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Außerschulische Hilfe für Migrantenkinder zeigt Früchte: Caritasstiftung Eichstätt fördert Projekt mit 2.000 Euro
Eichstätt/Ingolstadt (caritas). Das Projekt „Außerschulische Unterstützung für Kinder und Jugendliche aus Migrantenfamilien“ in Ingolstadt wird von der Caritasstiftung Eichstätt mit 2.000 Euro gefördert. Der Geschäftsführer der Stiftung, Dr. Thomas Echtler, besuchte gestern die Initiative. Diese führen die Caritas-Kreisstelle Ingolstadt, der Jugendmigrationsdienst Ingolstadt des Förderkreises für evangelische Jugendarbeit und das Stadtteilbüro Augustinviertel seit vier Jahren durch. Es geht darum, schulische Defizite aufzuarbeiten und vorhandene Potenziale der Schülerinnen und Schüler zu entfalten. Das Kooperationsprojekt lebt seit seinem Beginn von Spenden.
„Meine Tochter hat hier Fragen gestellt, die sie in ihrer Klasse nie stellen würde“, erzählt eine aus der Türkei stammende Mutter bei dem Besuch. Zum Lernen gekommen ist an diesem Tag unter anderen der siebenjährige Julian. Er kam erst vor fünf Monaten aus Rumänien und verstand damals noch kein Wort Deutsch. Jetzt kann er sich über Alltägliches bereits unterhalten. Neben ihm sitzt die zwölfjährige Anastasia aus Kasachstan, die aufs Gymnasium geht. Das Spektrum der betreuten Migrantenkinder ist breit. Gemeinsam ist allen, dass sie die außerschulische Unterstützung brauchen. Zahlreiche Kinder hat Caritas-Migrationsberaterin Suzana Perica in das Projekt vermittelt, die sie in ihrer Beratung von zugewanderten Familien kennenlernte. Aus dieser weiß sie zweierlei: „Erstens leben viele dieser Familien am Existenzminimum und können keinen Nachhilfeunterricht selbst finanzieren. Zweitens können die Eltern aufgrund mangelnder Sprachkenntnisse ihre Kinder in schulischen Belangen kaum unterstützen.“
Diese Erfahrung war Anlass, im Jahr 2008 eine Gruppe von zehn Schülern ins Stadtteilbüro einzuladen, damit sie sich dort auf ihre Abschlussprüfungen vorbereiteten. Inzwischen haben nach Information von Suzana Perica knapp 150 benachteiligte Kinder und Jugendliche, deren Eltern aus verschiedensten Ländern stammen, an dem Projekt teilgenommen, darunter etwas mehr Mädchen als Jungen. Die meisten kommen zumindest ein Schuljahr lang, einige sogar länger. Viele kommen nach Erfahrung der Projektverantwortlichen auch deshalb längere Zeit, weil es nicht nur darum geht, schulische Noten zu verbessern, sondern auch darum, ein verbessertes Niveau anschließend zu halten.
Die konkrete Unterstützung leisten Wissensvermittler. Insgesamt waren bereits über 70 solche Vermittler tätig, derzeit sind rund 20 engagiert. Sie helfen jeden Dienstag von 15.00 bis 16.30 Uhr und jeden Samstag von 10.00 bis 11.30 Uhr jeweils zwischen zehn und zwanzig Kindern und Jugendlichen in dem Stadtteilbüro. Wissensvermittler sind vor allem Studenten, Abiturienten und Lehrer. Auch junge Menschen, die früher selbst einmal die Unterstützung in Anspruch nahmen, sind darunter, zum Beispiel Emin aus Bosnien. Er kam als Hilfesuchender in das Projekt und konnte sich dann auf dem Gymnasium sehr verbessern. Nun ist er in der Lage, hier Grundschulkindern zu helfen und ein Stück an das Projekt und seine Beteiligten zurückzugeben. Gestern half er dem aus Griechenland kommenden Schüler Michael bei den Hausaufgaben.
Wissensvermittler unterstützen vor allem im sprachlichen Bereich
Die Kinder werden vor allem im sprachlichen Bereich unterstützt. Mangelnde Deutschkenntnisse führen zu Problemen in vielen Fächern. „Mathematikaufgaben können nicht gelöst werden, wenn die Fragestellung gar nicht erst verstanden wird. Auch Lernfächer stellen eine enorme Schwierigkeit dar. Fachwörter in Biologie, Erdkunde, Heimat und Sachkunde und Musik werden oft nicht verstanden und so lernen Schüler Zusammenhänge ohne Sinnverständnis auswendig und wenden folglich das Gelernte falsch an“, erläutert Sabrina Bauer, die sowohl im Jugendmigrationsdienst als auch in der Migrationsberatung der Caritas-Kreisstelle tätig ist, und ergänzt: „Neben dem Abbau von Defiziten lässt die intensive individuelle Förderung aber auch unentdeckte Potentiale sichtbar werden: zum Beispiel schnelle Auffassungsgabe, mathematische Neigung oder naturwissenschaftliches Verständnis. Dies ist besonders wichtig, bei der Auswahl von weiterführenden Schulen.“ Der Jugendmigrationsdienst organisiert Schulungen und Fachfilme für die Wissensvermittler zu Themen wie „Kindern bei Hausaufgaben helfen“ und „Antiaggressionstraining“. Auch werden sie in ihrer Vorbildfunktion sensibilisiert, die sie bei vielen Kindern bekommen.
Eine eigene Evaluation des Projektes konnte zwar mangels finanzieller Ressourcen bisher nicht durchgeführt werden. Dennoch sieht Suzana Perica nicht nur in Einzelfällen Fortschritte, die nach ihrer Überzeugung auch mit dem Kooperationsprojekt zusammenhängen: „In meiner Beratung bekomme ich mit, dass immer mehr Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund den Übertritt auf eine höhere Schule schaffen.“ Neben den Kindern stellen die Projektverantwortlichen auch bei den am Projekt beteiligten Eltern nach und nach einen sichereren Umgang mit schulischen Alltagsproblemen fest: „Sie lernen, individuell Informationen zu Anliegen wie Schulübertritt, Abschluss und berufliche Folgen sowie Lernschwächen einzuholen. Durch die Unterstützung im Projekt gehen die Eltern auch öfters zu Elternabenden und Lehrergesprächen und verlieren die Angst vor dem für sie oft unbekannten Bildungssystem“, erklärt Sabrina Bauer.
Die Unterstützung wird auch „Projekt 1 Euro für die Bildung“ genannt. Die Idee: Jeder Bürgerin und jeder Bürger in Ingolstadt sollte einen Euro für die Bildung der Migrantenkinder beisteuern. Spenden könnten geleistet werden auf das Konto der Arbeit + Leben IN Gemeinnützige GmbH bei der V-R Bank, Kto-Nr. 4425715, BLZ 72160818, Stichwort: „1 Euro für die Bildung“. Die Spenden dienen dazu, die Arbeit der „Wissensvermittler“ zu finanzieren, die pro Stunde eine Aufwandsentschädigung von zehn Euro erhalten.
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