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27.07.2022

Buch des Monats Juli: „Dich vergesse ich nie“

Cover des Buches „Dich vergesse ich nie“. Grafik: © Ravensburger

Eichstätt. (pde) – Eine einfühlsame Geschichte über eine Oma mit Demenz und ihre Enkelin, die sich gemeinsam auf eine Reise zu Omas vergessenen Erinnerungen begeben: Darum geht es im Bilderbuch „Dich vergesse ich nie“.Religionslehrerin Maria Hauk-Rakos stellt es in der Reihe „Buch des Monats“ der Schulabteilung der Diözese Eichstätt vor.

Wer kennt sie nicht, die leidige Suche nach dem Hausschlüssel oder dem Handy und die Erleichterung darüber, wenn Verlorenes oder Verlegtes oft an völlig unvermuteten Stellen wieder auftaucht. Schnell ist dann vergessen, dass uns die Suche danach kurz zuvor noch ziemliches Kopfzerbrechen bereitet, ja möglicherweise sogar in leichte Panik versetzt hat. Doch was, wenn es nicht mehr bei der „normalen“ Vergesslichkeit, wie wir sie im Alltagstrubel oft erleben, bleibt? Was, wenn wichtige Dinge und wertvolle Momente dem Gedächtnis eines Menschen mehr und mehr entgleiten? Wohin gehen unsere Erinnerungen, und lassen sie sich „wiederfinden“? Diesen Fragen geht Laura Hughes in ihrem bewegenden Bilderbuch „Dich vergesse ich nie“ nach, einfühlsam und zugleich farbenfroh illustriert von Rachel Ip. Empathisch erzählt Hughes die Geschichte von Amelie, ihrer Großmutter und der Demenz, die zunehmend Besitz von der geliebten Oma ergreift, denn diese ist vergesslich. Das ist auch Amelie. Doch das Kind spürt, dass ihre eigene Vergesslichkeit eine andere ist als die der geliebten Oma.

Eines Tages vergessen Enkelin und Großmutter bei einem gemeinsamen Spaziergang die Zeit und finden tief versteckt im Wald einen magischen Ort: Das Zuhause der Erinnerungen, in dem man – wie ihnen der „Behüter der Erinnerungen“ erklärt – alles wiederfinden kann, was man jemals vergessen oder verlegt hat. Für jeden gibt es einen eigenen Raum, in dem die Erinnerungen wiederentdeckt werden können. Omas Raum ist schon sehr voll, denn Oma wird in letzter Zeit immer vergesslicher. Und so stöbern die beiden in Omas „Gedankenpalast“, in dem die Erinnerungen wie Schmetterlinge im Zimmer herumtanzen – wunderschön, zart und doch kaum greifbar, so wie der Duft von frischem Brot oder das Geräusch von raschelnden Blättern im Herbst. Manche schöne Erinnerung findet wieder ihren Weg in Omas (und auch Amelies) Gedächtnis. Doch auch wenn diese wie viele weitere Momente des Glücks, die Amelie und ihre Oma noch „sammeln“ werden, flüchtig bleiben, so sind sie doch unendlich kostbar. Denn es sind letztlich nicht die eigentlichen Erinnerungen, derer wir uns besinnen (können), sondern die Empfindungen, die wir mit diesen ganz besonders wertvollen Lebensmomenten verbinden.

In einer Welt, die im Moment buchstäblich „aus den Fugen“ zu sein scheint, sind es gerade vielleicht nicht die „großen“ Erlebnisse, sondern vielmehr die „kleinen“ kostbaren Momente des Glücks, auf die festzuhalten es ankommt und die uns Kraft geben. „Nix ist so schön wie der Moment“ beschwören die Augenblicke des Glücks auch die Liedermacher Schmidbauer & Kälberer im Song: „Momentensammler“. 

Liebe Leserinnen und Leser! Ich wünsche Ihnen, dass Sie in den kommenden Ferien- und Urlaubswochen viele wunderbare, kostbare und unschätzbare „Glücksmomente“ für sich entdecken und sammeln, damit Sie daraus Kraft schöpfen können. Und ebenso die Gewissheit, die auch Amelie und ihre Oma am Ende des wunderbaren Bilderbuchs mitnehmen: Erinnerungen können verwehen, aber das, was wir damit an Kostbarem verbinden – Glück, Liebe, Freundschaft und Vertrauen – bleiben. Insofern öffnet dieses Bilderbuch nicht nur eine Tür in das Verständnis von Demenz, sondern weist zugleich uns allen den Weg, über dem Gestern und Morgen nicht das Heute zu vergessen – und „den Tag zu pflücken“.

Im Nachwort zum Bilderbuch greifen die Projektinitiatorinnen von KIDZELN (Kindern Demenz Erklären), Andrea Josefa Brinke und Sonja Steinbock, die Thematik „Demenz“ nochmals auf und erklären kindgerecht und sehr verständlich, wie „große und kleine Menschen Türöffner sein können, um mit Menschen mit Demenz eine Verbindung aufzubauen. Beide Projektinitiatorinnen geben dabei kreative Praxisratschläge und gehen auch konkret und anschaulich auf offene Fragen der Problematik ein.

Hughes Laura (Text), Ip Rachel (Illustrationen): „Dich vergesse ich nie“. © Ravensburger, 2021, ISBN: 978-3-473-46134-9.

Weitere Rezensionen gibt es unter www.bistum-eichstaett.de/schule/buch-des-monats.

Text: Maria Hauk-Rakos

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