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31.12.2007

Beim Lebensschutz ein Zeugnis praktizierter Ökumene geben! - Bischof Hanke warnt in Silvesterpredigt vor lebensfeindlichen Tendenzen

Eichstätt, 31.12.2007. (pde) - Vor einer „Abwärtsspirale“ beim Lebensschutz hat der Bischof von Eichstätt Gregor Maria Hanke in seiner Silvesterpredigt gewarnt. Bei der Jahresschlussandacht im Eichstätter Dom kritisierte der Bischof, dass in der Diskussion um die Änderung des Stammzellgesetzes auch christliche Politiker bereit seien, den Lebensschutz weiter auszuhöhlen. Mit „juristischen Klimmzügen“ versuchten politische Verantwortungsträger, die Tötung menschlichen Lebens als Grundlage der Stammzellforschung zu rechtfertigen. Für die katholische Kirche sei es nicht hinnehmbar, wenn künstlich erzeugte menschliche Embryonen als Rohmaterial für die Forschung dienen sollen. „Das Recht auf Leben und die Würde der Person sind für uns Christen nicht verhandelbar.“ Weil es sich dabei zudem um „Grundkoordinaten menschlichen und gesellschaftlichen Zusammenlebens“ handle, sollten Christen noch viel stärker konfessionsübergreifend in der Öffentlichkeit dafür eintreten und so ein Zeugnis praktizierter Ökumene geben.

Bischof Hanke bedauerte in diesem Zusammenhang, dass der von der katholischen Kirche erhobene Widerspruch gegen eine weitere Liberalisierung beim Embryonenschutz von Bischof Wolfgang Huber, dem Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands, als konfessionelle Sichtweise des Konflikts abgetan worden sei. Das Gebot, Leben zu schützen, sei jedoch konfessionsübergreifend christlich gültig, betonte Hanke. Beim Problem der embryonalen Stammzellforschung bestehe nur die Alternative, konsequent das Leben schützen zu wollen oder es eben nicht zu schützen. Die Frage, ob Lebensschutz oder nicht, lasse sich hier auch nicht durch einen Weg des kleineren Übels entschärfen. Ein Abwägen mit dem Ergebnis einer Neudatierung des Stichtages als sogenannter Kompromiss bedeute bereits eine Aufhebung des Lebensschutzes. Es stelle sich die Frage, ob nicht ein solcher „Kompromiss“ zwischen Lebensschutz und Forschung mit Embryonen auf eine „Sehschwäche bezüglich des Verständnisses von Leben und Schutz des Lebens“ hindeute. Christen dürften sich aus Verantwortung gegenüber Gott und aus Sorge für die Zukunft der Gesellschaft nicht mit lebensfeindlichen Entwicklungen abfinden. Widerspruch sei gefordert, wenn sich der Mensch an die Stelle Gottes setzen und Leben und Wert des Menschseins definieren möchte.

Der wahre Reichtum der Kirche

Das Erscheinungsbild der katholischen Kirche Deutschlands im öffentlichen Leben wird sich nach den Worten des Eichstätter Bischofs auf Grund geringerer Finanzmittel in absehbarer Zeit wandeln. Auch wenn die derzeitige Wirtschaftslage ein Zwischenhoch beschert habe, könnten die Bistümer Deutschlands künftig nicht mehr über die Kirchensteuermittel der 80er und 90er Jahre verfügen. Deshalb werde sich die Kirche in der Gesellschaft nicht mehr wie bisher mit zahlreichen Einrichtungen und Werken als Dienstleister präsentieren können. Gewiss werde es in der Kirche auch künftig nicht ohne Geld und ohne institutionelle Plattformen gehen. Aber die kirchlichen Finanzmittel seien nur soviel wert, wie sie den Menschen geistlich dienen. Angesichts des Rückgangs der Mittel sollte man sich innerhalb der Kirche darauf besinnen, was den wahren Reichtum der Kirche ausmacht: Das seien zuallererst die Frauen, Männer und Jugendlichen, die den Glauben leben und sich in den Pfarrgemeinden, in den kirchlichen Verbänden und geistlichen Bewegungen engagieren. Wahrhaft reich sei die Kirche, wenn sie sich nahe am Menschen befinde und zugleich das Evangelium unverkürzt verkünde. Nicht flächendeckende institutionelle Präsenz in der Gesellschaft müsse das Ziel der Kirche sein, sondern die „Leuchtkraft des gelebten Evangeliums“. Eine „mit spiritueller Kreativität verknüpfte Bescheidenheit“ biete die Chance zu einem missionarischen Aufbruch.

Spitzenlöhne und Armut: Kritische Ursachenforschung gefordert

Angesichts der öffentlichen Diskussion um die Gehälter von Managern in der Wirtschaft bei einer gleichzeitigen Zunahme der Armut an der Basis sprach sich Bischof Hanke dafür aus, nach den tieferen gesellschaftlichen Ursachen für dieses Ungleichgewicht zu fragen. Einzelne Berufsgruppen zu Sündenböcken zu erklären, werde nicht viel bewirken. Die zu Recht kritisierten hohen Löhne und Abfindungen für Top-Manager seien vielmehr die Konsequenz eines ökonomischen Denkens und Handelns, dem in der Gesellschaft und im Privaten vielfach der Vorrang eingeräumt werde. Ebenso wenig verwunderlich seien die hohen Gagen für Spitzensportler in einer Freizeit- und Fun-Gesellschaft, die nach Brot und Spielen verlangt. „Wenn die Gesellschaft schon heilige Kühe weidet, sollte sie nicht erstaunt tun, wenn diese Kühe schließlich fett geworden sind.“ Die Kirche müsse nicht die Gehaltszettel von Managern oder Fußballern kommentieren. Aufgabe der Kirche sei es vielmehr, die Menschen zu ermuntern, sich nach dem tieferen Lebenssinn auszurichten. Vor diesem Horizont müsse man stets aufs Neue das Thema Gerechtigkeit ins Spiel bringen - nicht aus sozialrevolutionärem Antrieb, sondern um das Licht der Hoffnung gerade auch in die Schattenbereiche des Lebens und der Gesellschaft hineinzutragen.

Geistliche Events als Ausdruck eines Pilgerwegs zum tieferen Sinn des Lebens

Im Rückblick auf sein erstes Jahr als Bischof von Eichstätt hob Hanke einige Ereignisse im Bistum besonders hervor. So habe der Diözesanrat die Wechselseitigkeit von Caritas und Pfarrpastoral thematisiert und damit aufgegriffen, was Papst Benedikt XVI. in seiner ersten Enzyklika deutlich gemacht habe. Diese Wechselseitigkeit müsse man vermehrt auf der pfarrlichen Ebene in die Praxis umsetzen. Der diözesane Weltjugendtag in der Woche nach Ostern habe eine große Anzahl junger Menschen nach Plankstetten geführt und sei eine Ermutigung gewesen, den Pilgerweg zu wagen hin zum tieferen Sinn des Lebens, den Gott eröffnet. Der Bischof dankte allen, die das Jahr über solch „geistliche Events“ für die Jugend organisieren. Als beeindruckende Zeichen gelebten Kircheseins nannte Bischof Hanke ferner die Aktionen zum Weltmissionsmonat mit ihrem zentralen Abschluss in Eichstätt sowie den Tag der Kirchenchöre, die bistumsweite Frauenwallfahrt und den Gottesdienst am diözesanen Lehrertag in Eichstätt.

 

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