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14.10.2006

Abt Gregor Maria Hanke zum Bischof von Eichstätt ernannt

Eichstätt. (pde) - Papst Benedikt XVI. hat Abt Gregor Maria Hanke zum 82. Bischof von Eichstätt ernannt. Der 52-jährige Ordenspriester ist seit 1993 Abt der Benediktinerabtei Plankstetten bei Berching (Landkreis Neumarkt). Das Bistum Eichstätt ist durch den Wechsel von Bischof Walter Mixa nach Augsburg seit 1. Oktober 2005 vakant. Seit 4. Oktober 2005 und auch weiterhin bis zur Amtsübernahme des neuen Bischofs leitet Dompropst Johann Limbacher als Diözesanadministrator das Bistum. Der Bischof von Eichstätt ist kraft Amtes Großkanzler (Magnus Cancellarius) der Katholischen Universität und Vorsitzender des Stiftungsrates der Stiftung Katholische Universität Eichstätt.

„Als Zeichen der Dankbarkeit und Freude“ wurden am Samstag in den Kirchen des Bistums um 12 Uhr für eine Viertelstunde die Glocken geläutet. Diözesanadministrator Dompropst Johann Limbacher informierte die Priester, Diakone sowie die pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die Ernennung von Abt Gregor Maria Hanke durch Papst Benedikt XVI.: „Wir entbieten unserem neuernannten Bischof herzliche Grüße und wünschen ihm für seinen Dienst als 81. Nachfolger des heiligen Willibald Gottes reichen Segen“.

Lebenslauf

Der neue Bischof von Eichstätt stammt auch aus der Diözese Eichstätt: Franz Hanke, so sein Taufname, wurde am 2. Juli 1954 als jüngstes von sechs Kindern in Elbersroth (Landkreis Ansbach) geboren. Die Eltern – der Lehrer Franz Hanke und seine Frau Elisabeth – kamen 1946 mit ihren fünf Kindern als Heimatvertriebene aus dem heutigen Tschechien nach Mittelfranken. Von den fünf Geschwistern sind zwei Schwestern und ein Bruder verheiratet; zwei Brüder sind Priester.

Nach dem Besuch der Volksschule Elbersroth wechselte Franz Hanke 1965 nach Eichstätt in das Bischöfliche Studienseminar. 1974 machte er in Eichstätt sein Abitur am Willibald-Gymnasium und trat in das Bischöfliche Priesterseminar ein. In Eichstätt und dazwischen in London absolvierte er sein Theologiestudium. Während seiner Studienzeit in Eichstätt engagierte er sich in der Hochschulpolitik als Studentenvertreter. Dem Diplomabschluss 1980 an der Katholischen Universität Eichstätt folgte ein Jahr als Religionslehrer an der Berufsschule in Roth.

Im September 1981 schloss er sich der Benediktinerabtei Plankstetten an, wo er 1982 die Profess ablegte. Als Ordensnamen wählte er „Gregor (nach dem Kirchenlehrer Gregor von Nyssa) Maria“. 1982 begann Gregor Hanke mit einem Studium der Anglistik an der Katholischen Universität Eichstätt, um später an der Realschule des Klosters in Plankstetten zu unterrichten. Daneben war er für das Kloster in der Jugendarbeit im Einsatz. Am 10. September 1983 weihte ihn Bischof Alois Brems in Plankstetten zum Priester. Ein Auslandsstudium in Oxford folgte. Nach dem Beschluss des Konventkapitels der Abtei Plankstetten, die klösterliche Internatsschule aufzugeben, übernahm Pater Gregor 1985 im Kloster die Gästebetreuung. Er baute das Bildungshaus St. Gregor auf, das er bis 1990 leitete und in dem er auch selbst geistliche Kurse, Exerzitien und Einkehrtage gestaltete. Maßgeblich war er am Aufbau der „Schule der Dorf- und Landentwicklung“ im Kloster beteiligt. Zugleich engagierte er sich für die Pflege ökumenischer Kontakte zur Orthodoxie. 1990 begann er mit der Doktorarbeit im Fachgebiet Byzantinische Liturgiewissenschaft bei Professor Robert F. Taft SJ am Päpstlichen Orientalischen Institut in Rom.

Am 13. Juli 1993 wählte der Konvent der Benediktinerabtei Plankstetten den 39-Jährigen zum neuen Abt - als Nachfolger von Abt Dominikus Madlener, der nach Erreichen der Altersgrenze seinen Rücktritt eingereicht hatte. Gregor Maria Hanke wurde damit der 54. Abt des im Jahr 1129 gegründeten Klosters und war bei seiner Wahl jüngster Abt in Bayern. Am 2. Oktober 1993 empfing er durch den damaligen Bischof von Eichstätt Karl Braun die Abtweihe. 2002 schloss er sein durch die überraschende Wahl zum Abt unterbrochenes Promotionsstudium an der Theologischen Fakultät der Jesuitenhochschule St. Georgen Frankfurt ab. Seine Dissertation befasst sich mit dem Tagzeitenritus der Hagia Sophia zu Konstantinopel, das heißt mit dem Stundengebet der Gemeinde.

