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05.03.2025

Buch des Monats: „Der Besuch“ von Antje Damm

Religionslehrerin Maria Hauk-Rakos mit dem Buch „Der Besuch“. Foto: Michael Rakos/ Cover: © Moritz Verlag

Religionslehrerin Maria Hauk-Rakos mit dem Buch „Der Besuch“. Foto: Michael Rakos/ Cover: © Moritz Verlag

Eichstätt – Wenn Menschen sich für Neues, Unbekanntes öffnen, kann dies Farbe in ihr Leben bringen. Das zeigt „Der Besuch“, eine Geschichte, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen berührt und so zeitlos wie aktuell ist. Religionslehrerin Maria Hauk-Rakos stellt das Bilderbuch in der Reihe „Buch des Monats“ der Diözese Eichstätt vor.

Besuch zu bekommen und auch zu Besuch zu gehen, ist eine schöne Sache. Wir begegnen einander, tauschen uns aus, festigen so unsere Beziehungen zu- und miteinander. Was aber, wenn da die Angst ist, vor „dem Anderen“, vielleicht Neuem, nicht Vertrautem, das der „Besuch“ mit sich bringen könnte? Doch auch dann, wenn der Besuch vertraut ist, kennen besonders Eltern mit kleineren Kindern dieses Problem ebenso. Da kommt endlich die Patentante oder die Oma und der Opa, die weit weg wohnen und die man deshalb nur selten sehen kann und auf die sich das Kind schon so lange gefreut hat. Und dann „versteckt“ sich genau dasselbe Kind hinter Mama oder Papa oder gar im Zimmer, obwohl doch der Besuch so lang ersehnt war. Und was tun, wenn die Angst nicht nur vor einem Besuch, sondern vor vielen anderen Dingen ebenso gegenwärtig ist?

Angst kennt jedes Kind – manchmal vor bestimmten Dingen, manchmal ist sie eher unklar; taucht phasenweise auf, mitunter aber kann sie sich auch manifestieren. So wie bei Elise in dem faszinierend gestalteten Bilderbuch von Antje Damm. Das im Moritz-Verlag erschienene und mit dem „Leipziger Lesekompass“ ausgezeichnete Buch, das mittlerweile in der 7. Auflage erschienen ist, greift genau diese Erfahrung auf. Elise ist eine ältere Dame, deren Leben von vielen Ängsten bestimmt ist. Sie hat Angst vor Spinnen, vor Bäumen und vor Menschen. Deshalb geht Elise nicht außer Haus. Nur manchmal öffnet sie das Fenster, um frische Luft ins Haus zu lassen. Und mit der Luft, dem leichten Wind, trudelt eines Tages ein Papierflieger in Elises Haus: Ängstlich beäugt sie den Papierflieger eine Weile – und verbrennt ihn schließlich im Ofen, denn „das seltsame Ding darf auf keinen Fall bleiben!“ Beruhigt geht sie zu Bett – doch in der Nacht flattern die Ängste wie große Papierflieger durch ihre Gedanken.

Welche Ängste Elise durch den Kopf gehen, bleibt der Fantasie des Lesenden bzw. Betrachtenden selbst überlassen. Als es am nächsten Morgen an ihre Tür klopft und Elise vorsichtig öffnet, flattert ebenso unerwartet wie der Papierflieger am Morgen davor der kleine Emil in ihr Haus. Unbekümmert und neugierig nimmt der Junge zuerst das Haus – und schließlich auch Elises Herz in Besitz. Emil bringt buchstäblich Farbe in ihr Leben – und gleichermaßen auch ins Buch. So ist das Innenleben im Haus von Elise anfangs in Schwarz-Weiß gehalten, nur außerhalb der Fenster ist die Welt in Farbe und Licht getaucht. Doch mit dem bunten Papierflieger und schließlich mit Emil selbst, wachsen die Farben in die Bilder hinein und verändern nach und nach Elises Leben zum Positiven.

Durch die außergewöhnliche Illustration und besondere Technik in der Gestaltung des Bilderbuchs wird dies greif- und erlebbar. Die Figuren wie auch das Interieur von Elises Haus sind weder gemalt noch gezeichnet, sondern auf Karton aufgezeichnet, ausgeschnitten und zu realen Dingen geformt. So sind Tisch, Bett oder Treppe im Miniaturformat zu sehen. Der/die Betrachtende blickt so wie in einem Papiertheater in die einzelnen Szenen direkt hinein. Emil verbringt Zeit mit Elise, dank seiner unbekümmerten Fragen kann sie sich mehr und mehr öffnen und neue Erfahrungen zulassen.

Das künstlerische Bilderbuch der Autorin, das neben seiner faszinierenden „Guckloch-Technik“ auch mit zurückhaltenden, kurzen Texten besticht, lässt den nötigen Freiraum zum Nachspüren von Elises Ängsten – und auch von eigenen – und zeigt, wie „Farbe ins Leben“ kommt, wenn wir uns zutrauen so wie Elise, Neuem und Unbekannten „die Tür zu öffnen“ und in unser Leben hineinzulassen. Absolut zu empfehlen!

Damm, Antje: „Der Besuch“. © Moritz Verlag, 2022. Preis: 14 Euro. ISBN: 9783895652950.

Text: Maria Hauk-Rakos

Materialien und Praxistipps zum Buch

Zum oben rezensierten Buch: „Der Besuch“ von Antje Damm sind zur Erarbeitung und Vertiefung der Thematik folgende weitere Materialien und Praxistipps empfehlenswert:

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