Zum Inhalt springen

Wo Kirche auch mal rauskommt

Über die Katholische Erwachsenenbildung im Bistum / Neue Konzepte in Arbeit

Wir orientieren uns in unseren Angeboten an der Lebenswelt und den Bedürfnissen der Menschen“, heißt es auf der Homepage der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Landkreis Neumarkt. In einer Schrift der Deutschen Bischöfe (siehe Beitrag Seite 5) wird der Auftrag genau definiert, werden Ziele der kirchlichen Erwachsenbildung genannt, wird sie als „spezifischer Dienst der Kirche im öffentlichen Leben“ bezeichnet. Eine Auffassung die Dr. Ludwig Brandl, Direktor des Diözesanbildungswerks Eichstätt teilt. Brandl steht an der Spitze der KEB im Bistum, zu der gut ein Dutzend Vereine gehören, darunter die KEB im Landkreis Eichstätt, das Kolping-Erwachsenenbildungswerk und die KEB Roth-Schwabach. Alle Stadt-, Kreis- und Verbandsbildungswerke im Bistum und auch das Haus St. Gregor der Abtei Plankstetten sind in der Diözesanarbeitsgemeinschaft der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB DiAG) zusammengeschlossen.

99.000 Teilnehmer

Für Brandl hat Erwachsenenbildung „eine Brückenfunktion in die Welt hinein“. Kirche werde vielerorts in der Gesellschaft „nicht mehr so stark wahrgenommen wie früher“, erklärt er im Gespräch mit der Kirchenzeitung. Darum sei es wichtig, dass „Kirche gesellschaftsgestaltend“ wirkt und dazu eine Vielzahl an Veranstaltungen anbietet. Die Programmhefte, die die Angebote von September dieses Jahres bis Januar 2015 auflisten, sind ein Zeichen für diese große Präsenz und Vielfalt.

Die KEB Roth-Schwabach bietet beispielsweise auf gut 60 Seiten Seniorentanzkurse, eine Tagesfahrt nach Bayreuth und ein Konzert des Windsbacher Knabenchors an. Im Programm für den Landkreis Neumarkt wird die Bibelkneipe ebenso angekündigt wie ein Einführungsabend für Sachbeauftragte für Gemeindekatechese. Gut 130 Seiten stark ist das Heft der KEBim Landkreis Eichstätt. Hier finden sich Lesungen, ein Adventskranz-Bastelkurs und Pilgerwanderungen auf dem Jakobsweg. Wie Bernhard Michl, Geschäftsführer der KEB im Landkreis Eichstätt und der DiAG, mitteilt, gab es 2013 bistumsweit rund 3.580 Bildungsveranstaltungen mit 99.000 Teilnehmern. Aus dem Bereich Roth/Schwabach meldet der neue Kreisgeschäftsführer Klaus Schubert 415 Veranstaltungen mit insgesamt 10.634 Teilnehmern und für die KEB Neumarkt, für die er ebenfalls zuständig ist,990 Veranstaltungen mit 21.637 Teilnehmern. Für Weißenburg-Gunzenhausen finden sich in der vorläufigen Jahresstatistik 5.883 Teilnehmer bei den 189 Veranstaltungen. Felix Birnthaler, gerade wiedergewählter Vorsitzender der DiAG, sieht die Erwachsenenbildung im Bistum Eichstätt auf  einem guten Weg: „Wir arbeiten relativ erfolgreich“, sagt er mit Blick auf die Statistik. Die KEB hätte in dem ländlich geprägten Bistum „noch einen guten Stand“. Anders als in großen Städten gebe es wenig Mitbewerber und „die Orientierung hin zu kirchlicher Bildungsarbeit“ sei noch groß, glaubt er. Der pensionierte Lehrer findet lebenslanges Lernen wichtiger denn je. Die katholische Erwachsenenbildung müsse allerdings umdenken und sich weiter wandeln. Zum einen sei es zunehmend schwerer, Ehrenamtliche zu finden, die sich innerhalb der KEB engagieren, zum anderen müsse das Angebot attraktiver werden. Birnthaler und Brandl finden, dass die KEB noch öfter „die Pfarrsäle verlassen muss“. Im Klartext: die Veranstaltungen müssten nicht immer zwingend in kirchlichen Räumen stattfinden. Für Brandl steht die Frage im Mittelpunkt: „Wie kommen wir zu den Leuten, wenn die Leute nicht zu uns kommen?“ Im Diözesanbildungswerk laufe derzeit eine Überprüfung des Profils, berichtet Brandl, „um zu sehen: Wo stehen wir, was können wir ausbauen, wo liegen eventuell neue Aufgaben?“. Die DiAG will ihren Teil dazu beitragen und möchte zur Entwicklung von „modernen Leuchtturmprojekten“ in der Erwachsenenbildung eine Stelle schaffen. Geplant sei eine Halbtagsstelle, zunächst begrenzt auf zwei Jahre, die neue Konzepte ausarbeitet, „um zukunftsfähig zu bleiben“, erläutert Birnthaler das Vorhaben.

Start auf Hirschberg

Auf Bistumsebene startete die Bildungsarbeit 1950 mit verschiedenen Angeboten auf Schloss Hirschberg. Mann der ersten Stunde war der damals neu ernannte Männer- und Frauenseelsorger Alois Brems. „Wir wollen die Leute nicht mit neuen Fragen fortschicken, sondern mit ihnen gemeinsam eine Antwort suchen“, umriss der spätere Eichstätter Bischof in der Pionierzeit einmal seine Arbeit. Ab 1952 erhielt Brems Unterstützung durch einen hauptamtlichen Mitarbeiter. Der Posten wurde besetzt mit Hermann Josef Kreitmeir, dem späteren Chefredakteur der Kirchenzeitung. Wie es in einem Bericht zum Jubiläum „50 Jahre Erwachsenenbildung im Bistum Eichstätt“ heißt, richteten sich die ersten Kurse unter anderem an Hebammen, Schneiderinnen und Gastwirte. Mit der Neustrukturierung der Erwachsenenbildung ab 1970 taucht der Begriff „Bildungswerk Schloss Hirschberg“ auf. Ab 1987 findet sich die heute noch gebräuchliche Bezeichnung Diözesanbildungswerk. Bis 2004 war dieses in Rechtsträgerschaft der 1970 gegründeten DiAG. Am 8. Dezember vor zehn Jahren schließlich wurde das Bildungswerk als Verein neu gegründet. Die offizielle Zulassung erfolgte im Februar 2005. Ein Name der eng mit der Erwachsenenbildung im Bistum verbunden ist: Dr. Bertram Blum. 35 Jahre lang arbeitete er, bis zu seiner Pensionierung im Oktober 2012, in diesem Bereich.

Nicht nur E-Learning

In Zeiten, in denen Lernen stärker individualisiert abläuft und digitale Angebote wichtiger werden, glaubt Brandl dennoch an eine Zukunft der kirchlichen Erwachsenenbildung. Kirche sei „Communio“, ist er überzeugt, und die sei mit Begegnung verbunden, „auch in Zeiten von E-Learning“.

Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 45 vom 9. November 2014