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Die erste Etappe ist geschafft

Eichstätt/ Bugendana (pde) – Bunte Fähnchen von Holzpfosten zu Holzpfosten gespannt säumen den staubigen Weg. Dazwischen haben die Angehörigen der Pfarrei Blätter der Bananensträucher gebunden. Hunderte von Menschen gehen den Weg nach oben. Barfuß mit Babys auf dem Rücken marschieren die Frauen und Kinder in Richtung Kirche.

Wobei Kirche nicht ganz zutrifft. Unter einem mit Planen abgedeckten Raum im Freien wird der Gottesdienst zur Grundsteinlegung des Sozial-Pastoralzentrums in Bugendana (Erzdiözese Gitega) gefeiert. Die Sonne brennt vom Himmel. Dicht gedrängt stehen die Menschen auf dem Platz vor dem Altarraum. Aus einem Lautsprecher hört man die Klänge eines Keyboards. Auch eine Gruppe aus der Diözese Eichstätt ist dabei.

Seit rund 40 Jahren besteht eine partnerschaftliche Beziehung zwischen den Diözesen Burundis und der Diözese Eichstätt. Der Bau des Zentrums wird zu einem großen Teil durch die Diözese finanziert. Zur Eichstätter Delegation gehörten: Josef Blomenhofer, Domkapitular, Bischöflicher Beauftragter für Weltkirche, Gerhard Rott Referat Weltkirche, Karin Christl Burundi-Freundeskreis Ingolstadt, Karl Frey, zuständiger Architekt und ehemaliger Diözesanbaumeister, Christian Gärtner Vorsitzender des Diözesanrats, Pfarrer Gerhard Ehrl Vertreter Dekanat Habsberg, Abt Makarios, Vertreter Dekanat Habsberg, Pfarrer Francesco Benini, Vertreter Dekanat Herrieden, Pfarrer Artur Wechsler, Vertreter Dekanat Neumarkt, Pfarrer Erwin Westermeier, Vertreter Dekanat Roth-Schwabach.

Über 5000 Leute versammeln sich an dem Ort, der in zwei Jahren Zentrum ihrer Pfarrei werden soll. Darunter auch der zweite Vizestaatspräsident, mehrere Minister und der Deutsche Botschafter. „Ein Zeichen der Hoffnung und der Versöhnung soll hier in Bugendana entstehen“, meint Erzbischof Simon Ntamwana. Jahrelang litten die Menschen in Burundi unter einem grausamen Bürgerkrieg. Noch während dieses Kriegs setzte sich Erzbischof Simon für die Versöhnung seines Volkes ein. Ein Teil des Schwesternordens des Versöhnungswerkes „Neues Leben für die Versöhnung“, das durch Erzbischof Simon gegründet wurde, wird auch in das geplante Schwesternhaus hier in Bugendana einziehen. Schon jetzt engagieren sich die Schwestern in der Region.

Freude am Glauben

Der Gottesdienst beginnt, ganz anders als in Deutschland mit einer Gruppe von Jungen, die Schellen an die Fußgelenke gebunden und eine Trillerpfeife im Mund haben, dazu hüpfen und tanzen sie. Wenn der Chor singt, klatschen die Menschen mit. Die Eichstätter Delegation ist tief beeindruckt: „Dass man sich einfach am Glauben freut, dass man nicht auf die Uhr schauen muss, sondern einfach mitfeiert und dabei ist“, erzählt Pfarrer Erwin Westermeier begeistert.

Auch Karin Christl, die seit den 1980er Jahren eine Verbindung zu Burundi hat, setzt große Hoffnung in das entstehende Zentrum: „Das ist sehr wichtig für das Land, weil die Bevölkerung unterversorgt ist. Es gehen nicht alle Kinder zur Schule, wie bei uns in Deutschland, sondern nur ein Bruchteil der Kinder. Die medizinische Versorgung ist unterentwickelt und deswegen ist es notwendig, dass zu diesem pastoralen Zentrum auch ein soziales Zentrum entsteht“, erzählt die Ingolstädterin. 

In einer Prozession ziehen die Gläubigen einige Meter weiter – an den Ort, an dem später einmal die Kirche errichtet werden wird. Hier wird der Grundstein gelegt. Ein Ort, der frei steht, den man kilometerweit sehen kann. Wie ein Leuchtturm soll er in die Landschaft ragen und den Menschen Mut machen.

Architekt Karl Frey: „Für mich war es ganz wichtig, dass die Kirche in die Landschaft hinaus strahlt. Wir wollen auch das Material verwenden, das hier vorzufinden ist, um den Menschen Arbeit zu geben und mit ihnen zusammen einen Raum, eine Kirche bauen und so die pastorale und soziale Arbeit hier zu ermöglichen."

