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31.12.2022

Bischof Hanke zu Silvester: Kirche muss der Botschaft, nicht der Struktur dienen

Bischof Gregor Maria Hanke predigt zum Jahresende über die Rolle der Institution der Kirche. Foto: Pia Dyckmans/pde

Neben dem Altarraum steht für Papst em. Benedikt XVI. ein Kondolenzbuch, in dem sich seit Silvestersamstag Menschen eintragen können. Foto: Pia Dyckmans/pde

Eichstätt. (pde) – Dem Status der Institution Kirche wurde in der Vergangenheit zu viel Bedeutung beigemessen. Dieses Verhalten mache nicht nur beim Umgang mit sexuellen Missbrauch blind, sondern führe immer zu Fehlern. Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke erinnerte zu Beginn der Jahresabschlussandacht an Papst em. Benedikt XVI., der am Silvestermorgen im Vatikan verstorben ist. Gemeinsam mit den rund 100 Gläubigen in der Schutzengelkirche gedachte er dem verstorbenen deutschen Papst in einer Gedenkminute und einem abschließenden gemeinsamen Vater Unser. In seiner Silvesterpredigt während der Jahresschlussandacht ging er auf die Versäumnisse der katholischen Kirche ein und ihren Auftrag im Sinne des Evangeliums, ein Korrektiv zu sein.

Die Versäumnisse zeigten sich in der momentanen Situation der Kirche: „Wir erleben eine große Austrittswelle aus der Kirche und einen verheerenden Glaubwürdigkeitsverlust. Die Motive für den Austritt sind vielschichtig. Nicht wenige der Ausgetretenen wie auch solche, die noch in der Kirche verbleiben, treibt Empörung, weil sie nicht klarkommen mit einer Kirche, in der Minderjährige und Schutzbedürftige von geweihten Personen unter dem Deckmantel des Heiligen sexuell missbraucht wurden.“ Gerade für die Schutzbedürftigsten der Gesellschaft hätte Kirche Anwalt sein müssen. Dies hätten die Verantwortungsträger jedoch nicht getan. Zwei Kriterien seien, laut Bischof Hanke, für die kirchliche Aufarbeitung leitend: „Erstens: Sexueller Missbrauch galt auch vor Jahrzehnten als schwere Straftat und wurde auch von der kirchlichen Morallehre als höchst verwerflich und schwere Sünde verurteilt. Zweitens: Die Sendung der Kirche gilt den Schwachen und Verletzten. Deren Leid hat sie sich anzunehmen und für sie einzustehen, erst recht für Minderjährige, deren weiteres Leben durch Missbrauch schwer geschädigt wurde.“ Der Verweis auf die Parallele zur damaligen Gesellschaft möge zwar das kirchliche Vorgehen treffend beschreiben, sei aber keine Entschuldigung: „Die Parallelität des Verhaltens kirchlicher Verantwortlicher mit dem damals in der Gesellschaft üblichen Umgang bei sexuellem Missbrauch ist doch das Eingeständnis, dass wir uns als Kirche eben nicht dem Evangelium gemäß verhalten haben.“

Daher stellt sich Bischof Hanke zum Jahresende die Frage, wie die Kirche angesichts dieses Befundes weiterkomme? Wie könne die Katholische Kirche wieder glaubwürdig werden? Für den Eichstätter Bischof gehören dazu auch die Anstrengungen auf dem Gebiet der Prävention und die strengen Richtlinien gegen sexuellen Missbrauch, die auch externe Fachleute als vorbildlich beschreiben. „Sind all die Bemühungen ausreichend für die Zukunft der Kirche? Vielleicht sollten wir uns verstärkt die grundsätzliche Frage stellen: Warum hat die Kirche nicht ihrem Sendungsauftrag entsprochen?“

Die Botschaft Jesu und ihr damit verbundener Auftrag sei, so Bischof Hanke, heute noch genauso aktuell wie zu seinen Anfängen: „Zu allen Zeiten suchen die Menschen nach dem Sinn des Lebens, sie sehnen sich danach, geliebt zu werden und Erlösung aus ihrer Gebrochenheit zu erfahren, sie warten auf Wegbegleitung auf den Kreuzwegen ihres Lebens und suchen Antworten nach der Bedeutung von Leid und Krankheiten, nach Gerechtigkeit, sie fragen, ob dieses Leben alles ist oder ob der Mensch über seinen Tod hinaus eine Zukunft erhoffen darf.“ Dafür seien nicht die kirchlichen Strukturen die Antwort sondern allein das Leben und Wirken von Jesus Christus. Diesem Auftrag habe die Struktur zu dienen und dazu seien alle als Diakon, Priester, Bischof, als Verantwortungsträgerin und Verantwortungsträger in Pastoral und Gremien aufgerufen. „Mehr der Botschaft, dem Inhalt des Glaubens dienen zu wollen als einem institutionellen Gefüge, macht die Verkündigung des Gotteswortes und die Feier der Sakramente, macht die Weggemeinschaft der Kirche zum Raum tiefer Begegnung mit ihm und untereinander. Die Sehnsucht und die Hoffnung der Menschen finden darin Raum. Diese innere Glut, die wir als Gläubige und Verkündiger spüren müssen, macht Kirche anziehend.“ Dann könne Kirche auch wieder ein einladendes und kraftvolles Korrektiv für die Gesellschaft sein, versichert Hanke in seiner Silvesterpredigt.

Bereits zuvor hatte Bischof Gregor Maria Hanke in einem Videointerview auf das vergangene Jahr zurück und in die Zukunft geblickt. Das Interview können Sie hier schauen.

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