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01.08.2019

Bischof Gundekar: 1.000. Geburtstag eines großen Seelsorgers

Hochgrab Gundekars in der Sakramentskapelle des Eichstätter Doms.

Hochgrab Gundekars in der Sakramentskapelle des Eichstätter Doms. pde-Foto: Norbert Staudt

Außenwand der evangelischen Pfarrkirche in Röckingen.

An der Außenwand der heute evangelischen Pfarrkirche St. Laurentius in Röckingen am Hesselberg findet man noch Elemente aus der Zeit Gundekars. pde-Foto: Dr. Leo Hintermayr

Eichstätt. (pde) – Vor genau 1.000 Jahren, am 10. August 1019, wurde Bischof Gundekar II. geboren, der im Bewusstsein der Gläubigen des Bistums Eichstätt bis heute einen hohen Stellenwert genießt. Das Datum ist genau überliefert, nicht jedoch der Geburtsort, und auch über die Abstammung gibt es unterschiedliche Meinungen. Sicher ist jedoch: Er stammt aus einem Adelsgeschlecht, war in allerhöchsten kaiserlichen Kreisen beheimatet und trotzdem ein unermüdlicher Seelsorger „beim einfachen Volk“, wie der Referent für diözesangeschichtliche Aufgaben des Bistums Eichstätt, Dr. Leo Hintermayr, feststellt.

Das Hochgrab des Bischofs im Eichstätter Dom befindet sich an prominenter Position in der Sakramentskapelle, südlich des Hauptaltars. Nach ihm sind Straßen benannt, die diözesane Wohnungs- und Städtebaugesellschaft nennt sich „St. Gundekar-Werk“ und immer wieder taucht sein Name auch als Vorname im Bereich des Bistums auf. Ein Kirchenpatrozinium ihm zu Ehren gibt es jedoch nicht. Das liegt daran, dass es nicht ganz sicher ist, ob Gundekar II., der manchmal als Heiliger, manchmal als Seliger bezeichnet wird, wirklich als solcher gelten darf. Tatsache ist, dass es nie eine päpstliche Selig- oder Heiligsprechung gab, seine Gebeine jedoch im Jahr 1309 feierlich erhoben wurden. Das galt bis zum Jahr 1234 als Heiligsprechung. Danach beanspruchte der Papst dieses Recht für sich. Dennoch wurde diese Erhebung faktisch zu einer lokalen Kanonisation. Das liturgische Kalendarium des Bistums Eichstätt weist lediglich in einer Randnotiz auf den Todestag des „Seligen Bischofs Gundekar“ am 2. August hin. Das Gotteslob des Bistums Eichstätt widmet dem „Seligen Bischof Gundekar“ einen Abschnitt unter der Rubrik „Diözesanheilige“.

Gundekar wurde bereits als Kind in Eichstätt erzogen, wohl ziemlich zeitgleich mit der Gründung der Abtei St. Walburg (1035). Er zog auch ins Eichstätter Domkapitel ein – es ist nicht bekannt wann. Man weiß, dass er ab 1045 Hofkaplan am kaiserlichen Hof war. Es war die Zeit der großen Eintracht zwischen Papst und Kaiser, noch vor dem Investiturstreit. Auch der Papst war ein Eichstätter: Bischof Gebhard (ab 1042 Bischof in Eichstätt) wurde 1055 Papst Viktor II. und verwaltete bis zu seinem Tod 1057 auch das Bistum Eichstätt. Freilich wurde er in seinem Bistum in dieser Zeit kaum noch gesehen. Das Bistum war zwar nicht rechtlich vakant, aber wohl faktisch, wie Leo Hintermayr feststellt. Als dann Papst Viktor II. überraschend starb, dauerte es nur wenige Tage, bis Kaiserin Agnes ihren Hofkaplan zum Bischof von Eichstätt ernannte.

Von 1057 bis zu seinem Tod am 2. August 1075 war nun Gundekar der 17. Nachfolger des heiligen Willibald. Im Jahr 1072 legte er ein Buch an, das „Pontifikale Gundekarianum“, das als kostbarstes Buch der Diözese Eichstätt gilt, wie Hintermayr erklärt. Es ist hauptsächlich ein für den liturgischen Gebrauch bestimmtes Buch, insbesondere für Pontifikalhandlungen des Bischofs. Daneben enthält es aber auch biographische Angaben von Gundekar selbst, sowie zahlreiche Auflistungen seiner Pontifikalhandlungen, unter anderem eine Liste aller Kirchenweihen Gundekars. Daraus ergibt sich, dass er in den 18 Jahren seiner Regentschaft 126 Kirchen weihte, größtenteils in seinem eigenen Bistum, teilweise aber auch in entfernteren Gebieten. Gundekar galt lange Jahre als großer Bauherr, der dem Bistum viele Kirchen geschenkt habe. Die Recherchen des Eichstätter Geschichtsforschers Dr. Leo Hintermayr haben ergeben, dass diese Interpretation so nicht stehen bleiben kann. In den seltensten Fällen dürfte Gundekar der Bauherr gewesen sein. Die vielen Weihehandlungen belegen: Bischof Gundekar war ein Bischof, der sich um die Menschen vor Ort kümmerte. Aus Sorge um „das Seelenheil der Menschen“ besuchte er die Menschen in den Pfarreien und Gemeinden und kümmerte sich darum, dass deren Kirchen geweiht wurden.

Die Liste der von ihm geweihten oder mitgeweihten Kirchen verzeichnet einige herausragende Kathedralen, etwa den Kaiserdom zu Speyer, oder den Dom zu Augsburg. Im Dom zu Eichstätt hat er die symbolträchtige Zahl von 12 Altären geweiht, darüber hinaus zahlreiche Seitenkapellen. Im Bereich des Bistums befinden sich auf der Liste der Kirchenweihen regional bedeutende Orte wie Weißenburg, Ellingen, Roth, Monheim, Wemding, Berching, Dollnstein und Herrieden. Allerdings sind auch viele Orte dabei, die weitgehend unbekannt, teilweise gar nicht mehr identifizierbar sind oder sogar überhaupt nicht mehr existieren. Die umfangreiche Liste legt für Hintermayr nahe, dass Bischof Gundekar, der in allerhöchsten kaiserlichen und adeligen Kreisen zu Hause war, sich als Bischof um die Gläubigen in der Fläche seiner Diözese gekümmert hat.

An den genannten Orten sind nicht mehr viele Spuren aus der damaligen Zeit zu finden: Hier einige Kapitelle, da einige Bauelemente. Deutliche Spuren aus der Zeit Gundekars finden sich beispielsweise an der jetzt evangelischen Pfarrkirche St. Laurentius in Röckingen am Hesselberg oder einigen wenigen sichtbaren romanischen Bauelementen des Doms zu Eichstätt. 1.000 Jahre Geschichte haben an den romanischen Kirchen von damals ebenfalls ihre Spuren hinterlassen. Häufig sind die heutigen Gotteshäuser Nachfolgebauten der einst durch Bischof Gundekar geweihten Kirche. Der Name Gundekars taucht auch in sehr vielen Ortschroniken und Festschriften zu Gründungsjubiläen auf, denn die Erwähnung in der Kirchenweiheliste Gundekars ist häufig die erste urkundliche Erwähnung der Ortschaft oder der Kirche.

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