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07.12.2011

Caritasstiftung Eichstätt fördert Kultur- und Bildungssituation für Flüchtlinge

Caritas-Flüchtlingsberatung im Dekanat Herrieden

Flüchtlinge sowie hauptamtliche und ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die Caritas-Flüchtlingsberatung im Dekanat Herrieden freuten sich über die Unterstützung der Caritasstiftung Eichstätt in Höhe von 5.000 Euro für ihr Projekt „Kultur und Bildung“. Foto:Caritas/Esser

Der Sozialdienst für ausländische Flüchtlinge der Caritas-Kreisstelle Herrieden startet Anfang 2012 verschiedene Kultur- und Bildungsinitiativen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber.

Der Sozialdienst für ausländische Flüchtlinge der Caritas-Kreisstelle Herrieden startet Anfang 2012 verschiedene Kultur- und Bildungsinitiativen für die Bewohnerinnen und Bewohner der fünf von ihm betreuten Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber. Haupt- und ehrenamtliche Caritasmitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden mit ihnen unter anderem staatliche und kommunale Einrichtungen, Kirchen, Moscheen, Theater, Museen, Ausstellungen, Tiergärten und Freizeitparks besuchen sowie Bürgerfeste organisieren. Dadurch sollen Integration, Toleranz sowie Sprachfähigkeiten und soziale Kompetenzen bei den Flüchtlingen gefördert werden. Für dieses bisher einmalige Projekt im Bistum stellt die Caritasstiftung Eichstätt 5.000 Euro zur Verfügung. „Integration von Menschen mit Migrationshintergrund“ ist der Förderschwerpunkt der Stiftung im Jahr 2011.

„Die von der Stiftung geförderten Projekte sollen etwas Neues und Besonderes bringen, übertragbar auf andere Einrichtungen sein und gut begleitet werden, indem sie zum Beispiel Ehrenamtliche einbinden“, erläuterte der Geschäftsführer der Caritasstiftung Eichstätt, Dr. Thomas Echtler, am 06.12. bei einem Treffen mit dem Herriedener Kreisstellenleiter Norbert Kresta, Caritas-Flüchtlingsberaterin Ulrike Sterner sowie mehreren Flüchtlingen und Ehrenamtlichen in Herrieden. Diese Bedingungen erfülle deren Initiative.

Haupt-, Ehrenamtliche und Flüchtlinge organisieren gemeinsam

Das Projekt unter Federführung Krestas und Sterners wird von mehreren ehrenamtlich Engagierten begleitet: unter anderen von der Ansbacher evangelischen Pastorin Ursula Stark, Jutta Vildosula von der Nachbarschaftshilfe Sachsen, Heinz Kreiselmeyer, dem früheren Schulamtsdirektor im Landkreis Ansbach und Ludger Kusche. Kreiselmeyer, Kusche und Sterner engagieren sich seit einiger Zeit in der Bürgerbewegung für Menschenwürde Ansbach Stadt und Land für die Flüchtlinge. Alle Angebote sollen gemeinsam mit den Flüchtlingen organisiert und durchgeführt werden. Das Projekt, das zunächst bis etwa Mitte 2013 laufen soll, wird laut Kresta laufend durch Aufzeichnungen und Fotos dokumentiert. Mit dem von der Caritasstiftung zur Verfügung gestellten Geld sollen unter anderem Fahrtkosten, Eintrittsgelder, Referentenkosten, Aufwandsentschädigungen und die Dokumentation finanziert werden.

„Wir sind froh, dass wir nun starten können. Den Gedanken, der diesem Projekt zugrunde liegt, haben wir schon lange“, sagte Heinz Kreiselmeyer bei dem Treffen. Ein solches Projekt sei gerade angesichts von Rechtsextremismus-Tendenzen wichtig und „ein wichtiger Beitrag für die eine Welt“. Es gehe darum, sich für geflüchtete Menschen einzusetzen, unabhängig davon, ob sie anerkannt sind oder nicht. Die Projektzusammenarbeit solle in einer „Beziehung auf Augenhöhe“ mit den Bewohnern der Gemeinschaftsunterkünfte stattfinden. „Wir werden versuchen, auch Politiker einzuladen, um sie dabei auch ein Stück weit in die Pflicht zu nehmen“, kündigte Kreiselmeyer an. Caritas-Kreisstellenleiter Kresta regte Stadtführungen mit den Flüchtlingen an, bei denen sie auch die Bürgermeister treffen. Als konkrete Aktionen angedacht sind ansonsten zum Beispiel ein Tagesausflug für Asylbewerberfamilien in den Freizeitpark „Schloss Thurn“ in Heroldsbach bei Forchheim in Oberfranken, Besuche des bayerischen Landtages, der Regierung von Mittelfranken und beim Landrat, Besichtigungen von Museen in der Region und ein "Tag der Begegnung" als interkulturelles Fest.

Alltag der Flüchtlinge von Enge und Langeweile geprägt

Der Caritas-Flüchtungssozialdienst im Dekanat Herrieden berät und betreut nach eigenen Angaben derzeit etwa 240 Personen unterschiedlichster Nationalitäten in den fünf staatlichen Gemeinschaftsunterkünften Bechhofen, Dietenhofen, Sachsen, Wassertrüdingen und Windsbach. Allein in der größten Unterkunft in Dietenhofen leben knapp 100 Menschen: 13 Familien über 20 Kinder sowie gut 30 Alleinstehende.

„Ihr Alltag ist geprägt von Enge, Mangel und Langeweile. Abwechslung gibt es in den dörflich geprägten Ortschaften wenig“, erfährt Caritas-Flüchtlingsberaterin Ulrike Sterner bei ihrer Arbeit immer wieder. Berührungsängste gebe es von Seiten der Bevölkerung, aber auch von den Migranten her.

„Die Flüchtlinge verfügen lediglich über ein sehr geringes Taschengeld von 40,90 Euro für den Erwachsenen im Monat, das für Fahrten, kulturelle Veranstaltungen und Ähnliches nicht ausreicht. Den insgesamt 57 Kindern fehlt es aufgrund räumlicher Enge zumeist an positiven Erlebnismöglichkeiten. An außerschulischen Veranstaltungen können sie wegen Geldmangel kaum teilnehmen“, informiert die Flüchtlingsberaterin. Somit unterblieben Kontakte mit Deutschen über den Schulbesuch hinaus fast völlig. Alles in allem herrscht Ulrike Sterner zufolge unter den Bewohnern der staatlichen Gemeinschaftsunterkünfte das Gefühl, nicht erwünscht zu sein, verwaltet zu werden, nicht als Individuum wahrgenommen zu werden. „Dadurch schwinden Interesse und Bereitschaft, sich auf Kultur, Sprache und gesellschaftlichen Strukturen in Deutschland einzulassen und sich damit auseinanderzusetzen.“ Das geplante Projekt „Kultur und Bildung für Flüchtlinge im Dekanat Herrieden“ solle dazu beitragen, diese Situation zu ändern.

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