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Beflügelt, weiter zu machen

Eindrücke der Eichstätter Delegierten vom "Gesprächsforum" der Deutschen Bischofskonferenz am 8. und 9. Juli in Mannheim.

Dies ist ein offener Dialog – das war die Botschaft, die von dem kurzfristig anberaumten Termin nach der Rückkehr der Eichstätter Delegation aus Mannheim unmittelbar am Tag danach ausgehen sollte. Im Generalvikariat teilten fünf der „Sechs für Eichstätt“ (Diözesanratsvorsitzender Christian Gärtner war verhindert) Medienvertretern ihre noch frischen Eindrücke vom Dialogtreffen mit.

So viel war gleich klar: Alle hatten an einem „gelungenen Experiment“ teilgenommen und sind guter Hoffnung, dass aus dem auf mehrere Jahre angelegten Prozess etwas werden kann, „was die Kirche weiterbringt“.

Den Eichstätter Bischof Dr. Gregor Maria Hanke OSB, der wegen der laufenden Willibalds-woche nicht teilnehmen konnte, vertrat Domdekan Willibald Harrer, der „mit gemischten Gefühlen und „einer gewissen Angst vor der Eigendynamik des Prozesses“ nach Mannheim gefahren sei. Doch habe man dort sehr schnell bemerken können – auch hier übereinstimmendes und einhelliges Lob aller Eichstätter Delegierten – dass die Sache „methodisch sehr gut angelegt“ und die „Gesprächskultur toll“ gewesen sei.

„Es war ein Geist der Einheit spürbar, auch wenn kontroverse Themen angesprochen wurden“, resümiert Harrer. In „Offenheit und Partnerschaftlichkeit, mit Wertschätzung und Geltenlassen“ habe man auch kontroverse Situationen aushalten können. Reizthemen seien nämlich keineswegs unter den Tisch gefallen, pflichten ihm seine mitgereisten Kollegen bei.

Von Beginn sei vor allem eine Befürchtung immer wieder artikuliert worden: Der Prozess muss unbedingt weitergeführt werden. Denn: „Wenn nach einer Dialogphase einfach Schluss wäre, „dann ist der Frust und der Auszug der Menschen aus der Kirche vorprogrammiert“, so Harrer.

Das häufiger gehörte Schlagwort von der „Barmherzigen Kirche“ fühlt Harrer nach so manchem Bericht über erlittene Verletzungen in der Kirche mit eigenen Worten so: „Wir müssen als Kirche lernen mit Brüchen, Konflikten, mit Sünde umzugehen.“

Die stellvertretende Diözesanratsvorsitzende Marlies Müller sei vor Beginn der Gespräche sehr skeptisch gewesen, gesteht sie: „Um Gottes Willen, was soll da raus kommen“. Jetzt könne sie sagen: „Ich hab mich schlichtweg sehr wohl gefühlt, es war ein wunderbares Miteinander, ein Dialog auf Augenhöhe“. Angesprochen auf konkrete Erwartungen, beruhigt sie: „Es war die Auftaktveranstaltungen, in zwei Tagen können wir nicht Riesenbewegungen erwarten“, zeigt sich aber zugleich optimistisch, „dass wir etwas bewegen können“.

Domvikar Michael Konecny, der als Leiter der Arbeitsstelle Arbeitnehmerpastoral im bischöflichen Ordinariat und Mitglied im Priesterrat am Dialogforum teilgenommen hat, bezeichnet die Mannheimer Gespräche als „schönes und Hoffnung machendes Erlebnis von Kirche unterwegs“. Er habe neu verstanden, wie wichtig es sei, dass Kirche „hörend, dienend und pilgernd mit den Menschen und für sie da ist“. Es habe ihn sehr beeindruckt, dass „die Bischöfe mit Sicherheit am kritischsten zu sich selbst gewesen“ seien in den Gesprächsrunden.
Als Gemeindepfarrer wird er im Pfarrgemeinderat über seine Eindrücke berichten, und im Verband dazu motivieren, dass das themagebende „Im Heute glauben“ durchdacht und umgesetzt wird. Seine weiteren Erwartungen: „Den Weg gemeinsam weiter gehen, offen sein für Überraschungen – und für den Geist.“

Für Anton Lang, Diözesanratsvorstands-Mitglied ist es wichtig, dass der Dialogprozess in den Räten und Gremien ankommt: „Es soll jeder zu Wort kommen und sich einbringen können. „Die Offenheit hat mich beflügelt, weiter zu machen“, bekennt Lang.

Ulrike Bergmeir vom Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) bilanziert realistisch: „Als junger Mensch wünscht man sich immer den ganz großen Aufbruch aber den wird es in den nächsten Jahren nicht geben.“ Dennoch habe auch sie gespürt: Da tut sich was. „Für uns ist es viel, wenn was passiert beim Thema Mitbestimmung von Frauen, von Laien von jungen Menschen.“ Zum Thema Angst vor einer „Kultur der Folgenlosigkeit“ meint Bergmeier: „Wir alle sind in der Verantwortung, wir müssen für uns selber und gemeinsam überlegen, wo soll‘s mit der Kirche hingehen, das kann man nicht delegieren.“

Jetzt geht es um den Transfer in Richtung Bischofskonferenz, in die Bistümer hinein und in die mediale Öffentlichkeit. Für Domdekan Harrer ist klar, „dass wir nach dem Vorbild dieser Veranstaltung einen systematischen Gesprächsprozess in den Gemeinden organisieren sollten, zumindest Anstöße dazu geben“, denn „Die Gespräche über den Glauben dürfen nicht in einer Sackgasse enden“. 

Michael Heberling, Kirchenzeitung Nr. 24 vom 19.06.2011