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06.06.2008

Solidarität über die Grenzen hinweg - „Fäden verbinden Frauen“: Ausstellung zum 100-jährigen Jubiläum des Frauenbundes

Ausstellung "Faeden verbinden Frauen"

„Das Ineinandergreifen der Kulturen ist gelungen“: Franziska Braun-Wiedmann (links) und Luzia Buchinger bei der Ausstellung im Alten Stadttheater.

Eichstätt. (pde) - Bis zu acht Stunden sitzen afghanische Mädchen und Frauen an ihrer Stickarbeit. Mal in bunten, mal in zarten Farben entstehen Streifen, Blumen, Ornamente. „Die Frauen sticken zuhause, weil sie ja ohne männlichen Begleiter das Haus nicht verlassen dürfen“, berichtet Franziska Braun-Wiedmann, die Diözesanvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes. „Die Arbeit wird bezahlt, die Frauen sind sehr froh darüber.“ In einer Ausstellung, die am 5. Juni in Eichstätt eröffnet wurde, ist zu sehen, wie diese Stickereien von Künstlerinnen in ganz Europa weiterverarbeitet wurden.

Die Ausstellung trägt den Titel „Fäden verbinden Frauen“ und wurde im Rahmen der Jubiläumswoche „100 Jahre Frauenbund im Bistum Eichstätt“ ins Alte Stadttheater Eichstätt geholt. Initiiert wurde das Projekt von der Deutsch-Afghanischen Initiative, die ihren Sitz in Freiburg hat. Die Initiative betreut auch die Stickerinnen in ihrer Heimat und zahlt den Frauen direkt ihren Lohn aus.

Die Ausstellung zeigt ein Stück Frauensolidarität über die Grenzen hinweg: Denn gezeigt werden 88 textile Arbeiten von Frauen aus Finnland, Spanien, Frankreich, Schweden, Estland und weiteren europäischen Ländern. Sie alle haben die gestickten afghanischen Quadrate als Grundlage genommen für aufwändige, künstlerisch beeindruckende Arbeiten. „Textiles Arbeiten heißt ja nicht nur nähen“, erläutert Franziska Braun-Wiedmann. „Manche Künstlerinnen haben gefilzt oder sogar Papier mit eingearbeitet.“ Neben jedem Ausstellungsstück ist der Name der Künstlerin, ihre Nationalität und in einigen Fällen auch eine Entstehungsgeschichte zu lesen. „Manche haben richtige Geschichten geschrieben“, berichtet die Diözesanvorsitzende. „Da kann man nachempfinden, dass das Ineinandergreifen der Kulturen gelungen ist.“

Dieser Grundgedanke kam auch bei den 13 Schülerinnen der Maria-Ward-Mädchenrealschule Eichstätt an, die im Textilunterricht unter der Betreuung von Luzia Buchinger Patchworktaschen nähten. Sie nahmen Quadrate von afghanischen Altersgenossinnen als Grundlage und waren „abolut begeistert“, wie die Betreuerin berichtet. Luzia Buchinger gehört zum „Jurastoffwerk“, einer Vereinigung von acht nähbegeisterten Frauen aus dem Landkreis, und unterstützt das Projekt. „Die Achtklässlerinnen taten sich schwer mit der Auswahl eines Motivs. Am liebsten hätten sie noch mehr afghanische Mädchen unterstützt.“ Auch diese Taschen werden im Alten Stadttheater gezeigt.

Parallel zur Ausstellung werden auch Workshops angeboten: am Samstag, 7. Juni, von 14 bis 17 Uhr (Thema „Dekobehälter für Vielerlei“), am Dienstag, 10. Juni, von 15 bis 18 Uhr (Thema „Tasche“) und am Mittwoch, 11. Juni, von 9 bis 12 Uhr (Thema „Kräuterduftkissen“). Unter fachlicher Anleitung gestalten die Teilnehmer nach ihren eigenen Vorstellungen ein kleines Werkstück, in dem ein Stickquadrat nach eigener Wahl eingefügt wird.

Eindrücke vom Alltag indischer Frauen

Einen Eindruck vom Leben indischer Frauen auf dem Land vermittelt bei der Ausstellung im Alten Stadttheater die Welt-Brücke Eichstätt in Zusammenarbeit mit der „Indienhilfe e.V. Herrsching“. An Alltagsgegenständen und Arbeitsgeräten wird deutlich, unter welchen Bedingungen indische Frauen für den Unterhalt ihrer Familien sorgen. Die Ausstellung informiert über Kleinkredite, die gezielt Frauen darin unterstützen, eine eigenständige wirtschaftliche Existenz aufzubauen. Schulkleidung und ein indisches Schulköfferchen stehen für Alphabetisierungsprojekte auf dem Land. Durch die Indienhilfe wurden Selbsthilfegruppen in Westbengalen aufgebaut, die diese Initiativen organisieren und begleiten.

Die Ausstellung im Foyer des Alten Stadttheaters in Eichstätt ist bis zum 15. Juni zu sehen. Geöffnet ist täglich von 10 bis 18 Uhr. Der Eintritt ist frei. Führungen finden statt: am Samstag, 7. Juni, um 15 Uhr, Donnerstag, 12. Juni, um 19 Uhr, Samstag, 14. Juni, um 15 Uhr und Sonntag, 15. Juni, um 11 Uhr.

Anmeldung zu den Workshops bei der Geschäftsstelle des Frauenbundes, Tel. (08421) 50-674, E-Mail: info(at)frauenbund-eichstaett(dot)de. Weitere Informationen auch unter “www.bistum-eichstaett.de/frauenbund”.