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17.06.2021

Caritas fordert Verbesserungen für geflüchtete Menschen in der Corona-Krise

Angela Müller (rechts) und Dominik Retka von der Caritas-Flüchtlings- und Integrationsberatung sorgen sich um das Wohl geflüchteter Menschen in der Corona-Krise. Foto: Peter Esser/Caritas

Eichstätt – „Geflüchtete Menschen haben es in der Corona-Krise besonders schwer. Es muss mehr für sie in dieser Situation getan werden“, meint der Eichstätter Caritasdirektor Alfred Frank anlässlich des Weltflüchtlingstages am kommenden Sonntag, 20. Juni. Der Caritasverband für die Diözese Eichstätt fordert, die Lernbedingungen – insbesondere für die Schulkinder – zu verbessern, Familiennachzug besser zu ermöglichen, Impfungen für Asylbewerber zu beschleunigen und Abschiebungen in der Corona-Zeit grundsätzlich auszusetzen.

WLAN in Unterkünften ermöglichen

Ein dringender Wunsch, um die Lernbedingungen zu verbessern, ist es, WLAN in den Gemeinschaftsunterkünften zu ermöglichen. „Die Umsetzung zieht sich leider sehr in die Länge“, sagt Angela Müller, Flüchtlings- und Integrationsberaterin bei der Caritas-Kreisstelle Eichstätt und Sprecherin für diese Beratung beim Eichstätter Caritasverband. Auch Ulrike Sterner, die für die Caritas-Kreisstelle Herrieden unter anderem in der Gemeinschaftsunterkunft Dietenhofen berät, erklärt für ihren Bereich: „Es geht hier nichts voran.“ Sich den ganzen Lernstoff über mobile Daten herunterzuladen, sei für die Leute zu teuer, stellt Angela Müller fest. Dabei gebe es Initiativen, die zeigten, dass WLAN auch kurzfristig ermöglicht werden kann. Caritas-Asylberater Dominik Retka hatte sich beispielsweise für die Gemeinschaftsunterkunft Altmannstein an den Verein Refugees Online gewendet. Dieser stellte innerhalb von drei Monaten die technische Ausstattung zur Verfügung – dank eines Darlehens von 700 Euro, das Retka dafür von der Gemeinde Altmannstein erhielt und anschließend auf die Bewohnerinnen und Bewohner umlegte. „Das war eine großartige Initiative, zumal einige Ehrenamtliche an der Installation mitgewirkt haben, aber grundsätzlich sind natürlich die staatlichen Stellen in der Pflicht, so etwas zu gewährleisten“, meint Angela Müller.

Enttäuscht zeigt sie sich auch darüber, „dass für das Lernen bisher keine extra Räume bereitgestellt werden konnten und Schülerinnen und Schüler so nach wie vor auf engem Raum ihre Aufgaben machen müssen“. Dabei hatte Müller dies bereits vor einem Jahr nach dem ersten Corona-Lockdown in der Öffentlichkeit für wichtig erklärt. Da die geflüchteten Familien mit dem Lernstoff meist überfordert seien und Ehrenamtliche sich aufgrund einer Ansteckungsgefahr nach wie vor selten in die Unterkünfte trauten, „sind die Lücken der Flüchtlingskinder inzwischen noch größer geworden“. Zwar gebe es teilweise Online-Nachhilfe, „doch wenn dies nur übers Handy läuft, ist das natürlich auch schwierig“, so Müller. Dankbar ist sie daher, „dass einige Schulen immerhin Computer und Notebooks zur Verfügung gestellt haben“.

Ein besonderes Problem sei natürlich auch, dass viele Geflüchtete aufgrund der Pandemie und der Einschränkungen ihre Arbeit verloren hätten, vor allem solche, die in der Gastronomie tätig waren. „Neben den sozialen und psychischen Folgeproblemen macht diesen und anderen vor allem zu schaffen, dass die Behörden nach wie vor oft auf Online- oder Telefonberatung umgestellt haben. Für die für sie komplizierten Anträge wäre es aber wichtig, dass dort auch analoge Gespräche möglich sind“, so die Caritas-Flüchtlingsberaterin.

Familiennachzug erleichtern

Noch mehr erschwert als bisher schon hat die Corona-Pandemie nach Mitteilung der Caritas-Asylberatenden den Familiennachzug. Die Deutschen Botschaften in den Krisenländern, die stark unter Corona leiden, seien kaum für persönliche Termine erreichbar. Schriftliche Gesuche gerieten in Endlosschleifen. „Dokumente haben ihre Gültigkeit bis zur Vorsprache bei der Botschaft dann teilweise verloren“, informiert Caritasberaterin Sophie Anna Wex aus Ingolstadt. „Wenn zum Beispiel Visa oder Sprachzeugnisse verfallen sind, fordern wir daher die Behörden dazu auf, aufgrund der derzeitigen Sondersituation möglichst unbürokratisch zum Wohl der Zusammenführung von Familien zu entscheiden. Schließlich stehen Ehe und Familie unter dem Schutz des Grundgesetzes“, so Angela Müller.  

Ein weiterer „wunder Punkt“ ist nach Beobachtung einiger Caritasberatenden, dass es mit den Impfungen für geflüchtete Menschen in Gemeinschaftsunterkünften zu langsam vorangehe. Und das, obwohl diese in Prioritätsgruppe 2 sind. „Bei uns in Dietenhofen ist noch gar nicht mit dem Impfen begonnen worden“, bedauert Ulrike Sterner. „Im Landkreis Eichstätt läuft die Impfkampagne inzwischen in den Unterkünften, aber eben auch spät, wenn man bedenkt, dass wir als Beratende zum Beispiel alle schon mit der zweiten Impfung durch sind“, ergänzt Angela Müller. „Dabei ist gerade aufgrund der Lebensverhältnisse auf engem Raum eine schnelle Impfung sehr wichtig.“

Abschiebungen aussetzen

Schließlich fordert der Caritasverband Eichstätt, aufgrund der Corona-Krise Abschiebungen bis auf Weiteres grundsätzlich auszusetzen – wie dies bereits die bayerischen Bischöfe im März dieses Jahres getan haben. Schließlich seien die Länder, in die abgeschoben wird, in viel stärkerem Ausmaß von den Auswirkungen der Pandemie betroffen als Deutschland. „Da es mit Impfungen in diesen Ländern viel langsamer vorangeht und die medizinische Versorgung schnell überlastet ist, werden Abgeschobene einer unverantwortbaren Infektionsgefahr ausgesetzt und setzen eventuell andere auch durch sich selbst dieser aus“, erklärt Angela Müller, Sprecherin der Caritas-Flüchtlings- und Integrationsberatung.

Quelle: Caritasverband für die Diözese Eichstätt

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