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Predigtreihe eine „Irreführung der Öffentlichkeit“

Generalvikare von Bamberg und Eichstätt fordern Absetzung / Fragen an Dompropst Isidor Vollnhals

Eichstätt/Bamberg/Nürnberg (red) Die Absage der Fastenpredigtreihe „Kirche – Konzil – Konsequenzen“ der katholischen Stadtkirche in Nürnberg auf Intervention der Generalvikare von Bamberg und Eichstätt sorgt für Wirbel. Die katholischen Gemeinden in der Stadt Nürnberg gehören zu etwa zwei Dritteln zum Erzbistum Bamberg und zu einem Drittel zum Bistum Eichstätt.

In einer gemeinsamen Stellungnahme schreiben Georg Kestel (Bamberg) und Isidor Vollnhals (Eichstätt), die geplante Reihe der Predigten „bedeutet mit ihrer öffentlich vorgestellten Themenbeschreibung eine Irreführung der Öffentlichkeit“. Zu den eingeladenen Predigern gehörten unter anderen die Regensburger Kirchenrechtlerin Prof. Dr. Sabine Demel und der frühere Generalvikar im Erzbistum Wien, Pfarrer Helmut Schüller. Er ist Sprecher der kirchenkritischen „Pfarrer-Initiative“.

Die Veranstalter zeigten sich über die Aufforderung zur Absetzung enttäuscht, „zahlreiche Priester, Diakone und ehrenamtliche Mitarbeiter innerhalb der Stadtkirche hätten wütend und entsetzt reagiert“, der Vorstand des Katholikenrats Nürnberg sprach von Zensur. Die KiZ stellte Generalvikar Dompropst Isidor Vollnhals Fragen zu den Vorgängen um die abgesetzte Predigtreihe.

KiZ:Herr Generalvikar, Sie und Ihr Kollege aus dem Erzbistum Bamberg haben den Nürnberger Stadtdekan Hubertus Förster aufgefordert eine Veranstaltungsreihe mit Fastenpredigten zum Zweiten Vatikanischen Konzil in der vorgesehenen Form abzusetzen. Jetzt steht das böse Wort Predigtverbot im Raum.

Generalvikar Dompropst Isidor Vollnhals: Der entscheidende Punkt ist, dass die Bischöfe von Bamberg und Eichstätt darauf Wert legen, dass es hier um Gottesdienste geht und dass niemand einen Gottesdienst und eine Predigt für politische Aktionen missbrauchen darf. Der eingeladene österreichische Priester Helmut Schüller, der durch die Gründung einer Initiative bekannt geworden ist, die europaweit zum „Ungehorsam in der Kirche“ aufruft und sich für das Frauenpriestertum und gegen den Zölibat einsetzt, gehört zu den eingeladenen
„Predigern“. Mit seinen Thesen, da sind wir uns in Bamberg und Eichstätt einig, würde ein Gottesdienst zu einer Politaktion herabgewürdigt. Das Anliegen, um das es den Eingeladenen geht, mag in einer Bildungsveranstaltung mit Diskussion seinen Platz haben, in einer Predigt beim Gottesdienst hat es nichts verloren.

Sie sehen sich dem Vorwurf ausgesetzt, Sie wollten kritische Geister mundtot machen.
Dompropst Vollnhals: Es gibt keine Einrichtung, in der ein leitender Mitarbeiter Dinge tut, die nach den Statuten einfach unmöglich sind. Wenn der Trainer des 1. FC Nürnberg einen exzentrischen Spieler von auswärts einlädt, und der kündigt an, dass er sich nicht an die Regeln halten will, dann wird das Präsidium deutlich sagen: Lieber Trainer, den lädst du wieder aus.

Sie sprechen in Ihrer gemeinsamen Erklärung von einer „Irreführung der Öffentlichkeit“ – aus Irrtum oder Vorsatz?
Dompropst Vollnhals: Die Gläubigen dürfen erwarten, dass in einem Fastengottesdienst im Rahmen der kirchlichen Lehre die Botschaft verkündet wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Theologe so naiv ist nicht zu wissen, was Pfarrer Schüller will.

Die beiden Vorsitzenden des Nürnberger Katholikenrats haben die Absage gegenüber den Medien bedauert und zu Protokoll gegeben: „Leider muss auch in diesem Fall von Zensur gesprochen werden.“ Zu einem funktionierenden Gesprächsprozess gehöre auch, „dass man kritische Stimmen aushält“.
Dompropst Vollnhals: Zensur sagt: Jemandem wird der Mund verboten. Es sagt doch niemand, dass hier bestimmte Leute bestimmte Sachen nicht äußern dürften, es gibt kein Hausverbot oder ähnliches. Es hat nichts mit Dialog zu tun, wenn eine Fraktion den Gottesdienst missbraucht, um ihre Meinung durchzusetzen.

Der Druck der Bistumsleitungen in Bamberg und Eichstätt auf die Katholische Stadtkirche Nürnberg ist den Laienvertretern nicht nachvollziehbar. Ist die Verwunderung darüber für Sie nachvollziehbar?
Dompropst Vollnhals: Die Aussage der Veranstalter, man habe nicht mit einer solchen heftigen Reaktion auf die Intervention der Bistümer gerechnet, lässt ja durchaus die Frage zu, ob es an entscheidender Stelle nicht am nötigen Problembewusstsein mangelt. Wir werden da von Seiten beider Diözesen weiterhin im Gespräch bleiben, um solche Vorfälle künftig zu vermeiden, in dem wir klarstellen, was ist möglich in einem Gottesdienst und was nicht.
    
Interview: Michael Heberling, Kirchenzeitung Nr. 6 vom 10. Februar 2013