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03.08.2010

Büchereien auch in Zukunft gefragt - St. Michaelsbund diskutierte über öffentliche Bibliotheken

Büchereien auch in Zukunft gefragt

v.l.n.r.: Dr. Bertram Blum (Diözesandirektor des St. Michaelsbundes Eichstätt), Dr. Erich Jooß (Direktor des Sankt Michaelsbundes Landesverband Bayern), Bernd Sibler, MdL (Vorsitzender des Landtagsausschusses „Hochschule, Forschung und Kultur“), Dr. Herbert Kränzlein (Bürgermeister von Puchheim, Landkreis Fürstenfeldbruck).

Eichstätt/Beilngries. (pde) –  Sind öffentliche Büchereien überlebensnotwendig für unsere Gesellschaft oder ein kulturelles Modell der Vergangenheit? Dieser Frage ging eine  Podiumsdiskussion nach, die im Rahmen der 75. Jahrestagung des Sankt Michaelsbundes auf Schloss Hirschberg stattgefunden hat.

Podiumsteilnehmer waren Dr. Herbert Kränzlein, Bürgermeister von Puchheim, Bernd Sibler, MdL, Vorsitzender des Landtagsausschusses „Hochschule, Forschung und Kultur“ und Dr. Bertram Blum, Diözesandirektor des St. Michaelsbundes Eichstätt. Als Moderator fungierte Dr. Erich Jooß, Direktor des Sankt Michaelsbundes Landesverband Bayern.

Sibler bezeichnete die Büchereien als „überlebensnotwendig“. Auch wenn sich das Profil der Büchereien durch Internet und Nicht-Buch-Medien ändere, bleibt das Buch das Leitmedium. Es müsse schon im Kindergarten mit der Sprachförderung begonnen werden, um Sprachdefizite bei Kindern rechtzeitig auszugleichen. Von insgesamt 1,9 Millionen Euro Ausgaben für Bibliotheken im Freistaat Bayern werden 615.000 Euro für katholische öffentliche Büchereien ausgegeben. Auf diesem Niveau, so Sibler, könne kaum noch mehr eingespart werden. Sibler findet Bibliotheken auch als ideale Veranstaltungsorte. Auf die Lobbyarbeit angesprochen meinte er: „Wenn sich mehrere Politiker zu einer Interessengemeinschaft für die Büchereien zusammentun, zeigt das schon eine große Wirkung“. Auch Jooß appellierte an die Büchereien, mehr auf Politiker zuzugehen.

Bürgermeister Kränzlein als Vertreter der Kommunalpolitik sieht Büchereien immer wieder unter Rechtfertigungsdruck. Er räumte ein, dass es schwierig sei, nur von Kommunen Geld für Büchereien zu fordern. Deshalb müsse man sich immer auch um private Sponsoren bemühen. Die verschiedenen Büchereien werden von Kommunen in ihrer Effizienz miteinander verglichen. Eine Herausforderung für die Büchereien sieht er darin, auch Nichtleser zu erreichen.

Bertram Blum als Vertreter der kirchlichen Büchereien sieht diese im pastoralen Auftrag begründet. „Lesen und Bildung waren für die Kirche von Anfang an unverzichtbar und untrennbar miteinander verbunden.“ „Nach dem II. Vatikanischen Konzil“, so Blum, „ist Kirche Zeichen und Werkzeug des Heils“. Büchereiarbeit ist somit wichtiger Auftrag, am Heil der Welt mitzuwirken.

Büchereien liegen im Schnittpunkt von Kirche, Gesellschaft und Kultur. Sie sind Oasen für Gesprächskultur und geben Orientierung für den Sinn des Lebens. Allerdings bedauert Blum, dass die Bedeutung dieser Bildungsarbeit insgesamt in der Kirche zu wenig gesehen werde. 900.000 Entleihungen jährlich allein in der Diözese Eichstätt sprechen dafür, dass Büchereien gut angenommen werden. Gerade in der Kirche müsse jedoch noch mehr Bewusstsein für Büchereiarbeit entwickelt werden. „Die Kirche“, so fasste Blum zusammen, „muss noch mehr den Blick haben für die Menschen, gerade in einer Zeit, in der sich viele von der Kirche abwenden“.

In der Schlussrunde äußerten sich die Podiumsteilnehmer zur Zukunft der Bibliotheken. So müssten diese vor allem einen außerschulischen Bildungsauftrag wahr nehmen. Außerdem werde die Online-Ausleihe als zusätzlicher Service gefordert. Im Vordergrund müsse ferner dringend die wertorientierte Bildung stehen. „Was hier investiert wird, das spart man sich dann später bei den Sozialausgaben“, so Bertram Blum in seinem Schlusswort.

Die Diözesanstelle Eichstätt des St. Michaelsbundes berät und betreut derzeit 104 Büchereien im Bistum Eichstätt. Über 50 davon arbeiten auf der Basis von Kooperationsverträgen in der Trägerschaft von Pfarreien und Kommunen. In enger Zusammenarbeit mit der Landesfachstelle des Sankt Michaelsbundes in München unterstützt sie den Auf- und Ausbau des Büchereiwesens im Bistum Eichstätt.

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