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30.05.2004

„Auch eine Zeit der Macher und Manager braucht den Heiligen Geist“ - Pfingstpredigt des Bischofs von Eichstätt und Katholischen Militärbischofs Walter Mixa

Eichstätt, 30.05.2004. (pde) - Pfingsten bedeutet nach den Worten von Bischof Walter Mixa die Aufforderung, sich dem Geist Gottes zu öffnen und nicht dem Irrglauben zu verfallen, der Mensch könne alles selbst bestimmen und in die Hand nehmen. Seit dem ersten Pfingstfest vor knapp zweitausend Jahren hätten unzählige Menschen erfahren: „Durch den Geist Gottes wird alles anders, alles neu - im Leben des Einzelnen, in der ganzen Welt.“ Sich auf die Gabe Gottes, den Heiligen Geist einzulassen, falle allerdings vielen schwer in einer Zeit der Macher, Manager und Organisatoren, stellte der Bischof bei seiner Predigt am Pfingstsonntag im Eichstätter Dom fest. Die Ideologie „Wir wollen den Frieden machen, ja wir wollen sogar den Menschen machen“ sei noch nie so mächtig, aber auch noch nie so bedrohlich gewesen.

Folter im Irak eine „Saat des Hasses“

Gerade die Entwicklung im Irak zeige, zu welchen Folgen diese Ideologie führe. Der Versuch, mit kriegerischen Mitteln aus der Position der Stärke heraus anderen den Frieden zu bringen, sei dramatisch gescheitert. Wovor der Papst gewarnt habe, sei eingetreten: Gewalt ruft Gewalt hervor. „Die Kriegsherren treten Menschenrechte mit Füßen, und von einem bleibenden Frieden sind die geschundenen Menschen weiter entfernt denn je zuvor.“ Folter, Demütigung und Gewalt gegenüber Kriegsgefangenen seien eine Saat des Hasses, die aufgehen werde und wohl für lange Zeit echten Frieden verhindere. Dass gerade Soldaten aus einem Land des christlichen Kulturkreises als Folterknechte auftreten, werde die so wichtige Verständigung zwischen der christlichen und der islamischen Welt auf lange Zeit sehr erschweren. Dass die Foltermethoden nicht nur grausam sind, sondern gerade in der arabischen Welt als besonders demütigend und entehrend empfunden werden, lege dem offenen Dialog der Kulturen und Religionen viele Steine in den ohnehin mühsamen Weg, sagte der Bischof von Eichstätt und Katholische Militärbischof bei dem Pontifikalgottesdienst.

Der Mensch ohne Rückbindung an Gott und seine Gebote, der Mensch, der sich nicht vom Geist Gottes leiten lässt, sondern die eigene Macht auskostet, werde zur Bedrohung des Menschen. Das gelte auch angesichts der Bestrebungen, unter dem Vorzeichen angeblichen wissenschaftlichen Fortschritts über menschliches Leben zu verfügen: Ob ein Mensch in seinem frühesten Entwicklungsstadium, ob der Kranke oder der Alte - die Gefahr wachse, dass die „Macher“ auch das menschliche Leben in den Griff bekommen wollen. „Mit der Anmaßung einer Auswahl lebensunwerten Lebens vor der Geburt oder den Versuchen, das Lebensende mit aktiver Sterbehilfe zu bestimmen, droht uns alle ein Geist zu beherrschen, der in den Abgrund führt.“

Esoterik-Boom: Die Menschen nicht dem Aberglauben überlassen

Dennoch könne man Pfingsten frohen Herzens feiern, denn im Heiligen Geist sei dem Menschen der Beistand geschenkt, der das Böse überwinde. Die Gesellschaft warte geradezu auf das mutige Zeugnis der Christen, die wissen, dass sie nicht auf verlorenem Posten stehen. Angesichts eines boomenden Esoterik-Marktes - „noch nie konnte man in unserem Land mit Esoterik-Artikeln so viel Geld umsetzen“ - müssten sich Christen allerdings fragen: „Warum lassen wir unsere Mitmenschen im Aberglauben und bekennen nicht klar und deutlich wie Petrus am Pfingsttag: Kehrt um, glaubt an Jesus Christus, lasst euch retten?“ Das gelte für Deutschland und ebenso für Europa, dessen Identität im christlichen Glauben, in christlichen Wertvorstellungen, im christlichen Menschenbild verankert sei. „Nur ein Europa, das sich auf seine christlichen Wurzeln besinnt, kann die Herausforderungen der Zukunft bestehen.“

Pfingsten sei das Fest der zuversichtlichen Gewissheit: der Geist wirkt auch heute, betonte Bischof Mixa. Er verleiht Schwachen und scheinbar Gebeugten ungeheuere Kraft und eine Größe, vor der jeder menschengemachte „Superstar“ verblasst. Das werde an Menschen wie Papst Johannes Paul II. oder Mutter Teresa deutlich, zeige sich aber auch in den vielen, die unbeachtet von einer oft oberflächlichen Öffentlichkeit aus der Kraft des Geistes wirken: Eltern, die „mit einer Liebe, die von Gott kommt“, ihr behindertes Kind betreuen, Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche, die im Alltag, in der Schule und am Arbeitsplatz als bekennende Christen leben, Alte und Kranke, die ihr Leid und ihre Gebrechen annehmen und aufopfern im Blick auf den kreuztragenden Jesus Christus.

In seiner Predigt rief Bischof Mixa die Christen dazu auf, sich für den Erhalt der Feiertage und den Schutz des Sonntags einzusetzen. Wir alle brauchen diese Zeiten der Besinnung, des Zu-sich- und Zu-Gott-Findens, damit sich etwas bewegt.“ Was die Kirche heute in erster Linie benötige, seien nicht neue Strategien der Vermarktung, sondern Christen, die nach dem Beispiel Mariens und der ersten Jünger um den Geist Gottes beten, diesen Geist Gottes wirken lassen, um in der Kraft dieses Geistes ihr Leben und die Welt neu zu gestalten.

 

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