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Stärkung für die Sternsinger

Stilla Prokisch backt seit Jahrzehnten „Drei Kini“ aus Hefeteig / Rezept aus Maria Ward-Schule

Machst’ uns heuer wieder Kini?“. Diese Frage hört Stilla Prokisch jedes Jahr aus Sternsinger-Mund. In der Küche der 76-Jährigen aus Zell an der Speck (Pfarrei Meilenhofen) entsteht nämlich schon seit Jahrzehnten ein besonderes Hefegebäck, das sich die Mädchen und Buben nach getaner Arbeit schmecken lassen – die Drei Könige.

Eigentlich sind es nur drei aneinandergelegte Teigkugeln, die nach dem Backen einen unterschiedlichen Überzug bekommen: Dunkle Schokolade, helle Schokolade und Zitronenguss sollen an die unterschiedliche Hautfarbe der drei Könige im Stall von Betlehem erinnern.

Damit es für die fast 30 Sternsinger von Zell an der Speck und Meilenhofen reicht, verwendet Stilla Prokisch drei Kilo Mehl und sechs Eier, was für etwa acht Bleche ausreicht. Ein genaues Rezept braucht die vierfache Großmutter nicht. Wie ein Hefeteig gemacht wird, das hat sie schon früh von ihrer eigenen Oma gelernt. Die drei Kini dagegen hat sie in der Eichstätter Maria Ward-Schule das erste Mal gekostet. In den späten 50er-Jahren arbeitete die Landwirtstochter die Wintermonate über in der Küche des Internats. „So war das damals“, lacht die Zellerin, die 1965 heiratete.

Fortan freute sich über das dreifach glasierte Hefegebäck ihre eigene Familie – und bald auch die Sternsinger. Zu den Prokischs, deren Haus am Ortsrand liegt, gingen sie stets am Ende ihrer Tour und bekamen zu ihrer Freude warmen Tee und Kini vorgesetzt. Damals waren auch die zwei Prokisch-Söhne mit von der Partie.

Heute sind die Enkel als Sternsinger unterwegs. Carolin zum Beispiel war schon oft dabei. Mit ihren 18 Jahren ist die angehende Elektronikerin die derzeit dienstälteste Ministrantin aus Zell. Beim Anstreichen der Kini, „da haben wir als kleine Kinder schon geholfen“, erzählt sie. Auch heute noch unterstützt sie die Oma jedes Jahr beim Backen, dreht aus dem Hefeteig auf der bemehlten Arbeitsplatte mandarinengroße Kugeln, die nebeneinander aufs Backblech gelegt werden und dort nochmals etwa 20 Minuten zugedeckt gehen müssen, ehe sie in den Ofen geschoben werden. Weitere 20 Minuten später duftet es verlockend in der kleinen Küche, deren Wände übersät sind mit Familienfotos und alten Kinderzeichnungen. Noch warm wird das Hefegebäck dann mit dreierlei Glasur verziert.

Obwohl sie das frische Zubereiten der Kini mehrere Stunden kostet, will Stilla Prokisch nicht von Arbeit sprechen, „weil ich’s ja gern mach“. Seit sieben oder acht Jahren findet die Verköstigung nicht mehr bei ihr daheim statt, weil sich die Zeller Sternsinger mit den Meilenhofenern zusammengetan haben und im dortigen Ministranten Gemeinschaftsraum zusammensitzen, nachdem sie aus ihren Sternsingergewändern geschlüpft sind.

Neben den Hefeteig-Kini entsteht in Stilla Prokischs Küche noch ein anderes Backwerk, für das sich allerdings eher die Vierbeiner begeistern: Sie fertigt die salzigen Lecksteine, die die Pferde beim Meilenhofener Leonardiritt im November bekommen.                            

Gabi Gess, Kirchenzeitung Nr. 1 vom 4. Januar 2015