisstelle Herrieden betreten. „Das ist sehr schön. Bitte bringen Sie aber nur das vorbei, was zur Saison passt. Denn für anderes haben wir im Lager kaum noch Platz“, entgegnet ihr die Ehrenamtliche Petra Enders. Nachdem sich Maria G. im Laden etwas umgeschaut hat, kauft sie spontan einen gebrauchten grünen Pulli für sich für drei Euro.
Mittlerweile 16 Ehrenamtliche
Seit drei Jahren gibt es den Second Hand-Laden der Caritas am Vogteiplatz 1 in Herrieden mittlerweile. Zuvor hatte die Caritas die „Kleiderecke“, die allein darauf ausgerichtet war, sozial bedürftige Menschen gegen einen Bedürftigkeitsnachweis der Kreisstelle zu versorgen. „Es kamen aber nach und nach weniger bedürftige Menschen. Dafür stellten wir fest, dass es sehr viele Leute gibt, die auf Nachhaltigkeit Wert legen“, erinnert Kreisstellenleiter Michael Deffner daran, weshalb man das Konzept änderte und einen Neustart in neuen Räumlichkeiten unternahm. Und das Unternehmen hat sich gelohnt. Waren es zu Beginn lediglich zwei Ehrenamtliche, so unterstützen nun 16 freiwillige Helferinnen die hauptamtliche Mitarbeiterin Elisabeth Olm, die für ihre Arbeit im Second-Hand-Shop sechs Stunden zur Verfügung hat. „Die Ehrenamtlichen sind ausschlaggebend dafür, dass sich unsere Türen für Stammkunden und neue Kunden immer wieder öffnen“, zeigt sich Olm für deren Engagement sehr dankbar.
Die Anzahl der Kunden ist nach ihrer Information so auch von einer Handvoll zu Beginn auf heute über 100 emporgeschnellt. „Hinzu kommen rund achtzig bedürftige Menschen, welche die Waren zur Hälfte des Preises erhalten. Wenn jemand gar nicht in der Lage ist, etwas zu zahlen wie vor kurzem ein obdachloser Mitbürger, dann wird er auch bedient“, versichert die Caritas-Mitarbeiterin. Der Dienst des Second-Hand-Ladens wird so in vielerlei Hinsicht dem Motto der diesjährigen bundesweiten Caritas-Jahreskampagne gerecht, das lautet: „Da kann ja jeder kommen. Caritas öffnet Türen“ – seien es arme Menschen, „Normalkunden“ oder weitere Ehrenamtliche.
Das Kundenspektrum ist nach Beobachtung von Elisabeth Olm ganz gemischt: „von Studenten, die auf Heimaturlaub mal im Laden vorbeischauen und zum Beispiel Kleidung der Neunzigerjahre cool finden, bis hin zu Frauen, die für ihre pflegebedürftigen Angehörigen Strickjäckchen suchen“. Und die Kunden kommen nicht nur aus Herrieden selbst, sondern auch von außerhalb wie zum Beispiel Maria G. aus Aurach. Die aus dem Irak stammende Hanaa Alrubaye kommt regelmäßig in den Laden, „weil ich hier gute Qualität vorfinde zu günstigen Preisen, außerdem nette Leute“. Zuletzt hat sie Schuhe und Unterwäsche für ihre Kinder und für sich selbst eine Jacke erworben. Eine Dauerkundin ist auch Rentnerin Anni Friedel. Sie ist froh, vor Weihnachten im Laden Seidentücher gefunden zu haben, in die sie ihre Geschenke einwickelte.
Erlös für Projekt von Caritas international
Nach Mitteilung von Michael Deffner hatte der Second-Hand-Shop im vergangenen Jahr ein Einkommen von rund 15.000 Euro, von denen unter anderem die Personalkosten für die hauptamtliche Stelle, Fahrtkosten für die Ehrenamtlichen und die Miete für den Laden finanziert wurden. Der verbleibende Erlös von etwa 2.000 Euro soll erneut in ein Projekt des Hilfswerkes der deutschen Caritas „Caritas international“ fließen. Mit den Einnahmen im Jahr 2023 hatte der Laden Frauen und Mädchen in Nord-Kamerun unterstützt, die sexuelle Gewalt und Traumatisierungen erleben mussten: unter anderem für psychologische Hilfe, materielle Unterstützung und Hilfe zur wirtschaftlichen Selbstständigkeit der Betroffenen. In diesem Rahmen erhalten laut Caritas international 120 Frauen an verschiedenen Projektstandorten Berufsförderung, unter anderem in Form einer Nähausbildung. Von den Jahren 2022 und 2023 gingen Elisabeth Olm zufolge die Erlöse des Second-Hand-Ladens in Höhe von insgesamt rund 8.000 Euro an Projekte von Caritas international.
Was die gespendeten Kleider betrifft, geht laut Deffner etwa ein Drittel zur weiteren Verwertung an eine gemeinnützige Recyclingorganisation zur weiteren Verwertung, zwei Drittel bleiben im Laden. „Es wird sehr viel gespendet“, berichtet Elisabeth Olm. Von mindestens zwei Ehrenamtlichen, die sich ständig im Laden aufhalten, ist eine meistens allein mit der Sortierung neuer Ware beschäftigt, während die andere sich um den Verkauf kümmert. „Es gibt aber auch eine Ehrenamtliche, die nur kommt, um die Fenster zu dekorieren“, macht die Caritas-Mitarbeiterin deutlich, dass man sich auf vielfältige Weise im Laden einbringen kann.
Auch an verkaufsoffenen Sonntagen im Einsatz
Dank des Anstiegs an freiwilligen Helferinnen in letzter Zeit konnte die Öffnungszeit des Ladens donnerstags von 8.30 bis 11.30 Uhr auf 8.30 bis 14.30 Uhr ausgeweitet werden. Ansonsten ist der Shop noch mittwochs von 8.30 bis 11.30 Uhr und freitags von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet. „Freitags kommen besonders viele berufstätige Personen, die einen Besuch bei uns oft mit einem Einkauf auf dem Wochenmarkt und im Eine-Weltladen verbinden“, informiert Olm. Das Engagement der Ehrenamtlichen gehe sogar so weit, „dass diese auch an verkaufsoffenen Sonntagen im Einsatz sind“, freut sich die hauptamtliche Caritasmitarbeiterin.
Dennoch wünscht sie sich durchaus, dass es noch mehr Freiwillige werden. Sie ist froh darüber, „dass in Kürze auch einmal ein Mann im Laden ehrenamtlich auf Probe mitarbeiten will“. Ebenso gefällt ihr, dass seit Dezember eine junge Türkin dem Ehrenamtlichen-Team angehört, die im Laden nachmittags nach ihrem Sprachkurs tätig ist. „Sie lernt bei uns in der Praxis Deutsch und wir bekommen eine andere Kultur mit“, erklärt Olm. Abwechslung und Unterhaltung sind auch das, was die Ehrenamtliche Rosi Bögelein (67) aus Aurach-Weinberg im Second-Hand-Shop schätzt – neben dem „guten Gefühl, Gutes zu tun“.
Text: Peter Esser/Caritasverband für die Diözese Eichstätt
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