„Weltoffen den Nöten der Zeit begegnen“

Nach der Aufhebung der Klosterschule war eine neue wirtschaftliche Ausrichtung des Klosters für den Abt die große Herausforderung. „Selbst anbauen, selbst verbrauchen, selbst vermarkten“ wurde zum neuen Motto für die Abtei. 1994 entschloss sich das Kloster unter Leitung von Abt Gregor, in der Bewirtschaftung des Klostergutes streng ökologischen Richtlinien zu folgen. Es wurde Mitglied im Anbauverband „Bioland“. In den Folgejahren nach der Umstellung des Klostergutes gingen die Klostergärtnerei und die verarbeitenden Betriebe Klosterbäckerei, Klostermetzgerei und Klosterküche gleichfalls auf biologische Wirtschaftsweise über.

Für die Umsetzung dieses ökologischen Konzepts erhielt Abt Gregor 2001 die Umweltmedaille des Freistaates Bayern. „Auf der Grundlage des christlichen Schöpfungsverständnisses wird hier dem ökologischen Gedanken Raum geschaffen“, begründete Staatsminister Werner Schnappauf die Auszeichnung an den Abt als den „Vater der vielfältigen ökologischen Aktivitäten“ des Klosters. Für artgerechte Tierhaltung wurde das Kloster soeben erst mit der „Tierschutzmütze“ der Tierschutzstiftung „Vier Pfoten“ und der Schweinsfurth-Stiftung ausgezeichnet.

1998 wurde mit der ersten Generalsanierung in der 850-jährigen Geschichte des Klosters begonnnen. Der erste Bauabschnitt fand 2001 seinen Abschluss. Derzeit gehören der Abtei 21 Mönche an. Etwa 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den Einrichtungen des Klosters beschäftigt.

Ausgebaut und konzeptionell erweitert wurde unter Abt Gregor die Bildungsarbeit mit ihren vielfältigen Angeboten im Haus St. Gregor. Ein neues Konzept erhielt auch die Jugendarbeit im Haus Schneemühle. Bereits seit 1980 ist die monatliche Plankstettener Jugendvesper Anziehungspunkt für viele hundert Jugendliche. Das Kloster als geistliches Zentrum, die Angebote der Jugendarbeit, das Bildungshaus und die Wirtschaftsbetriebe entwickelten sich zu viel besuchten Anlaufstellen - nicht nur für kirchlich Interessierte. Auch der Pfarrseelsorge ist die Abtei verbunden: die Pfarreien Plankstetten und Oening sowie Holstein, Staufersbuch und Kevenhüll werden von den Benediktinern betreut. Abt Gregor selbst ist seit vielen Jahren als Firmspender in Pfarreien des Bistums im Einsatz. Mit der jungen Diözese Jasikan in Ghana unterhält die Abtei eine Partnerschaft. Mehrere Projekte in dem afrikanischen Bistum wurden in den letzten Jahren unterstützt, vor allem auch aus dem Reinerlös des Missionsbasars in der Abtei.

Besonders auch im Bereich der Ökumene setzt Plankstetten Akzente. So gibt es vielfältige Kontakte zu Vertretern der evangelischen Kirche. Mit der Ostkirche verbindet die Abtei nicht zuletzt auch der in ihr angesiedelte Verein „Oriens Occidens“. Die Kontaktpflege zu verschiedenen Kirchen des Ostens ist dem ernannten Bischof von Eichstätt ein persönliches Anliegen. Für sein Bemühen um die Aussöhnung der Völker und sein ökumenisches Engagement wurde Abt Gregor 2004 vom Metropoliten der tschechisch-slowakischen orthodoxen Kirche in Prag mit dem Orden der heiligen Konstantin und Helena ausgezeichnet. Der Abt ist auch Mitglied der „Society of Oriental Liturgy“. Seit vielen Jahren gehört Abt Gregor der von dem Europapolitiker Jacques Delors begründeten „Groupe de Chevetogne“ an. In dem Arbeitskreis engagieren sich Äbtissinnen und Äbte sowie Vertreter der Orthodoxie für die Verwirklichung eines zeitgenössischen christlichen Humanismus auf der Grundlage der monastischen Tradition in den Ländern Europas.

Unter Abt Gregor vertiefte die Benediktinerabtei auch ihr kulturelles Engagement. Ausstellungen, Konzerte, Begegnungen mit Künstlern gehören zum regelmäßigen Programm. Abt Gregor verbindet damit auch persönliche Vorlieben: Er spielte in seiner Jugend gerne Theater, liebt klassische Musik und pflegt den Kontakt zu Künstlern der verschiedensten Richtungen. Innerhalb der bayerischen Benediktinerkongregation ist Abt Gregor 1. Consiliarabt. Von 2001 bis 2005 gehörte er dem Vorstand der Vereinigung Deutscher Ordensobern (VDO) an.

Für Abt Gregor Maria Hanke trifft nun erneut zu, was der damalige Bischof von Eichstätt Karl Braun bei seiner Weihe zum Abt formulierte: Auf ihn richten sich viele Erwartungen. Bischof Braun verband in seiner Predigt vor dreizehn Jahren diese Feststellung mit der Überzeugung, dass es Abt Gregor Maria gelingen werde, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden. Denn es sei ihm schon immer ein Anliegen gewesen, „benediktinische Frömmigkeit und Theologie mit einem wachen, weltoffenen Herzen zu verbinden, um den Nöten der Zeit aus der Kraft des geistlichen Lebens begegnen zu können“.

 

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