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31.12.2002

Bischof Mixa: „Milieus in denen Gewalt wächst austrocknen“ - Christen sollten der islamischen Welt ohne „Schmusekurs“, aber mit „grundlegendem Wohlwollen“ begegnen

Eichstätt, 31.12.2002. (pde) – Mehr Kreativität bei der Verhinderung von Krieg und Gewalt hat der Bischof von Eichstätt und katholische Militärbischof Walter Mixa in seiner Silvesteransprache gefordert. Es brauche Phantasie, um die Milieus in denen die Gewalt wächst auszutrocknen und zu einer umfassenden Gewaltprävention zu finden. Dazu müsse man noch mehr als bisher Verhältnisse und Strukturen bekämpfen, die Gewalt hervorbringen, wie die Armut und Verelendung großer Teile der Welt. Gerade Christen seien gefordert, zur gerechten Lösung regionaler Konflikte beizutragen, Institutionen friedlicher Konfliktregelung zu stärken, Entwicklung und gerechte Handelsstrukturen zu fördern. Denn hier gelte ganz umfassend: Gerechtigkeit schafft Frieden, betonte Mixa bei dem Gottesdienst im Eichstätter Dom. Gerade angesichts des Prozesses der Globalisierung dürfe die Welt nicht in Globalisierungsgewinner und Globalisierungsverlierer zerfallen.

Fragen, die Krieg und Frieden betreffen, benötigen nach den Worten des Bischofs ein Höchstmaß an Verantwortungsbewusstsein. Denn von ihrer Beantwortung hingen Leben und Tod, Elend und Leid ungezählter Menschen, nicht zuletzt auch deutscher Soldaten, ja ganzer Völker ab. Krieg sei immer ein schweres Übel, selbst wenn in bestimmten Situationen die Anwendung militärischer Gewalt legitim, ja geboten sein könne. Deshalb sei eine bessere Informationsbereitschaft und der Wille, alle diplomatischen Wege auszuschöpfen, unbedingt notwendig, ebenso wie eine größere Bereitschaft, den Weg einer sorgfältigen und abwägenden eigenen Urteilsfindung zu gehen.

In seiner Ansprache warnte Bischof Mixa davor, die kulturelle Grenze zwischen der westlichen Welt und der islamischen Welt zur „Zone eines Kampfes der Kulturen“ werden zu lassen. Man müsse sich davor hüten, die Vielfalt der kulturellen und religiösen Erscheinungsformen des Islam auf eine simple Formel zu bringen, etwa der Art, der Islam sei von vornherein und strukturell gewaltbereit, strukturell auf Welteroberung aus, strukturell unfähig zur Aufklärung. Gefordert sei vielmehr gerade von den Christen, die kulturelle, politische und religiöse Entwicklung der islamischen Welt mit großer Aufmerksamkeit und kritischer Sympathie zu verfolgen, „ohne jeden Anflug von illusionärem Schmusekurs, aber mit großem Interesse und grundlegendem Wohlwollen“. Nur wenn man dem Islam mit ehrlichem Respekt begegne, könne man das entscheidende Hindernis für eine gedeihliche Beziehung aufbrechen, nämlich dass in den letzten zweihundert Jahren in der islamischen Welt eine Selbst- und Fremdwahrnehmung gegenüber dem Westen entstanden sei, die diese Beziehung - zu Recht oder zu Unrecht - als dauernde Demütigung erlebt.

In der Frage einer EU-Mitgliedschaft der Türkei sollten nach Auffassung des Bischofs die Minderheitenrechte der Christen in der Türkei berücksichtigt werden - ihre freie Religionsausübung, öffentliche Gleichstellung, die Möglichkeit, endlich nach Jahrzehnten wieder eine theologische Lehranstalt zu errichten. Noch sei die Türkei in vielerlei Hinsicht nicht so weit, dass sie in die EU aufgenommen werden könne. Es müsse sich erst noch zeigen, ob das Land wirklich zu Rechtsstaatlichkeit, Achtung der Menschenrechte, der Minderheitenrechte und einem menschenwürdigen Justizvollzug ohne Folter und Willkür finde. Zugleich dürfe man nicht übersehen, dass auch die Christen in der Türkei auf einen EU-Beitritt ihres Landes drängen, ja große Hoffnungen gerade hinsichtlich ihrer Situation darauf setzen.

 

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