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Zeugnis aus der Blütezeit

Vor 500 Jahren erhielt die Klosterkirche in Auhausen ihren Hochaltar

Er entstand vor 500 Jahren und ist das kostbarste Kunstwerk der ehemaligen Klosterkirche der Benediktinerabtei Auhausen an der Wörnitz – der Haupt- oder Marienaltar. Zugleich ist er mit seinen 16 Tafeln der größte Altar, den der Dürerschüler Hans Schäuffelin schuf und außerdem noch der einzige bekannte Altar des Meisters, der noch an seinem Originalort steht, in der seit 1531 evangelisch-lutherischen Pfarrkirche.

Die Kirchengemeinde und der Verein „Musica Ahuse“ begeht mit Veranstaltungen bis zum 30. November das Jubiläum. So wird am Samstag, den 1. Juni, das Ensemble Stimmwerck zu hören sein und ein Festwochenende mit festlicher Musik und dem Kirchenfest ist am Wochenende vom 12. bis 14. Juli organisiert. Am 20. Oktober wird die Auftragskomposition über den Altar von Joachim Heintz, Professor für elektronische Musik in Hannover, uraufgeführt.

Blüte des Klosters

Auftraggeber des Marienaltars war Abt Georg Truchseß von Wetzhausen, dessen Bruder Erhard in Eichstätt das Amt des Domdekans innehatte, scheute laut Chronik „keine Kosten und Mühen für die Ausstattung des Klosters“. Der 1465 in Wetzhausen am Fuße der Haßberge geborene Georg trat ins Kloster Münchsteinach im Steigerwald ein, schrieb sich 1488 als Student an der Universität Ingolstadt ein und war 1499 zum Vorstand des Benediktinerklosters an der Wörnitz gewählt worden. Abt Georg führte die Benediktinerabtei zur Blüte in ihrer über 400- jährigen Geschichte. So vermehrte er den Bestand der 400 Bände der Klosterbibliothek um rund 1.000 neue Bücher. Ab 1503 begann er das Kloster um-, beziehungsweise auszubauen und gestaltete schließlich die dreischiffige, romanische Pfeilerbasilika um, indem er an das Kirchenschiff nördlich wie südlich je eine gotische Seitenkapelle anbaute und 1519 nach Abbruch von zwei der drei Apsiden den gotischen Chor errichtete.

Das Kloster wurde im Bauernkrieg 1525 von Bauern aus dem Ries und der Hesselberggegend geplündert, die Bibliothek vernichtet und die Kirche mit ihren Kunstwerken zum Teil schwer beschädigt. Sechs Jahre später wurde das Kloster, das erstmals 1136 in einem päpstlichen Schutzbrief schriftlich erwähnt wird, von den Markgrafen von Ansbach übernommen. Diese führten die Reformation ein und lösten 1537 die Benediktinerabtei auf.

Abt Georg lebte nach 1530 in Eichstätt und war an der Tafelrunde des Bischofs Gabriel von Eyb ein gerngesehener Gast, da der Eichstätter Oberhirte die Bildung und die angenehme Art des Auhausener Abtes, Gespräche zu führen, sehr schätzte. 87-jährig starb Abt Georg am 2. November 1552 und wurde im Chor der Peterskirche des Dominikanerklosters in Eichstätt beigesetzt. Sein von Loy Hering geschaffener Epitaph findet sich im Südflügel des Domkreuzgangs in Eichstätt.

Der Künstler des Auhausener Altars, der „Holzschneider“ Hans Schäuffelin, wurde um das Jahr 1480 in Nürnberg geboren und arbeitete von 1503 bis 1507 in der Werkstatt Albrecht Dürers. Berühmt war er für seine Holzschnitte. 1507/08 findet man ihn im Dienst von Hans Holbein dem Älteren in Augsburg. In Nördlingen endeten 1515 die Wanderjahre Hans Schäuffelins, als er dort Stadtmaler wurde und das Bürgerrecht der Reichststadt erhielt. Sein Selbstbildnis findet sich auf dem unteren Bild des geöffneten linken Flügels schräg hinter der heiligen Katharina von Alexandrien. Er hält ein Holztäfelchen mit seinen Initialen in der Hand und steht neben seinem Mitarbeiter und Schwiegersohn Sebastian Daig.

Im geöffneten Zustand zeigt das Hauptbild des Altars die Krönung Mariens im Himmel, symbolisiert durch den Kranz aus Wolken, durch die Heiligste Dreifaltigkeit. Um den Kranz sind die Symbole der vier Evangelisten und das Lamm aus der Geheimen Offenbarung angeordnet, begleitet von den neun Engelschören. Unten links sind große Gestalten des Alten Testaments, rechts die des Neuen Testaments dargestellt. In der äußersten rechten unteren Ecken kniet der Stifter Abt Georg.

Auf den Innenseiten der Flügel sieht man links oben die Nothelfer, unten große, heilige Frauen und weltliche Größen. Die Innenseite rechts zeigt oben Kirchenlehrer, Ordensstifter und geistliche Würden-träger und unten die Errettung der Armen Seelen aus dem Fegefeuer.

Im geschlossenen Zustand des Altars sind Szenen der Passion Christi dargestellt wie Ölberg, Jesus vor Pilatus, Kreuzigung und Kreuzabnahme, flankiert von den Heiligen Georg und Christophorus, Hieronymus und Benedikt.

Klaus Kreitmeir, Kirchenzeitung Nr. 22 vom 2. Juni 2013