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Wenn Zuschüsse nicht reichen ...

... kann Fundraising helfen / Was das ist? – Antworten bei einer Fortbildung in Weißenburg

Sie machen es schon seit vielen Jahren, doch nur die wenigsten betiteln ihre Aktionen explizit als Fundraising. Im ganzen Bistum laufen in den Pfarreien immer wieder Orgelprojekte, Kirchensanierungen, Altkleidersammlungen oder – gerade aktuell – Adventsbasare zugunsten von Waisenhäusern in einem afrikanischen Land. Dabei werden – oft auf kreative Art und Weise – Spenden eingesammelt (siehe Beitrag S. 5), um die Projekte finanziell stemmen zu können.

Stabsstelle in Bamberg

Beim Fundraising läuft solch eine Finanzierung in geordneten Bahnen ab, gibt es ein detailliertes Konzept mit einer definierten Strategie, wird ein systematisches Vorgehen im Vorfeld definiert. Sowohl die evangelische also auch die katholische Kirche nutzen immer mehr das Instrument des Fundraisings. In vielen Diözesen gibt es Ansprechpartner dafür, einige haben sogar Stabs- oder Fachstellen eingerichtet. Im Bistum Eichstätt kümmert sich Dr. Ludwig Brandl um das Thema Fundraising. Der Leiter der Abteilung Bildung und Apostolat im Bischöflichen Ordinariat absolvierte dazu vor einiger Zeit eine Fortbildung an der Fundraising-Akademie in Frankfurt. Seitdem betreut oder berät Brandl immer wieder Projekte im Bistum.

Auf seine Initiative hin und aufgrund der Nachfrage aus den Pfarreien bot Brandl kürzlich ein zweitägiges Basis-Seminar zum Thema „Fundraising im gemeinnützigen und kirchlichen Bereich“ an. Brandl, der auch Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) im Bistum ist, nahm den Kurs ins Jahresprogramm des Diözesanbildungswerks mit auf. Als Referenten engagierte er Dr. Rainer Scherlein, den Leiter der Stabsstelle Fundraising im Erzbistum Bamberg. Scherlein hat ein Diplom in diesem Bereich und zudem ein „Handbuch Fundraising“ verfasst (siehe Kasten unten), in dem er die Wege eines professionellen Fundraisings aufzeigt.

Doch was ist eigentlich Fundraising? Scherleins Buch liefert dazu folgende Definition: „Fundraising ist der Fachbegriff für das Einwerben von Mitteln für Non-Profit-Organisationen“. Dazu zählen Geld, aber auch Sach- und Zeitspenden. Fundraising will Menschen die für sie passenden Möglichkeiten bieten, Gutes zu tun, schreibt Scherlein. „Schließlich geht es beim Fundraising stets um den Aufbau und die Pflege von Beziehungen zur Förderung eines gemeinsamen Anliegens“. In Fund-raising, das aus dem Englischen stammt, stecken die Wörter „fund“ und „to raise“, auf Deutsch: „Kapital“ und „beschaffen“. Fundraising sei jedoch mehr, als nur um Spendengelder zu werben, heißt es in Scherleins Handbuch.

Kirchliche Stiftungen

In dem Kurs, der an zwei Samstagen in Weißenburg über die Bühne ging, leitete Scherlein die Teilnehmer an, ein eigenes Fundraising-Konzept zu entwickeln. Zunächst gab es natürlich im Unterricht im Pfarrzentrum St. Willibald eine Einführung ins Thema, das Handbuch für jeden und eine Übersicht, wie und wo Fundraising funktioniert.

Seit acht Jahren ist Scherlein in Bamberg als Fundraiser aktiv und „wo sich Pfarreien mit meiner Hilfe auf den Weg gemacht haben“, seien die Projekte erfolgreich, blickt er im Gespräch mit der Kirchenzeitung selbstbewusst zurück. Zwei Schwerpunkte nennt der Diplom-Fundraiser dabei: zeitlich befristete Projekte, wie die bevorstehende Sanierung eines Kindergartens beispielsweise, und langfristige Projekte, wie der Aufbau von Gemeinschaftsstiftungen. Diese sollen dauerhaft die Arbeit in einer Pfarrei oder einem Verband finanziell mit absichern. Als Beispiel für eine solche Einrichtung sei die Jugendstiftung des Bunds der Deutschen Katholischen Jugend Eichstätt und des Bischöflichen Jugendamts genannt. Vor drei Jahren mit einem Startkapital von 52.000 Euro ins Leben gerufen, sammelt die gemeinnützige Stiftung beständig Spenden, unter anderem bei einer jährlichen Jugend-Kollekte Anfang November.

Für Scherlein ist Fundraising wichtig, „um Menschen zu gewinnen“, und „um die Beziehung zu den Gläubigen zu pflegen“. Sein Eichstätter Kollege sieht im Fundraising die Möglichkeit, mit Menschen in Kontakt zu treten, die der Kirche fern stehen oder die bisher gar nichts mit ihr zu tun hatten. Übers Fundraising könne Zugang zu einer neuen Zielgruppe gewonnen werden. Die möglichen Aktionen in einer Pfarrei beispielsweise würden „identitätsstiftend wirken und das Gemeinschaftsgefühl stärken“, glaubt Brandl. Es sei etwas Urchristliches, wenn bei solchen Projekten Menschen Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen, ergänzt er. Manchmal sei die Spendensuche erfolglos, aber „man ist mit Leuten ins Gespräch gekommen“, hebt Brandl hervor.

Im Fundraising-Handbuch findet sich eine „Spenderpyramide“, die mit dem Fundament „Breite Öffentlichkeit/Alle Gläubige“ beginnt, und dann spitz nach oben verläuft, über „Erst-, Dauer- und auch Großspender“ bis hin zu „Stiftern“. Bei diesen Zielgruppen gehe es – je nach Pyramidenstufe – darum Interesse zu wecken, eine Beziehung aufzubauen und zu intensivieren und letztlich einen Partner zu gewinnen. Brandl sieht im Fundraising auch eine Chance Menschen mit einzubinden, die nicht zu den regelmäßigen Kirchengängern gehören.

Bei allen Aktionen ist für Brandl und Scherlein Transparenz besonders wichtig. Geldspenden seien „eine großzügige Geste“ und dazu gehöre es auch, Danke zu sagen, erklärt Brandl. Die Pfarrei müsse sich rechtfertigen und ihr Projekt in allen Bereichen öffentlich machen. Dazu sei eine funktionierende Öffentlichkeitsarbeit wichtig, mit einem regelmäßigen Infobrief, mit Pressemeldungen, mit einem eigenen Internetauftritt.

Im Bistum Eichstätt, sagt Brandl, gäbe es bereits einzelne Pfarreien oder Verbände, die in Sachen Fundraising aktiv seien. Aber: „es gibt nicht wirklich etwas Systematisches“. Genau dahin soll der Weg aber gehen. Der Fortbildungskurs war ein erster Schritt, der das Interesse wecken sollte, sagt Brandl.

Andrea Franzetti, Kirchenzeitung Nr. 50 vom 15. Dezember 2013