„Wir sind noch lange nicht am Ziel“

Gemeinsam legen Erzbischof Simon und Josef Blomenhofer, einen Behälter in den Grundstein. Darin befinden sich eine Urkunde, ein Fläschchen Walburgisöl, zwei Ausgaben der Kirchenzeitung, ein Exemplar des Eichstätter Kuriers sowie eine Euromünze. An der Frontseite sind die Wappen beider Bischöfe, Erzbischof Simon und Bischof Gregor Maria, angebracht als Zeichen der Partnerschaft. Gerhard Rott vom Referat Weltkirche ist zufrieden: „Es ist wie eine erste Bergetappe, die wir geschafft haben. Wir sind noch lange nicht am Ziel, es werden noch viele anstrengende Etappen kommen, aber wir haben das Wichtigste geschafft: Wir fangen an!“

Viereinhalb Stunden dauern die Feierlichkeiten. Die Menschen bleiben, feiern mit, dicht gedrängt in der Sonne. Gottesdienste dauern hier selten unter zwei Stunden, die Gläubigen wollen das so. Auch am Sonntagmorgen in der Kathedrale von Gitega dauert der Gottesdienst über zwei Stunden.

Über zweitausend Gläubige drängen sich in der Kirche. Christian Gärtner, Vorsitzender des Diözesanrates ist beeindruckt: „Es ist für Burundi ganz wichtig, dass wir unseren Beitrag für das Zentrum hier in Bugendana leisten, aber es ist nicht das einzige Projekt, das wir unterstützen. Doch genauso wichtig ist es für uns etwas von der Freude der Menschen mitzunehmen, die hier unter ganz armen Bedienungen ihren Glauben leben. Da kann auch Eichstätt etwas von Burundi lernen.“

Für die neu entstandene Pfarrei Bugendana ist Pfarrer Raphael Ntahomvukiye zuständig. Er hat im Rahmen der Partnerschaft von 1998 bis 2003 in Eichstätt studierte und ist in der Diözese zum Diakon geweiht worden.

Projektbesuche

Roter Staub wirbelt durch die Luft, als die Eichstätter Gruppe im Auto die Piste entlang fährt und Bugendana verlässt. Gegenverkehr gibt es auf den engen Straßen kaum. Die wenigsten können sich ein Auto leisten. Wer es bezahlen kann, kauft ein Fahrrad. Fahrräder, die bis zu zwei Meter hoch mit Säcken der Bohnenernte beladen sind oder meterlange Holzstäbe hinter sich her ziehen. Wenn sie nicht bepackt sind, sitzen meist zwei Leute auf dem Fahrrad. Manchmal auch drei. Ziel ist Gitongo. Hier gibt es ein Projekt für Frauen „La Samaritaine“, das vom Katholischen Deutschen Frauenbund Eichstätt unterstützt wird.

Die Frauen lernen sticken und nähen und verkaufen dann ihre Ware. Davon Leben können sie nicht. Aber sie lernen nicht nur das Nähen, die Arbeit dient auch der sozialen Einbindung. Die Frauen haben die Möglichkeit sich untereinander auszutauschen. Können offen reden und werden verstanden. Probleme in der Ehe, mit den Kindern oder zu wenig Essen – eine ganze Reihe von Sorgen werden in der kleinen, dunklen Stube hinter der Kirche besprochen.

Zurück in Gitega wird die Eichstätter Gruppe bereits in der größten Gebärdenschule des Landes erwartet. Unterstützt wird sie unter anderem von der Eichstätter Mädchenrealschule Maria Ward. 305 Schüler sind hier untergebracht. Außerdem lernen sie Schreibmaschine schreiben, malen, schreinern, sticken und töpfern. Die Kinder sind zwischen drei und 14 Jahre alt und kommen aus dem ganzen Land.

Neben der Schule hier in Gitega gibt es nur noch eine weitere kleinere Schule für Gehörlose in der Hauptstadt Bujumbura. Doch die Schule stößt an ihre Grenzen, eigentlich ist sie nur für 120 Schüler gedacht, mehr als doppelt soviel sind hier. Aber nicht nur die Schülerzahl ist ein Problem. Aus- und Fortbildung der Lehrer, Mangel an qualifizierten Ärzte, Eingliederung der Jugendlichen nach der Schule. Einen ersten Erfolg konnten sie trotzdem verzeichnen: in diesem Jahr haben 27 Schüler die staatliche Prüfung bestanden.

Die vielen Kinder werfen die Hände in die Luft und winken aufgeregt zum Abschied. Einige rennen hinter dem Auto der Eichstätter Gruppe her. Bis zur Fertigstellung des Zentrums in Bugendana werden noch mindestens zwei Jahre vergehen. Auch wenn sich die Hilfe dort konzentrieren wird, sollen die vielen kleinen Projekte im Land nicht vergessen werden.

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