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60 Jahre Poona-Eichstätt: Bilanz einer Partnerschaft

Seit dem 6. November 1955 besteht die Beziehung zwischen den Bistümern Poona und Eichstätt. Bischof Gregor Maria Hanke ist nach den Bischöfen Joseph Schröffer (Jahreswechsel 64/65) und Walter Mixa (November 1997) der dritte Eichstätter Bischof, der Poona besucht hat.

Aus der anfänglichen Patenschaft ist eine echte Partnerschaft geworden, drei Ebenen sind strukturgebend, die Gebets- , Lern- und Solidargemeinschaft. Die gelebte Spiritualität bzw. das Gebet mit- und füreinander sind die Grundlage der Bistumspartnerschaft. Wie 2013 in Poona verabredet, fanden im Bistum Eichstätt am St. Patrick's Day 2013 in Eichstätt und 2014 in Neumarkt entsprechende Gebete statt. In Poona will man weiterhin versuchen, am Gedanktag des Heiligen Willibald eine Anbetung zu organisieren. Durch den seelsorgerlichen Dienst zweier Priester aus Poona im Bistum Eichstätt (z.Z. Benjamin Pereira in Hepberg und Joseph Dantas in Neumarkt) ist seit 1998 zudem eine unmittelbare Gebetsbrücke gegeben; auch weiterhin wird Bischof em. Valerian D'Souza als Firmspender im Bistum zum Einsatz kommen.

Bischof Thomas Dabre, der 2010, nur wenigen Monate nach seiner Ernennung zum Bischof von Poona, erstmals nach Eichstätt kam und letztmals 2014 nach dem Katholikentag in Regensburg und zur 450 Jahre Feier des Priesterseminars sowie als missio-Gast für einige Tag in Eichstätt war, sicherte seine Bereitschaft zu, regelmäßig nach Eichstätt zu kommen, um z.B. seine Expertise im Bereich des interkulturellen Dialogs einzubringen.

Dieses Thema könnte zudem Gegenstand von wissenschaftlichen Tagungen und Forschungen sein, da sowohl die Theologische Fakultät der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt als auch die päpstliche Hochschule in Poona, an der Bischof Thomas früher als Professor tätig war, eine Fortsetzung ihres akademischen Dialoges aus dem Jahr 2013 beabsichtigen. Die Bistumspartnerschaft dient dabei u.a. als organisatorische Plattform.

Damit ist ein Beispiel für die zweite Ebene der Partnerschaft aufgezeigt. Als Kommunikations- und Lerngemeinschaft bietet die Partnerschaft die Chance, die jeweiligen Erfahrungen wechselseitig zur Verfügung zu stellen und voneinander zu lernen. Freiwilligen aus dem Bistum wirkten in den vergangenenJahren in unterschiedlichen sozialen und karitativen Einrichtungen mit, um ihre Kompetenzen, z.B. als Arzt, Heilpraktikerin oder Managerin einer Bildungseinrichtung einzubringen. Zwei Studentinnen der Fakultät für Soziale Arbeit aus Eichstätt werden ab Ende Januar in einem Frauenprojekt ein mehrmonatiges Praktikum verbringen und während dieser Zeit Erfahrungen sammeln bzw. eigenen Forschungen betreiben können. Dieser Austausch besteht seit den 80er Jahren.

Zuletzt waren 2013 Studenten aus Eichstätt in Kinderheimen in Poona und in Sindudurg, deren Errichtung von den Sternsinger ermöglicht wurde. Diese Form der Zusammenarbeit, der Austausch von Jugendlichen, Studenten und Fachkräften (z.B. beim Aufbau Kleiner christlicher Gemeinschaften), könnte sich als einen neue Säule der Partnerschaft in Zukunft noch besser etablieren, einige Überlegungen dazu gibt es.

Die seit 1999 durchgeführten Dialogprogramme, zu denen insgesamt drei wissenschaftliche Tagungen (1999 in Eichstätt, 2002 in Poona, 2013 in Eichstätt), die Reise einer Jugenddelegation des BDKJ nach Poona im Jahr 2004 sowie der Gegenbesuch von Jugendlichen aus Poona 2005 nach Eichstätt und zum Weltjugendtag in Köln, der Eichstätt-Besuch einer zwölfköpfigen Priestergruppe aus Poona 2012 und die Studienreise des Sachausschuss Mission-Entwicklung-Friede im Jahr 2013 nach Poona zählen, werden vom Referat Weltkirche des Bistums Eichstätt organisiert und haben dazu beigetragen, dass sich das Bewusstsein der Partnerschaft in beiden Bistümern ausprägen konnte.

Drittes Standbein einer weltkirchlichen Partnerschaft ist die Solidargemeinschaft. Viele der für das ganze Land zum Teil vorbildlichen Projekte im Bereich der Bildung von Kindern und Jugendlichen sind mit Geldern finanziert, die die Sternsinger gesammelt haben. Die gute Versorgung mit Schulen im Bereich der Stadt Poona hat dafür gesorgt, dass viele ehemals marginalisierte Gruppen heute Zugang zu besseren Arbeitsplätzen haben. Dennoch möchte Bischof Thomas die Pfarreien anhalten, zukünftig noch mehr sich den Bewohnern der Slums zuzuwenden.

In der Verbindung mit Poona kommt das Bistum Eichstätt seiner weltkirchlichen Verantwortung unmittelbar nach, die weit über die punktuelle Förderung von einzelnen Projekten hinausgeht. Durch die Kontinuität ist Vertrauen und interkulturelles Verständnis gewachsen. Im Zusammenwirken mit den anderen Bistumspartnerschaften mit Burundi und Leitmeritz kam es zu einer Globalisierung der Solidarität. Der zum Teil unmenschlichen Globalisierung wurde durch die Beziehung auf gleicher Augenhöhe, die ein gegenseitiges Geben und Nehmen darstellt, ein menschliches Antlitz verliehen.

Über viele Jahre waren die Eichstätter Sternsinger unmittelbar in diese Beziehung einbezogen, seit 2011 liegt die komplette Prüfung der Anträge, die Bewilligung und Rechenschaft beim Kindermissionswerk/Die Sternsinger in Aachen. Aufgrund der Partnerschaft kann das Bistum Poona und die beiden aus ihr hervorgegangenen Bistümer Nashik und Sindhudurg bis zu 50% der in Eichstätt gesammelten Spenden beim Kindermissionswerk abrufen, wenn die Anträge deren Kriterien entsprechen. Zur Zeit hat das Bistum Poona dort drei Anträge vorgelegt, darunter den Bau der Ornella School, den Bau von Räumen für die Kinder- und Jugendkatechese sowie von sanitären Anlagen für eine Schule.

Von Gerhard Rott, Weltkirchereferent im Bistum Eichstätt