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14.03.2018

Kunstwerk des Monats: Der Akanthusaltar von Königstein

Der Akanthusaltar in der Pfarrkirche St. Michael in Königstein/Opf. pde-Foto: Diözesanmuseum

Der Akanthusaltar in der Pfarrkirche St. Michael in Königstein/Opf. pde-Foto: Diözesanmuseum

Eichstätt/Königstein. (pde) - Eine besondere Geschichte hat der Akanthusaltar in der Pfarrkirche St. Michael in Königstein/Opf, den der Fachbereich Kultur- und Denkmalpflege des Bistums Eichstätt auf der Homepage des Diözesanmuseums als Kunstwerk des Monats März präsentiert.

Ursprünglich war der Akanthusaltar mit der Darstellung einer Marien-Skulptur Teil eines Seitenaltars in der St. Georgskirche. Diese war bis in die Zeit um 1965 wie ein katholischer Kirchenbau ausgestattet und wurde von beiden katholischen und evangelischen Gemeinden als Gotteshaus genutzt. Als die katholische Pfarrei die Kirche der evangelischen Gemeinde überließ, wurden liturgisch nicht mehr notwendige Ausstattungsgegenstände ausgebaut und deponiert. Die spätgotische Marienstatue des Seitenaltars und andere Figuren übernahm die katholische Pfarrei für ihren neuen Kirchenbau. So kam der Akanthusaltar in die Pfarrkirche St. Michael. Diese wurde in den Jahren 1963 bis 1965 von dem Nürnberger Architekten Peter Leonhardt errichtet.

Vor 1965 gab es für beide Konfessionen in Königstein nur eine gemeinsame Kirche, ein so genanntes Simultaneum: eine Besonderheit, die auf das ehemalige pfalzneuburgische Fürstentum Sulzbach zurückgeht. Dieser barocke Sakralbau befindet sich am Marktplatz und dient heute nur noch der evangelischen Gemeinde. Er entstand 1783 bis 1785, als die Pfarrei noch der Gerichtsbarkeit des Bamberger Bischofs unterstand. Im Jahr 1829 wurde die Pfarrei Königstein im Zuge einer Gebietsbereinigung dem Bistum Eichstätt eingegliedert.

Der Altarraum der neu gebauten Pfarrkirche St. Michael ist deshalb nun mit der Darstellung einer Muttergottes-Skulptur geschmückt. Sie entspricht nicht der üblichen barocken Kirchenausstattung. Es handelt sich um einen sogenannten Akanthusaltar, der im Gegensatz zu den üblichen barocken Altären keine architektonische Struktur hat. Man erkennt keine Säulen, keine Pfeiler, keinen Architrav und keinen Giebel. Das bestimmende Element ist das Ornament. Es besteht aus gerollten Bändern, aus denen feine Akanthusblätter und Blüten herauswachsen.

Die Muttergottes ist als Himmelskönigin dargestellt. Die Skulptur entstand um 1500 vermutlich in einer Nürnberger Werkstatt und steht in einer schmalen Nische. Sie umgibt ein üppiges Ornament, das aus geriffeltem, breiten Bandwerk, weit geschweiften Akanthustranken, Blüten und Astwerk besteht. Das distelartige Akanthusblatt war in der antiken Architektur verbreitet und wurde in der hochbarocken Kunst zum dominierenden Ornament. Als oberer Abschluss wird eine Herzform gebildet, in der eine Schriftkartusche sitzt.

"Diese Schnitzwerke sind ein Ausdruck für die verspielte Lebensfreude jener Zeit und für den künstlerischen Sinn, etwas Feines und Unscheinbares durch eine großartige Umrahmung zur Wirkung zu bringen", so Dr. Emanuel Braun, Leiter des Eichstätter Diözesanmuseums. Ein wichtiger Künstler solcher Werke ist der Bildhauer Johann Michael Doser, der 1678 in Degelsdorf bei Auerbach geboren wurde und 1756 in Auerbach starb. Die beiden Königsteiner Altäre werden ihm aufgrund der stilistischen Verwandtschaft mit seinen gesicherten Werken zugeschrieben. Sie werden in die Zeit um 1713-1720 datiert.

Im Zuge einer Neuentdeckung und wissenschaftlichen Bearbeitung der Akanthusaltäre rückten auch die Königsteiner Exemplare ab 1984 wieder ins öffentliche Bewusstsein. Der Altaraufbau wurde im Jahr 1984 konserviert und restauriert. Er wurde in der Pfarrkirche St. Michael aufgestellt und mit der Marienfigur bestückt. Der andere Altar für den hl. Sebastian wird seitdem fachgerecht im Stadtmuseum Sulzbach-Rosenberg verwahrt.

Seit 1983 wird im Bereich des Bistums Eichstätt in akribischer Detailarbeit der Bestand an Kunstwerken dokumentiert. Die systematisch durchgeführte Arbeit der Fachleute soll in den nächsten Jahren abgeschlossen werden. Erfasst wird alles, was den Kriterien eines Kunstdenkmals entspricht - vom Gebäude bis zum liturgischen Gerät. Bei der Forschung und Erfassung im Bereich des Bistums Eichstätt kommt es immer wieder zu überraschenden Erkenntnissen. Mit der Reihe "Kunstwerk des Monats" werden auf der Homepage des Domschatz- und Diözesanmuseums einige dieser in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannten Entdeckungen vorgestellt: www.dioezesanmuseum-eichstaett.de.

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