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19.06.2002

"Bittre Pille" - Die Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt kommentiert in ihrer neuesten Ausgabe die Vorgehensweise in Sachen europäische Verfassung

Bittre Pille

Muss Gott wirklich in die europäische Verfassung? Darf er? Sind Ihro Gnaden Abgeordnete von der atheistischen Fraktion im EU-Konvent geneigt, soviel christliche Folklore zu ertragen?

In wenigen Tagen sind die „gesellschaftlichen Gruppen“ aufgefordert, vor dem EU-Konvent ihre Erwartungen an eine europäische Verfassung kund zu tun.

Wer die Katholiken vertritt? Sehen Sie, die Frage ist einfach falsch gestellt. Das Sekretariat des EU-Konvents hat sieben Kontaktgruppen eingerichtet, oder besser gesagt: verordnet wie im Feudalismus. Nach dieser Pfeife haben wir Christen zu tanzen.

Da gibt es eine Gruppe für Soziales, eine für Entwicklung, eine für Umwelt usw. Und dann gibt es die so genannte Kultur-Kontaktgruppe. Der gehören Regisseure, Musiker, Künstler aller Art ebenso an wie die so genannten Minderheiten. Und schließlich die „Kirchen, Religionsgemeinschaften und weltanschaulichen Gemeinschaften“.

Wohl gemerkt, die Großkirchen in Europa haben nicht etwa eine eigene Kontaktgruppe – nein, sie finden sich wieder in einer Melange mit Sekten und nicht-christlichen Gläubigen. Christentum wird von den EU-Politikern noch als Folklore wahrgenommen!

Warum protestierte die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft nicht, deren Vorsitzender Bischof Dr. Josef Homeyer ist? Warum hat keine der christlichen Parteien sich dafür stark gemacht, dass die christlichen Kirchen eine eigene Kontaktgruppe bekommen?

Dass die Kirchen mit den Minderheiten in einen Topf geworfen werden, mag man als Taktlosigkeit gelten lassen. Christen und Theatermacher auf eine Stufe zu stellen, ist jedoch eine Unverschämtheit.

Ganze 25 Minuten Redezeit kommen einer Kontaktgruppe zu. Nach dem Schlüssel in der Kontaktgruppe „Kultur“: 5 Minuten für die Minderheiten, 10 Minuten für die Kulturschaffenden, 10 Minuten für die „Kirchen, Religionsgemeinschaften und weltanschaulichen Gemeinschaften“.

Keith Jenkins, hat die undankbare Aufgabe übernommen, vor dem EU-Konvent zu referieren. Jenkins ist Leiter des Brüsseler Büros der Konferenz Europäischer Kirchen. Wohlgemerkt trägt er nicht nur die Interessen der christlichen Kirchen vor (das sind allein schon 127), sondern er spricht auch – wenn er seinen Job ernst nimmt – im Namen von Freimaurern und den Gläubigen anderer Religionen. Die Muslime waren eingeladen, ließen aber gar nichts von sich hören. Auf solchen Firlefanz reagieren sie eben nicht.

Vielleicht wären die Kirchen ja besser beraten, ihren Auftritt über die Kontaktgruppe „Menschenrechte“ zu gestalteten. Das Schlimme in dieser Diskussion ist nur, dass Zynismus und Wirklichkeit nicht mehr zu trennen sind.

 

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