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Städte, Schlösser und Kirchen

Auf den Spuren des Deutschen Ordens im fränkischen Teil des Bistums Eichstätt

Warum denn in die Ferne schweifen? Diese Frage ist im Fränkischen Seenland zu stellen, das nicht nur reich an reizvollen Landschaften und vielfältigen Naturschönheiten ist, sondern auch an Geschichte und Kultur. So hat der Tourismusverband das Jahr 2014 unter das Thema „Der Deutsche Orden im Fränkischen Seenland“ gestellt. Denn der Deutsche Orden spielte sowohl in der europäischen, wie vor allem in der fränkischen Geschichte eine bedeutende Rolle. Diese soll im Themenjahr durcheine Vielzahl von Veranstaltungen in den Blick genommen werden.

Der Deutsche Orden

Gegründet wurde der Orden zunächst als Krankenpflegeorden während des dritten Kreuzzuges 1190 vor der Hafenstadt Akkon im Heiligen Land. Acht Jahre später wurde er in einen geistlichen Ritter-orden umgewandelt, den „Orden der Brüder vom Deutschen Haus Sankt Mariens in Jerusalem“, besser bekannt als „Deutscher Orden“. Nachdem die Kreuzzüge scheiterten, suchte der Orden nach einer neuen Aufgabe und fand sie am Ostseestrand – mit der Missionierung und Unterwerfung der Pruzzen und des Baltikums.

Im Osten gelang es dem Orden  ein geschlossenes Herrschaftsgebiet mit dem Zentrum Marienburg aufzubauen. Im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation gehörte Franken zu den Gebieten, wo der Ordensbesitz – rund 300 Niederlassungen um das Jahr 1300 – konzentriert war.

Die Verwaltung des Besitzes war dreigliedrig organisiert. Einzelbesitz wurde zu einer Kommende zusammengefasst, mehrere Kommenden bildeten eine Ballei, von denen es im Reich zwölf gab. Diese unterstanden dem Hochmeister des Ordens, der seinen Sitz nach der Reformation in Bad Mergentheim hatte.

Zentrum der Ballei Franken mit ihren 25 Kommenden, die wichtigste und reichste Ballei im Reich, war Ellingen als Sitz des Landkomturs mit seinem Schloss. Dessen Hauptbau entstand zwischen 1718 und 1721 unter Landkomtur Karl Heinrich von Hornstein, der 1724 auch das Schloss in Absberg erbauen ließ, seinen fünf Gotteshäusern, Schloss-, Pfarr-, Maximilians- und Elisabethkirche sowie Maria Hilf-Kapelle, und dem wahrscheinlich ältesten „Schwarzbau“ Deutschlands, der Ellinger Stadtmauer. Diese hatte der Orden nach der Verleihung des Stadtrechts 1378 errichtet, obwohl der Kaiser das Stadtrecht eine Woche später auf Druck Weißenburgs widerrief.

Im Rahmen des Themenjahrs ist im Kulturzentrum Ostpreußen im Westflügel des Ellinger Schlosses  bis 31. Dezember die Gemäldeausstellung „Auf den Spuren des Deutschen Ordens in Deutschland und Europa“ zu sehen, eine Gemäldedokumentation des Malers Reinhard Bergmann, der die architektonische Spuren des Ordens in Deutschland und darüber hinaus besucht hat und seine Eindrücke künstlerisch dokumentierte. So entstand ein eindrucksvolles Gesamtbild der Wirkungsgeschichte des Ordens in Europa.

Die Minnesängerstadt

Das Deutschordenshaus als Stiftung der Grafen von Wertheim an der Tauber wird 1236 als erster Besitz des Deutschen Ordens in Eschenbach, das seit 1917 Wolframs-Eschenbach heißt, schriftlich erwähnt. Der Orden erwarbin den folgenden Jahren nach und nach den gesamten Ort und errichtete eine Kommende, die jedoch Anfang des 14. Jahrhunderts ihre Selbständigkeit verlor und der Kommende Nürnberg angegliedert wurde, die Eschenbach durch einen Vogt verwalten ließ.

1332 erhielt die Ballei Franken  für ihr Dorf Eschenbach von Kaiser Ludwig dem Bayern das Weißenburger Stadtrecht, das heißt, Befestigungsrecht, Marktprivilegien und Halsgerichtsbarkeit. Bis 1440 erfolgte dann der Bau der Stadtmauer, deren Grundriss einem wehrhaften Schild ähnelt, mit zwei Stadttoren als einzigem Einlass in die Stadt.

