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15.12.2017

Caritas widmet sich verstärkt Herausforderung Integration: Neue Stellen bei Migrationsdiensten

Zunehmend Hand in Hand wollen bei der Caritas Asylberaterin Angela Müller und Simon Kolbe vom Migrationsdienst für die Integration von zugewanderten Menschen arbeiten. pde-Foto: Peter Esser/Caritas

Zunehmend Hand in Hand wollen bei der Caritas Asylberaterin Angela Müller und Simon Kolbe vom Migrationsdienst für die Integration von zugewanderten Menschen arbeiten. pde-Foto: Peter Esser/Caritas

Eichstätt. (pde) – Die Caritasarbeit für zugewanderte Menschen entwickelt sich immer mehr von der Ankommenshilfe für Asylbewerber hin zur Integrationsberatung von Menschen mit Migrationshintergrund. „Die Herausforderungen werden damit nicht weniger werden“, erklärt Caritasdirektor Franz Mattes anlässlich des Internationalen Tages der Migranten, der am Montag, 18. Dezember, begangen wird.

Der Diözesan-Caritasverband Eichstätt hat in den vergangenen Wochen drei neue halbe Stellen bei Migrationsdiensten seiner Kreisstellen in Eichstätt, Weißenburg und Nürnberg-Süd geschaffen. Der Verband begrüßt eine ab Januar 2018 geltende neue Beratungs- und Integrationsrichtlinie des Bayerischen Sozialministeriums, um die Asyl- und Migrationsberatung eng miteinander zu verbinden. Er fordert aber, dass dadurch zum einen die Unabhängigkeit der Beratung gewährleistet bleibt und zum anderen nicht weniger staatliche Gelder zur Verfügung stehen. Der Caritasverband plädiert zudem dafür, auch Geflüchteten mit eingeschränktem Schutz den Familiennachzug zu gewähren. Die derzeitige Aussetzung bis März 2018 belastet viele Betroffene nach Erfahrung von Caritasberatern sehr.

Beratungsunabhängigkeit gefordert

Die neue Integrationsrichtlinie ermöglicht nach Meinung von Angela Müller mehr Flexibilität: „Von mir betreuten Asylbewerbern muss ich nach einer Anerkennung jetzt nicht mehr sagen, dass ich nun nicht mehr für sie zuständig bin und sie zu einem Migrationsberater gehen müssen, sondern ich kann sie auch noch bei ihren ersten Schritten danach begleiten.“ Müller berät geflüchtete Menschen bei der Caritas-Kreisstelle Eichstätt und ist Sprecherin für Asyl- sowie Migrationsdienste beim Caritasverband. Sie sieht aber kritisch, dass nach der Richtlinie in Zukunft auch alle Städte und Landkreise selbst mit eigenen Sozialpädagogen Beratungen durchführen können. „Denn in diesen sind schließlich gleichzeitig die Ausländerbehörden angesiedelt, die teils strittige Entscheidungen treffen. Wenn die Beratung dort erfolgt, muss sichergestellt sein, dass die Unabhängigkeit im Interesse der Flüchtlinge gewahrt bleibt“, erklärt Angela Müller. Diese sei bei einem Wohlfahrtsverband grundsätzlich besser garantiert. Die Caritassprecherin betont dabei, „dass wir mit den Behörden insgesamt ja gut zusammenarbeiten.“

Darüber hinaus fordert Angela Müller, dass in Zukunft nicht weniger staatliche Gelder für die Asyl- und Migrationsarbeit zur Verfügung gestellt werden dürften. Um dies zu gewährleisten, sollten in der Berechnungsstatistik für finanzierte Beratungsstellen in beiden Bereichen nicht nur Migranten registriert werden, die in den ersten drei Jahren in Deutschland leben. „Denn so steht zum Beispiel einem Asylbewerber, der nach zwei Jahren hier anerkannt wird, nur noch ein Jahr Beratung zu. Und das ist in der Regel viel zu wenig“, sagt die Caritasberaterin. Daher, so Müller, sollte diese Berechnung erstens für Asylbewerber erst nach der Anerkennung beginnen und zweitens im Sinne einer gelingenden Integration für alle zugewanderten Menschen möglichst von drei auf fünf Jahre ausgedehnt werden.

Einer der neuen Caritas-Migrationsberater beim Caritasverband ist Simon Kolbe, der nun ganz im Sinne einer integrativen Beratung arbeitet. Er war bisher als Asylberater bei der Kreisstelle Eichstätt tätig und entschied sich bewusst dazu, in deren Migrationsdienst zu wechseln. Kolbe, der selbst fließend arabisch spricht, empfindet es als besonders sinnvoll, „mit den Menschen, die ich durch die Asylberatung schon kenne, jetzt weitere Weichenstellungen für ihr Leben in Deutschland vorzunehmen“. Die Herausforderungen reichten von der Verbesserung der Sprache über die Integration in Arbeit und Hilfen für Migrantenkinder in Schule und Ausbildung bis hin zur weiteren Unterstützung im Umgang mit Behörden sowie beim Anliegen Familiennachzug.

Getrennte Familien leiden

Hinsichtlich dieses Anliegens bitten sowohl Angela Müller als auch Simon Kolbe die Politiker eindringlich darum, den Familiennachzug für die sogenannten subsidiär anerkannten Asylbewerber – also mit eingeschränktem Schutzstatus – ab März nicht länger auszusetzen. Angela Müller denkt dabei zum Beispiel an einen 13-jährigen Jungen aus Syrien, der mit seinem Onkel floh. „Die Eltern sitzen in einem Flüchtlingslager in Jordanien fest und der Bub leidet fürchterlich darunter“, erzählt die Caritasberaterin. Ihr Kollege Kolbe informiert: „Wir haben insbesondere viele junge Familienväter mit durchaus hohem Potenzial, die dieses aber nicht ausschöpfen können, weil sie täglich Sorgen und Ängste um ihre Kinder und ihre Frau haben.“ Wenn diese auch weiterhin ihre Familien nicht nachholen dürften, sei dies nicht nur menschlich nicht zu verantworten, sondern beeinträchtige auch deren Integration zunehmend. „Dabei könnten wir hier viele als Arbeitskräfte gebrauchen, von der Gastronomie bis zur Pflege, wo sich einige unserer Klienten schon ausbilden lassen.“ Selbst wenn die Familien wieder in ihre Herkunftsländer zurück müssten, so Kolbe, sei es besser, wenn sie vorübergehend hier vereint leben, sich bilden und arbeiten, um anschließend in der Heimat ihre Qualifikationen einzubringen.

Zwar erkennen Müller und Kolbe durchaus an, dass für den Familiennachwuchs der vielerorts mangelnde Wohnraum ein Problem sein kann. „Doch zum einen gibt es das Wohnungsproblem nicht erst seit fünf Jahren, zum anderen existieren leere Flüchtlingsunterkünfte sowie auch Bereiche mit Wohnungsleerständen für eventuelle vorübergehende Lösungen. Ein Familienvater würde grundsätzlich wahrscheinlich gerne seinen Wohnsitz verändern, wenn er dafür mit seiner Familie zusammen wäre“, erklärt Kolbe. Zudem sei nicht damit zu rechnen, dass „auf einen Schlag“ sehr viele Flüchtlinge kämen. „Die Praxis zeigt, dass vom Datum der Antragsstellung bis zum tatsächlichen Familiennachzug teilweise Jahre ins Land gehen, wenngleich das natürlich keiner Familie zu wünschen ist“, so der Caritas-Migrationsberater.

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