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Bischof Gregor Maria Hanke warnt vor entgrenzter Freiheit: Jahresabschlussandacht im Eichstätter Dom
Eichstätt (pde) – In der festlichen Atmosphäre des Eichstätter Doms hat Bischof Gregor Maria Hanke an Silvester die Jahresabschlussandacht gehalten. Mit eindringlichen Worten rief er dazu auf, das neue Jahr mit Hoffnung, Glauben und Engagement anzugehen. Seine Predigt spannte dabei den Bogen von den Ursprüngen der Kirche im Bistum Eichstätt bis hin zu den aktuellen globalen und gesellschaftlichen Herausforderungen.
„Unser Dom ist kein Museum“, erklärte der Bischof und erinnerte daran, dass der Dom an der „Feuerstelle“ des Evangeliums stehe. Hier habe der heilige Willibald seine missionarische Arbeit begonnen, und hier solle auch heute die Glut des Glaubens bewahrt und weitergetragen werden. „Er ist die in Stein gesetzte Einladung an jede Generation, aus der Kraft des Evangeliums in das Leben und in die Welt aufzubrechen.“
Krisenhafte Zeiten und die Notwendigkeit der Hoffnung
Mit Blick auf die gegenwärtigen Herausforderungen – von globalen Krisen wie Kriegen und wirtschaftlichen Unsicherheiten bis hin zu gesellschaftlichen Umbrüchen – rief Bischof Hanke dazu auf, die Augen nicht vor den Nöten der Welt zu verschließen. „Viele von uns bewegt die bange Frage, was das kommende Jahr wohl bringen mag. Resignation und Hoffnungslosigkeit drohen sich auszubreiten, besonders unter der jüngeren Generation“, sagte er. „Als Jüngerinnen und Jünger Jesu können wir vor diesen Entwicklungen nicht die Augen verschließen und uns in eine kirchliche Blase zurückziehen, in der wir nur unsere innerkirchlichen Strukturfragen zu klären versuchen.“

Er hob hervor, wie wichtig es sei, den Menschen in ihren Sorgen und Ängsten zu begegnen und sie mit der Botschaft des Evangeliums zu stärken. „Um unsere Hoffnung teilen zu können, brauchen wir die Haltung der offenen Augen und des offenen Herzens, die zu verstehen sucht, was die Menschen um uns bewegt, was sie ängstigt und was sie ersehnen.“
Die Welt befinde sich momentan in einer Wendezeit, westliche Demokratien seien in der Defensive, während autokratische Systeme ihren Einfluss vergrößern. Der Umbau von der Industrie- und Konsumgesellschaft hin zur demokratisch-emanzipatorischen Gesellschaft sei ins Stocken geraten und globale Krisenlagen führten zu einer besorgten Bevölkerung, fasst Hanke die gesellschaftlichen Entwicklungen zusammen.
Eine Freiheit, die Beziehung schafft
Bischof Hanke warnte in diesem Zusammenhang vor einem übersteigerten Verständnis von individueller Freiheit. Exemplarisch für dieses Konzept totaler Freiheit sei das vor einigen Monaten verabschiedete Selbstbestimmungsgesetz, das diskriminierende Beschränkungen aufheben sollte, oder die aktuellen Abtreibungsdiskussionen in westlichen Gesellschaften, bei der ebenfalls die Tendenz entgrenzter individueller Selbstbestimmung ohne Rückbezug auf vorgegebene Werte prägend seien. „Der so definierte Anspruch des Individuums, autonomes Subjekt zu sein und sich in totaler Freiheit selbst zu verwirklichen, mündet in die Krise des ökosozialen Emanzipationsprojekts der westlichen Gesellschaften. Eine Gesellschaft löst sich auf, wenn das Ziel heißt: Von nichts und niemandem abhängig zu sein.“
Die ökologische Krise und der zunehmende Rückzug auf individuelle Selbstverwirklichung seien Symptome einer Gesellschaft, die den Sinn für gemeinsame Werte verliere. „Nachhaltigkeit verlangt Verzicht und Selbstbeschränkung – Haltungen, die das Gegenteil einer entgrenzten Freiheit des Individuums darstellen“, so der Bischof.

In eben jene Welt und Gesellschaft mit Sorgen und Nöten seien die Getauften gerufen, Hoffnung zu bringen, betont Hanke. „Unser Glaube an Christus ist eine reiche Schatzkammer des Sinns für das Menschsein, die es zugänglich zu machen gilt.“ Christen wissen von der Freiheit, die aber keiner Freiheit der Beliebigkeit sei. „Freiheit braucht Wahrheit, um als erlösende Freiheit erfahren zu werden. Eine Freiheit, bei der das eigene Wollen die einzige Norm ist, erlöst nicht, sie macht den Menschen zum Geschöpf ohne Sinn“, führte er aus. Stattdessen sei die Freiheit der Kinder Gottes in der Bindung an Christus und in der Beziehung zu anderen Menschen verwurzelt.
Heiliges Jahr als Anlass zur Erneuerung
Im Hinblick auf das Heilige Jahr 2025, das Papst Franziskus unter das Motto „Pilger der Hoffnung“ gestellt hat, hob Bischof Hanke hervor, wie wichtig es sei, den Glauben als Pilgerweg zu verstehen. „Der Glaube an Jesus Christus in der Gemeinschaft der Kirche gleicht einem Pilgerweg, auf dem wir durch unterschiedliche Lebensphasen und gesellschaftliche Milieus das Licht der Hoffnung tragen“, sagte der Bischof. Dieser Weg verlange Glaubenswissen, Begegnungen mit Gott in Gebet und Liturgie und die Bereitschaft, Zeugnis zu geben.
Würdigung des Ehrenamts
Ein weiterer Schwerpunkt der Predigt war die Würdigung des ehrenamtlichen Engagements im Bistum. Bischof Hanke dankte allen, die in Kirchenverwaltungen, liturgischen Diensten, Verbänden, Initiativen und der Caritas tätig sind. „Die Kirche des Paulus war eine Kirche des Ehrenamts“, zitierte er den emeritierten Erfurter Bischof Joachim Wanke und betonte die zentrale Rolle der Ehrenamtlichen für das kirchliche Leben. Gerade angesichts sinkender Ressourcen und weniger hauptamtlicher Mitarbeiter werde ihr Beitrag immer kostbarer. „Veränderungen in unserer Pastoral gehen nicht ohne Schmerzen ab. Manches Liebgewordene können wir in Zukunft nicht mehr halten. Daher müssen wir veränderte Formen des Miteinanders und der Verantwortung einüben.“
Aufruf zum Aufbruch
Zum Abschluss seiner Predigt rief Bischof Hanke die Gläubigen dazu auf, als „Zeugen der Hoffnung“ aufzubrechen und sich den Brennpunkten der heutigen Zeit zuzuwenden. „Wir haben allen Grund zur Hoffnung, denn wir wissen uns getragen von der Zusage des Herrn, dass er noch da ist, wenn niemand mehr da ist.“
Die Jahresabschlussandacht bot einen würdigen Rahmen, um das vergangene Jahr dankbar zu reflektieren und mit neuem Gottvertrauen in das Jahr 2025 zu starten. Domorganist Martin Bernreuther begleitete den Gemeindegesang an der Orgel. Zum Auszug erklang der Grand Chœur Dialogué von Eugène Gigout. Mit einem Segensgebet und dem Wunsch nach einem Jahr voller Vertrauen und Zuversicht verabschiedete sich der Bischof von den Gläubigen im Dom.
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