Konnten die Ordensritter in Preußen, ihrem Kernland, längst schalten und walten, wie sie wollten, so stiegen sie innerhalb des Heiligen Römischen Reiches in Eschenbach erstmals zum uneingeschränkten Stadtherrn auf und erhielten damit die Möglichkeit, zu zeigen, was sie konnten. Denn der Deutsche Orden wollte nach eigener Aussage „schöne Städte“ und „köstliche Häuser“ errichten.

Zunächst waren die neuen Stadtherren damit beschäftigt, in Eschenbach die Saalkirche aus dem 12. Jahrhundert durch eine größere Ordenskirche zu ersetzen. Dabei orientierten sich die Ordensbrüder und ihre Baumeister an architektonischen Neuerungen. So gehören die drei unteren spätromanischen Geschosse des Turmes des Münsters der Zeit um 1250/60 an und verweisen auf die Bauhütte von St. Sebald in Nürnberg. Der frühgotische Chor, der um 1260/70 erstellt wurde, gibt mit geradem Abschluss einen Hinweis auf den Einfluss des Zisterzienserordens. Im Langhaus, das der Zeit zwischen 1270 bis 1310 zuzuordnen ist, sind Anklänge an die Bauweise der Bettelorden bemerkbar. Mitte des 15. Jahrhunderts wurde der Turm mit 63 Metern zum höchsten Kirchturm in der Diözese Eichstätt ausgebaut. Das Ordenswappen auf dem farbig eingedeckten Kirchturmdach kündet seit 1956 weithin sichtbar von der einstigen Herrschaft.

Ende des 15. Jahrhunderts wurde  die obere Hauptstraße durch Giebelhäuser mit reichem Fachwerk zur Prachtstraße und ein Jahrhundert später das übrige Stadtzentrummit Bauwerken der weltlichen Macht, wie Zehentstadel, Schloss und Altem Rathaus, repräsentativ gemacht.

Heute ist im Alten Rathaus das Museum Wolfram von Eschenbach untergebracht, in dem bis zum 30. September die Sonderausstellung „Der Deutsche Orden in Eschenbach“ läuft. Es werden bedeutsame Urkunden und Baupläne gezeigt, eine aus dem Jahr 1490 stammende Weihnachtskrippe sowie ein Galaschwert. Das auffälligste Exponat ist sicher der „Eheprügel“ aus dem 17. Jahrhundert. Dieser wurde für Jedermann sichtbar als „Schandstrafe“ vor den Häusern von Ehemännern aufgehängt, die sich von ihren Frauen verprügeln ließen.

Spuren des Deutschen Ordens im fränkischen Teil des Bistums Eichstätt findet man auch bei der Stadtpfarrkirche St. Johannes der Täufer in Hilpoltstein, die nach Plänen des Deutschordensbaumeister Franz Keller barockisiert wurde, bei der 1775 vom Baumeister des Ordens Matthias Binder errichteten Pfarrkirche St. Augustinus, dem Schloss in Stopfenheim, der Pfarrkirche St. Vitus in St. Veit, heute ein Ortsteil von Pleinfeld, und im alten Pfarrhaus sowie im Deutschordensschulhaus in Röttenbach.

Im Themenjahr erinnert zum Beispiel das Fürstliche Brauhaus in Ellingen mit einem „Deutscher Orden“-Edelsud mit Sonderetikett an einstige Größe und am 12. Juli macht sich eine Oldtimerralley auf die Spuren des Ritterordens. Start und Ziel wird Wolframs-Eschenbach, Mittagspause in Ellingen sein.

Klaus Kreitmeir, Kirchenzeitung Nr. 26 vom 29. Juni 2014

Weitere Informationen zur Ralley, zu Spezialführungen in Absberg, Ellingen und Wolframs-Eschenbach und Konzerten bei Tourismusverband Fränkisches Seenland, Postfach 1365, 91703 Gunzenhausen, Tel. 09831/5001-20, Fax: 5001-40, E-Mail: „info(at)fraenkisches-seenland(dot)de“ oder unter „www.fraenkisches-seenland.de/ infomaterial“.