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10.10.2019

50 Jahre Caritas-Zentrum St. Vinzenz in Ingolstadt: Feier am 12. Oktober

Historische Außenansicht der Gebäude.

Der Hauptsitz von St. Vinzenz in der Frühlingstraße Anfang der Neunzigerjahre. Links der Bau von 1974, rechts die spätere Erweiterung. Foto: Caritasverband Eichstätt

Am Samstag, 12. Oktober feiert das Caritas-Zentrum St. Vinzenz in Ingolstadt mit einem Gottesdienst in der Kirche St. Josef und einem Festakt in der Einrichtung für geladene Gäste sein 50-jähriges Jubiläum. Für die Kinder, Eltern, Beschäftigten und Bewohner hat es im Laufe des Jahres aus diesem Anlass bereits mehrere Feierlichkeiten und Begegnungsmöglichkeiten gegeben. 

Bewusstseinswandel in den Sechzigerjahren

Menschen mit Behinderung brachten viele Leute bis in die Sechzigerjahre noch mit dem Kriegsveteran auf zwei Krücken in Verbindung. „Dass es diese in allen Generationen gibt und dass Behinderung nicht im Wesentlichen aus Kriegsverletzungen kommt, war in der Öffentlichkeit noch nicht wirklich bewusst geworden“, erinnert sich der heutige Leiter des Caritas-Zentrums St. Vinzenz in Ingolstadt, Markus Pflüger. „Erst durch den Conterganskandal wurde dann vielen klar: Es gibt ja auch Kinder, die behindert sind, die besonderen Förderbedarf haben“, erklärt er den Grund für die Gründung von St. Vinzenz im Jahr 1969. Pflügers Vorgänger Ehrenfried Metzner und der frühere Eichstätter Caritasdirektor Jakob Weidendorfer waren sich einig, dass die Caritas Kindern mit geistiger Behinderung vorschulische und dann auch schulische Bildung anbieten sollte. Der Anfang war ein zweigruppiger Kindergarten für insgesamt 18 geistig behinderte Kinder. Gerade einmal eine Handvoll Mitarbeitende war für sie seinerzeit in dieser Tagesstätte tätig. Als Unterkunft diente das ehemalige Schwesternhaus der Pfarrei St. Josef in der Friedrich Ebert-Straße 6. Auf Vorschlag Metzners wurde der Caritas-Heilige Vinzenz von Paul zum Patron des Hauses bestimmt. 

Die Tagesstätte war nur ein Provisorium. Der wesentliche Fortschritt für die Einrichtung war der Kauf eines Grundstücks von der Kirchenstiftung St. Josef an der Frühlingstraße und die Planung eines neuen zentralen Gebäudes. Bei der Einweihung dankte der frühere Ingolstädter Oberbürgermeister Peter Schnell in seinem Grußwort mit den Worten: „Ihrem Grundgedanken folgend, jedem Bedürftigen ohne Ansehen der religiösen Zugehörigkeit Hilfe zukommen zu lassen, nahm sich die Caritas dieser vordringlichen Aufgabe an.“ Laut Metzer verbesserte sich die fachliche Arbeit nun grundlegend: „Seit der Einweihung im September 1974 konnten wir an dem Standort Frühlingstraße gut und zeitgemäß heilpädagogisch arbeiten.“

Mit den Jahren stellte sich heraus, dass erwachsene Menschen mit Behinderung über die Arbeitszeit hinaus betreut und begleitet werden mussten. So kam es zu den Wohngruppen für Erwachsene „St. Anna“ und zur Gründung der Freizeit- und Erwachsenenbildung durch die „Offene Behindertenarbeit“. Das errichtete Schulhaus in der Frühlingsstraße, dem heutigen Hauptsitz, „bot für die Kinder natürlich dann ganz andere Möglichkeiten als der kleine Sonderkindergarten am Anfang. Dort standen auch akademisch ausgebildete Förderschullehrer zur Verfügung. Und dort wurde auch klar, dass wir noch eine Frühförderung für Kinder mit Entwicklungsverzögerung benötigten, um den Weg in die Schule vorzubereiten: wobei das nicht für jedes Kind dann die Förderschule sein musste“, beschreibt Pflüger die weiteren Schritte, die unternommen wurden. 

Ein weiterer Meilenstein war eine im Jahr 2007 abgeschlossene Generalsanierung. Seinerzeit war erstens das  Schulhaus viel zu klein geworden: Fast neun Jahre lang hatte es ein Provisorium für zwei Schulklassen und Tagesstättengruppen in zwei Containern gegeben. Zweitens zeigten sich an allen Ecken Defekte nach über 30 Jahren Nutzung. Im Zuge dieser Sanierung „wurde ein zusätzliches Stockwerk auf die vorhandenen Stockwerke gebaut, das uns von unserer Raumnot befreite“, erinnert sich der Einrichtungsleiter. 

Gut 1.200 Personen von über 300 Mitarbeitenden betreut

Nach Angaben der Einrichtung wurden im Jahr 2018 gut 1.200 Personen von weit über 300 Mitarbeitenden – überwiegend Frauen und in Teilzeit – betreut. Der größte Teil derjenigen, die sich ständig in St. Vinzenz aufhalten, sind rund 200 Kinder aus der Stadt Ingolstadt und dem Landkreis Eichstätt. „Neben der Förderschule mit Tagesstätte haben wir rund 60 Wohnplätze für Erwachsene, 21 für Kinder und 40 Tagesstättenplätze für seelisch behinderte Mädchen und Buben. Und es sind regelmäßig 50 bis 80 Kinder in der Frühförderung“, informiert Pflüger.  Die Offene Behindertenarbeit verfügt über einen Adressbestand von 600 bis 700 Personen. „Es gibt also eine Betreuungsdichte zwischen Erwachsenen, die mit uns ab und zu eine Freizeitmaßnahme machen, und Kindern, die jeden Tag sechs bis sieben Stunden in unserer Einrichtung verbringen“, beschreibt der Einrichtungsleiter das Klientenspektrum.  Und, was ihm wichtig ist: „Wir haben etwa 80 Ehrenamtliche, die derzeit regelmäßig für unsere Offene Behindertenarbeit tätig sind.“  

Als besonderen Vorteil für St. Vinzenz sieht Pflüger „dass es die Gnade der späten Geburt hat. Wir sind also keine altehrwürdige Anstalt aus dem 19. Jahrhundert.“ Dadurch, dass die Einrichtung mitten in der Stadt liegt, „sind wir sichtbar. Unsere Schüler gehen während des Unterrichts in die Fußgängerzone, um einkaufen zu lernen“, nennt er ein Beispiel. Die Förderschule pflegt seit vielen Jahren engen Kontakt zur Grund- und Mittelschule an der Lessingstraße mit dem „Modell einer inklusiven ganztägigen Betreuung in Partnerklassen“. Wesentliches Element des Erfolges dieses Projektes ist für Pflüger, „dass die Kinder außerhalb der Unterrichtszeit die Ressourcen unserer Heilpädagogischen Tagesstätte zur Verfügung haben“. Der Einrichtungsleiter zeigt sich davon überzeugt, dass auch für die Inklusion – also das ganz selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung – „Sondereinrichtungen wie St. Vinzenz mit ihren spezialisierten Diensten und besonderen Kompetenzen in Zukunft eine wichtige Bedeutung haben werden“.  

Quelle: Caritas

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