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16.05.2006

Altwerden heißt Hungern - Das Bistum Eichstätt unterhält Beziehungen zur Kirche in Kuba

Eichstätt/Havanna. (pde) – Es sind vor allem junge Menschen, die mit ihren rhythmischen Liedern begleitet von Conga-Trommeln und Gitarre den Eindruck einer lebendigen Kirche bei einer Delegation des Bistums Eichstätt hinterlassen haben. Auf Einladung des kubanischen Kardinals Jaime Ortega besuchte eine Eichstätter Gruppe von Wissenschaftlern und kirchlichen Mitarbeitern unter Leitung von Domkapitular Professor Dr. Bernhard Mayer die Heimat des Kardinals. Die Gruppe feierte den Pontifikalgottesdienst zur Begrüßung der Eichstätter Gäste in der Kathedrale von Havanna mit dem Kardinal.

Viele Touristen aus Europa, die Kuba in den letzten Jahren als Reiseziel entdeckt haben, interessieren sich für den Gottesdienst und die Architektur der Kathedrale sowie des umliegenden Stadtteiles, der mit Mitteln der UNESCO in den letzten Jahren wieder hergestellt wurde. 60 Prozent der baulichen Infrastruktur Havannas sind allerdings in den letzten 40 Jahren so verfallen, dass sie vermutlich nicht gerettet werden können. Nur wenige hundert Meter abseits der Touristen-Pfade leben die Menschen in schlecht erhaltenen Bauten wie sie in Deutschland aus den Städten in der ehemaligen DDR zum Teil bekannt sind. Die Abneigung Fidel Castros gegen die Hauptstadt seines Landes, die er in seiner Jugend als einziges Spielcasino für die reichen Gäste aus den USA kennen gelernt hat, prägt das heutige Stadtbild Havannas. Ehemals wohlhabende Stadtviertel bestehen heute aus alten, verfallenen Villen.

Begleitet von der Caritasdirektorin der Erzdiözese Havanna, Ofelia Riveron Cortina, fuhr die Gruppe an den Stadtrand der Hauptstadt. In der dortigen Pfarrei Herz Jesu leben etwa 70.000 Menschen. Aufgrund der wirtschaftlichen Sondersituation Kubas ist es den Menschen nur möglich sich mittels der staatlich verteilten Lebensmittelkarten zu ernähren. Gerade für ältere Menschen, die aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilität nicht mehr in der Lage sind, sich lange anzustellen, bedeutet diese staatliche Versorgung eine Mangelversorgung. Dank ausländischer Hilfe ist die Caritas in Kuba in der Lage, in sehr vielen Pfarreien Altenspeisungen zu organisieren. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus allen Altersgruppen bereiten dort in der Pfarrküche ein einfaches aber vitaminreiches Essen für die Senioren zu. In der Pfarrei Herz Jesu werden viermal in der Woche Speisen für 70 Senioren gekocht, die noch in der Lage sind, im Pfarrheim selbst das Essen zu sich zu nehmen. Wer nicht mehr gehen kann, dem wird das Essen nach Hause getragen. Das einzige Auto der Pfarrei, ein alter VW „Käfer“ kann für Fahrten nur gelegentlich benutzt werden, da der Treibstoff sehr teuer ist. Außer dieser Altenspeisung bemüht sich die Caritas noch, den Alten auch eine interessante Beschäftigung während des Tages zu organisieren. So werden die alten Frauen beispielsweise angehalten, ihre Kleider selbst zu nähen, da Textilien in Kuba nur sehr teuer zu erhalten sind. Angenehmer Nebeneffekt dieser handwerklichen Tätigkeit ist auch, dass das ein oder andere gefertigte Produkt auf kleinen Märkten verkauft werden kann und sich die alten Leute so ein klein wenig Geld neben der minimalen staatlichen Versorgung hinzu verdienen können. Als dritte wichtige Säule der Caritas-Arbeit für die Alten wird in den letzten Jahren auch die Reinigung schmutziger Kleider angeboten, da auch Waschmittel für Senioren nahezu unerschwinglich sind.

Die kommunistische Partei hat seit der Revolution 1959 keinen neuen Kirchbau mehr erlaubt. In den 70er und 80er Jahren wurde gegenüber der Pfarrei Herz Jesu ein Kulturzentrum mit Diskothek errichtet, durch dessen lautstarke Musik es unmöglich war, Lieder während der Messe zu singen. Seit dem Besuch von Papst Johannes Paul II im Jahr 1998 hat sich diese aggressive Stellung des Staates gegen die Kirche etwas gebessert und so können inzwischen die heiligen Messen ungestört von lauter Disko-Musik gefeiert werden.

Elisabeth Perez Mas, die Leiterin der Bibliothek des Priesterseminars der Diözese Havanna führte die Eichstätter Gäste durch die Büchersammlung der Bibliothek. In den letzten Jahren konnte unterstützt mit Eichstätter Mitteln der Buchbestand, der zum Teil vom Verfall bedroht war, konserviert werden. Einige der hier vorhandenen Handschriften gehen zurück auf den Anfang des 18. Jahrhunderts. Die Bibliothek des Seminars in Havanna wird von Fachleuten auch als „die Wiege der kubanischen Kultur“ bezeichnet.

Mitgereist waren neben Domkapitular Professor Dr. Bernhard Mayer noch Professor Dr. Alexius Bucher und Professor Dr. Horst Sing von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, sowie Weltkirchereferent Gerhard Rott. Ergänzt wurde die Eichstätter Delegation durch Pater Josef Schmidpeter, Comboni Missionar aus Ellwangen, und Dr. Raúl Fornet-Betancourt, Mitarbeiter am Missionswissenschaftlichen Institut missio in Aachen.

Das Bistum Eichstätt möchte die Beziehungen zur Kirche in Kuba weiter pflegen und intensivieren. Spenden für die Arbeit der Kirche in Kuba, etwa zur Unterstützung der „Altenküchen“ erbittet das Referat Weltkirche auf das Konto Nr. 10 761 4950 bei der Liga Bank Eichstätt (BLZ 750 903 00) unter dem Kennwort „Kuba“.

 

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